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Liebe Leserinnen und Leser, dieser CHANCEN Brief hat einen Europa-Bias. Der Chef der Brüsseler Generaldirektion Forschung und Innovation, Jean-Eric Paquet, reiste zur EU-Forschungsraumkonferenz nach Berlin – Das ist wichtig. Der nächste Präsident des Europäischen Forschungsrats heißt Mauro Ferrari (Personalien), und um Erasmus geht es in der Fußnote. Weitere wissenschaftlich relevante Neuigkeiten gibt es zum Wankelmut von Peers, und Dr. acad Sommer zeigt Promovenden in der Schaffenskrise elegante Umwege zum Ziel. |
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Jean-Eric Paquet und die Bürokratie Vielleicht haben am Dienstag nur wenige den ganztägigen Livestream der BMBF-Konferenz zum Europäischen Forschungsraum in Berlin verfolgt. Rund 300 nationale und internationale Experten hatte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek nach Berlin gebeten, darunter Jean-Eric Paquet. Der Chef der Brüsseler Generaldirektion Forschung und Innovation (Organigramm) steht Kraft seines Amtes für die Brüsseler Bürokratie, die so viele ja so gut zu kennen meinen: Verknöchert, unzugänglich und kleingeistig sind die noch freundlichsten Attribute, mit denen Wissenschaftler an der Basis die Brüsseler Forschungsverwaltung bedenken. Diese Vorstellung brachte Karliczeks Stargast am Dienstag nun gleich in mehrfacher Hinsicht ins Wanken. So forderte Paquet Wissenschaftler, Institute und Hochschulen nicht nur explizit auf, die nach den Europawahlen am 26. Mai anstehende Reformdebatte zum künftigen Europäischen Forschungsraum mit ihren Vorschlägen zu prägen. Paquet nahm chronischen Brüssel-Skeptikern auch den Wind aus den Segeln, indem er die getreuliche Umsetzung der Wünsche und Beschlüsse in die Realität versprach: „Bureaucracy will find a way, dont worry!“ Bauen, Forschen und Studieren Als ob sie sich abgesprochen hätten: Am Montag kam der Wissenschaftsrat mit seinen jüngsten Beschlüssen zum Forschungsbau um die Ecke, und zwei Tage später versammelten sich Vertreter der 57 Studierendenwerke in Deutschland zur Wohnheimtagung in Weimar. Anders als beim Forschungsbau konnten sich Bund und Länder noch nicht zusammenraufen, um das studentische Wohnen zu fördern. Für das Deutsche Studentenwerk ist das ein Dauerthema im politischen Lobbying. Teilerfolge gibt es immerhin: Im Berliner Koalitionsvertrag kündigte der Bund an, studentisches Wohnen und den Wohnheimbau fördern zu wollen. Derzeit lebt noch nicht einmal jeder zehnte Studierende in einem Wohnheim (9,6 Prozent), Tendenz fallend. Das erklärt das DSW nicht zuletzt mit dem starken Anstieg der Studierendenzahlen. Während die Studienplätze seit 2008 um 48 Prozent stiegen, erhöhte sich die Zahl der Wohnheimplätze um lediglich 9 Prozent. Kurz notiert: wankelmütige Peers, Promotionen und das Weinstein-Stigma Mehr als die Hälfte der Gutachter traut ihrem eigenen Urteil nicht und passt ihre Meinung an die Einschätzung anderer Peers an, berichtet Times Higher Education unter Berufung auf eine Harvard-Studie +++ Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) denkt wenige Tage vor den Kommunalwahlen laut über ein Medizinstudium für Landärzte nach (Tagesspiegel) +++ Die Bundesregierung beschließt die Novelle des Berufsbildungsgesetzes und sagt gegen das Nein der Hochschulrektorenkonferenz Ja zu neuen Berufsbezeichnungen wie "Geprüfte/r Berufsspezialist/in", "Bachelor Professional" oder "Master Professional". Mit ihnen will Bundesministerin Anja Karliczek die Gleichwertigkeit der beruflichen mit akademischen Qualifikationen verdeutlichen (BMBF) +++ In Großbritannien testen Universitäten eine neue Technologie zur Überwachung von Meinungen und Aussagen in Sozialen Netzwerken (Times Higher Education) +++ Kooperative Promotionen bleiben in Deutschland die Ausnahme, auch wenn ihre Anzahl zwischen 2015 und 2017 um 47 Prozent gestiegen ist. Lediglich 551 Promotionen wurden von Unis und FH betreut, das macht an allen Promotionen einen Anteil von 2,1 Prozent aus, meldet die HRK unter Berufung auf eine Befragung an Unis. Fachhochschulen wurden nicht befragt +++ Noch gesunder Wettbewerb zwischen zwei Landesuniversitäten oder doch schon ein Fall für die Mediation? In einem Hintergrundbeitrag berichtet die Mitteldeutsche Zeitung über Ambitionen der Universitäten Halle-Wittenberg und Magdeburg +++ Turbulenzen in Harvard: Der Jura-Professor und Staranwalt Ronald S. Sullivan legt das Mandat im prominenten Weinstein-Fall nieder, kurz nachdem ihm die Uni via Mail mitgeteilt hatte, dass er und seine Frau, Stephanie Robinson, nicht noch einmal mit Leitungsaufgaben im Dekanat betraut würden (InsideHigherEd). |
