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Niendorf kämpft um Flüchtlinge
Anwohner, die darum kämpfen, dass Flüchtlinge bei ihnen wohnen bleiben? Genau das geschieht gerade in Niendorf, wo die Unterkunft in der Paul-Sorge-Straße beim Tibarg-Center Ende April geschlossen werden soll. Im Moment leben dort etwa 90 Menschen, ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. »Die Bewohner sind sehr gut integriert, man grüßt sich. Wir wollen zumindest erreichen, dass die Familien nicht über alle Bezirke verstreut werden – und das mitten im Schuljahr«, sagt Ernst Ludwig Galling, der gegenüber wohnt und sich ehrenamtlich als Sporttrainer engagiert. Deshalb hat er zusammen mit Florian Wietz eine Online-Petition gestartet. Mehr als 300 Unterstützer gibt es bislang. Adressat der Petition ist Kay Gätgens, Leiter des Bezirkamts Eimsbüttel. Dort kennt man das Problem – und die engagierten Ehrenamtlichen. »Auch wenn das Bezirksamt nicht direkt für die Unterbringung zuständig ist, sehen wir uns als Vermittler«, sagt der Sprecher Andreas Aholt. Für Montag habe man zu einem Termin eingeladen, bei dem sich alle Beteiligten zusammensetzen. »Wir wollen eine vernünftige Lösung, gerade für die Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter. Da hängen wir auch nicht dogmatisch am 30. April als Umzugstermin«, so Aholt. Na, das klingt doch gut! Vielleicht hat also die Petition schon etwas gebracht, Aufmerksamkeit nämlich. Auch für dieses schöne Beispiel von Integration.
Gangster-Revival
Früher war auch nicht alles besser. In den Achtzigern heizten rivalisierende Gangs die Stimmung im Kiez auf: die Streetboys und die Breakers mit ihren Bomberjacken, die Löwen-Hooligans, die Rockabilly-Teds, die Mods in Anzügen auf Vespa-Rollern. Hätte man sich damals getroffen, die Begegnung hätte vermutlich in einer Schlägerei geendet. Dass man sich irgendwann friedlich zusammensetzen würde – undenkbar! Auf die Idee eines gemeinsamen Treffens kam Michael Ruge von den Breakers, der die Feinde von damals auf Facebook kontaktierte. Auf welcher Plattform sonst sollten sich die starken Jungs von früher auch treffen? Ganz so sicher, ob das alles klappt, war sich Ruge vor dem ersten Treffen im vergangenen Jahr aber trotzdem nicht: »Ich konnte die Nacht vorher nicht schlafen, weil ich dachte, oh Gott, hoffentlich knallt es nicht«, erzählt er den ZEIT:Hamburg-Kollegen Oliver Hollenstein und Sebastian Kempkens beim gemeinsamen Gespräch mit vier anderen ehemaligen Gangmitgliedern, inzwischen alles Männer um die 50. Heute ist den Gegnern von einst die Gemeinsamkeit klar: die Stadt. »Alle haben denselben Dialekt, den gleichen Humor«, sagt Cihan Yilmaz, Mitbegründer der Streetboys. Damals bestand ein großer gemeinsamer Nenner in Gewalt und Brutalität. »Ich habe oft erlebt, dass zehn Mann auf einen losgegangen sind. Da habe ich schwer geschluckt«, sagt einer. Und ein anderer: »Ich fühlte mich richtig scheiße, weil da einer gestorben ist! Ich konnte aber mit niemandem drüber reden.« Warum die Gangs trotzdem ihren Reiz hatten und wie die Männer heute leben, darum geht es im Interview in der aktuellen Ausgabe der ZEIT:Hamburg oder hier digital. |
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