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Mauro Ferrari übernimmt ERC-Präsidentschaft im Januar Die Europäische Kommission hat Mauro Ferrari zum nächsten Präsidenten des Europäischen Forschungsrats ernannt. Der gebürtige Italiener übernimmt die Aufgabe am 1. Januar von Jean-Pierre Bourguignon. Der Ernennung war eine längere Findungs- und Auswahlphase vorausgegangen. Zur Findungskommission gehörte unter anderem die Schweizer Wissenschaftsforscherin und ehemalige ERC-Präsidentin Helga Nowotny. Das ERC-Budget beläuft sich auf jährlich rund 1,8 Milliarden Euro. Weitere Informationen hier entlang. Birgit Hesse soll Landtagspräsidentin in Schwerin werden Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaft muss sich auf einen Wechsel im Wissenschaftsministerium einstellen. Birgit Hesse (SPD) soll Landtagspräsidentin in Schwerin und damit Nachfolgerin der Ende April verstorbenen Sylvia Bretschneider werden. Die Wahl ist am 22. Mai. Erst Anfang Mai hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in ihrem rot-schwarzen Kabinett eine personelle Lücke kurzfristig schließen müssen. Matthias Brodkorb warf Anfang Mai als Finanzminister hin, das Ressort übergab Schwesig an Reinhard Meyer, dem damaligen Chef der Schweriner Staatskanzlei (CHANCEN Brief, 2. Mai). Carola Jungwirth wird HRK-Vizepräsidentin für Lehre und Studium Das Präsidium der Hochschulrektorenkonferenz ist wieder komplett. Die HRK-Mitgliederversammlung wählte Carola Jungwirth zur Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist Rektorin an der Universität Passau, sie übernimmt das Amt am 1. Juni von Holger Burckhart (Universität Siegen). Mai Thi Nguyen-Kim und Harald Lesch erhalten renommierten Journalistenpreis Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für kritischen Journalismus geht in diesem Jahr an die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim und den Astrophysiker Harald Lesch. Beide präsentieren, erklären und hinterfragen wissenschaftliche Erkenntnisse auf allgemein verständliche Weise. Harald Lesch ist Professor an der LMU in München, Moderator beim ZDF und pflegt einen eigenen YouTube-Kanal. Mai Thi Nguyen-Kim wurde über YouTube bekannt, lehrt Wissenschaftskommunikation am Nawik in Karlsruhe und moderiert im WDR Fernsehen die Sendung „Quarks“. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wird im November in Köln verliehen. Titelblamage für AfD-Europakandidat Gunnar Beck Auf den Stimmzetteln zur Europa-Wahl findet sich ein Fehler. Der AfD-Kandidat Gunnar Beck aus Neuss ist dort mit einem Professorentitel gelistet, den er nach Informationen des nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministeriums nicht führen darf. Beck lehrt an der University of London als sogenannter „Reader“. Diese akademische Berufsbezeichnung sei im Deutschen mit einer außerplanmäßigen Professur vergleichbar, meint Beck. Das NRW-Wissenschaftsministerium sieht das anders und steht damit nicht allein. Die AfD reagierte auf den Proteststurm und strich den Titel auf der Webseite der Partei. Die Stimmzettel können nicht mehr korrigiert werden (Tagessschau, Deutschlandfunk). Job: Gender Consulting in Stuttgart Allen Sonntagsreden, Ankündigungen und Selbstverpflichtungen zum Trotz ist Gleichstellung in der Wissenschaft längst nicht erreicht. In der Gender-Arbeit geht aber nicht nur ums Überzeugen, es geht ganz schlicht auch um Informationsvermittlung. Die Gleichstellungsstelle der Universität Stuttgart hat für Gender Consulting eine Stelle zu besetzen. Weitere Informationen dazu findet sich im Stellenmarkt der neuesten ZEIT. |
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Liebe Frau Dr. acad. Sommer, mein letztes Jahr als Promovierende war sehr quälend. Obwohl ich glaube, einen Arbeitsplan und eine vernünftige Gliederung zu haben, komme ich einfach nicht mit meiner Dissertation weiter. Ich vermeide die Arbeit und bekomme Panik vor dem Berg unerledigter Aufgaben. Mein Betreuer interessiert sich für Fortschritte, was den Druck erhöht und dazu führt, dass ich mich wie gelähmt fühle. Ich bin kurz davor, die Arbeit abzubrechen. Dabei liebe ich die wissenschaftliche Tätigkeit. Liebe Frau X, „Mit dem Wissen, wächst der Zweifel …“, sagte schon der olle Goethe. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Ihnen angesichts eines zumeist doch unplanbaren Dissertationsvorhabens mulmig wird. Es kann sein, dass Sie zu den Wissenschaftler*innen gehören, die sich stark mit Selbstzweifeln herumplagen müssen. Und hier liegt vielleicht auch die Lösung. Zwar sind Sie es, die diese Arbeit verfasst, aber es ist nicht die Dissertation, die SIE ausmacht. Vielen von mir beratenden Promovierenden hat geholfen, zwischen der eigenen Person und dem Forschungsprojekt zu trennen. Ich finde es in dieser Situation auch wichtig, sich wieder (rück-) zu besinnen auf und anzuknüpfen an die eigene Motivation zur Promotion/zum Thema. Es kann ein Bündel an Wünschen und Phantasien sein, die Sie beflügeln können oder auch ängstigen. Sammeln und sortieren Sie die verschiedenen Aspekte mit Unterstützung/Begleitung einer anderen Person. Entscheiden Sie dann, wie Sie damit weiter umgehen möchten. So kann es zum Beispiel sinnvoll sein, den Selbstzweifel „gehöre ich an diese Universität?“ ganz klar mit JA zu beantworten, weil Sie es bis dahin geschafft haben. Die Qual der „richtigen“ Fragestellung / Methode / Theorie ist dagegen etwas, was Sie Schritt für Schritt angehen müssen. Deshalb würde ich Ihnen ganz viel Mut zusprechen einfach mit dem Anfangen anzufangen:
Im Großen und Ganzen handelt es sich bei der Fertigstellung Ihrer Dissertation um einen Emanzipationsprozess, in dem Sie eigenverantwortlich und selbstbefähigend im Rahmen Ihres Nachdenkens und Könnens ein überschaubares Werk vollbringen, das so wird, wie es zu Ihnen passt. Dies erfordert eine gute Einschätzung und Akzeptanz der Ressourcen (Zeit/Material/Geld), der Beziehungen (Betreuung/Unterstützungsnetzwerk) und Ihrer wachsenden Kompetenz. Ich wünsche Ihnen eine unvergessliche, intensive Zeit mit Ihrer wahrscheinlich einzigen und einzigartigen Dissertation. Dr. Iris Koall ist Supervisorin (DGSv), Wissenschaftscoach und Mitglied im Coachingnetz-Wissenschaft. Im ZEIT CHANCEN Brief berät sie die Scientific Community als "Dr. acad. Sommer“. |
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Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym eine Frage! |
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»Dort sagt mir jeder Baum eine Geschichte« Was ist für Sie Heimat? Das wollten wir in der VermächtnisStudie von den Deutschen wissen – und haben diese Frage nun Heimatminister Horst Seehofer gestellt Verbindend, nicht trennend Was die Deutschen unter Heimat verstehen, beschreibt Jacob Steinwede vom infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft Weg vom Klischee Wer Germanistik oder eine andere Geisteswissenschaft studiert, steht unter ständigem Rechtfertigungsdruck. Das muss aufhören Wohin zum Studium? Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) untersucht jedes Jahr beliebte Studiengänge. Die Ergebnisse zum Ranking in den Fächern Romanistik, Germanistik und Anglistik liegen jetzt vor Eine politische Klatsche Die European University Association vertritt 850 Hochschulen. In ihrer Führung ist Deutschland jetzt nur mit halber Kraft vertreten Geistesblitze für alle Wissenschaftler halten soziale Netzwerke oft für oberflächlich. Ein Fehler, findet die Historikerin Hedwig Richter – Twitter habe ihre Forschung besser gemacht Ich habe einen Freund verloren In der Rushhour des Lebens zählt jeder Tag. Leider nicht nur dann Zur aktuellen Ausgabe |
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Vielleicht sei es ein Klischee, sagte neulich jemand zu mir, vielleicht aber auch die Wahrheit: dass Erasmus das gelungenste Europa-Projekt aller Zeiten gewesen sei. Ich selbst gehöre auch zu den rund drei Millionen Studierenden, die mitmachen durften. Ein Jahr Oxford, das war 2005/06. Ein Jahr – sich auf Englisch verhaspeln, auf Englisch Essays schreiben. Anderes Essen, andere Sitten. Sich fremd fühlen, sich heimisch fühlen. Liebe, Liebeskummer, Freundschaften. Deutschland, Europa, die Welt. Als ich letztes Jahr für wenige Tage an meinen Erasmus-Ort zurückkehrte, durch den hallenden Innenhof der Bodleian Library spazierte, mich zurückerinnerte, tat für einen kurzen Augenblick mein Herz weh vor Glück und Dankbarkeit für diese Zeit. – Die Dokumentation "Erasmus: Europa für alle?" ist gerade in der Arte-Mediathek zu sehen. Anna-Lena Scholz |
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