| »Wir informieren in erster Linie, wir verhandeln da nicht«
Gestern blickten die Mitarbeiter des Windkraftanlagenherstellers Senvion gebannt nach Hamburg, den Sitz der Firmenzentrale. Angesichts der Unternehmenspläne, insgesamt 730 Stellen in Deutschland zu streichen – davon laut IG Metall 75 am Hauptsitz in Hamburg – und unter anderem den Standort Husum zu schließen, setzten viele Hoffnung in das Treffen von Vertretern der IG Metall Küste, Senvion-Betriebsräten sowie Bürgermeistern der betroffenen Kommunen. Vorher protestierten mehr als 400 Beschäftigte gegen die Stellenstreichungen. Die Gesprächsrunde habe dann gezeigt: »Die Betriebsräte haben viele gute Ideen, wie sich das Unternehmen für die Zukunft besser aufstellen kann. Dafür müssen keine Standorte geschlossen und nicht Hunderte Beschäftigte entlassen werden«, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter IG Metall Küste. Wie das aussehen könnte, erklärte uns Heiko Messerschmidt von der IG Metall: Man könne etwa an das Wiedereingliedern ausgelagerter Fertigungsprozesse denken. Zwar sei der Markt stark in Bewegung, und die im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgeschriebene Deckelung des Ausbaus werde Folgen haben, räumte Messerschmidt ein. »Aber die greift erst ab 2020. Somit ist es voreilig, sich jetzt vom deutschen Markt zu verabschieden.« Senvion hatte diese Pläne Mitte März verkündet und unter anderem mit »starkem Preisdruck sowie einer Verschiebung der Absatzmärkte in Richtung der Wachstumsregionen Südamerika und Asien« argumentiert. Der Vorstandschef von Senvion, Jürgen Geißinger, fehlte übrigens am Runden Tisch. »Ein unschönes Signal«, befand Messerschmidt. Gleiches gilt wohl auch für das, was ein Senvion-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte: »Wir sind gesprächsbereit, ziehen aber ein anderes Gesprächsformat vor. Die Fakten sind auf dem Tisch. Wir informieren in erster Linie, wir verhandeln da nicht.«
Anabolika-Doping gab’s auch im Westen
Viel ist recherchiert, geschrieben, gesendet und diskutiert worden über generalstabsmäßiges Doping ostdeutscher Spitzenathleten zu DDR-Zeiten. Wie rein das Gewissen westdeutscher Sportler diesbezüglich ist, hat in Publikationen weit weniger eine Rolle gespielt – bisher. Pharmazeut Simon Krivec, Doktorand der Universität Hamburg, ändert gerade viel an diesem Umstand, genauer gesagt: seine noch unveröffentlichte Dissertation. Die förderte laut ARD-Dopingredaktion, die in der »Sportschau« darüber berichtete, zutage: 31 westdeutsche Athleten haben ihr Leistungsvermögen mit der Einnahme von Anabolika gesteigert – im Zeitraum zwischen 1960 und dem Ende der 1980er-Jahre, den Krivec in seiner Arbeit untersucht. 121 Athleten insgesamt hatte er zum Thema Doping angeschrieben, 61 antworteten ihm, gut die Hälfte gab es zu. »Es war erstaunlich, in welcher Offenheit sich viele Athleten geäußert haben«, sagte uns Krivec gestern. Sechs Sportler hätten auch der Nennung ihres Namens in der Dissertation zugestimmt, die nächste Woche erscheinen soll, wie Krivec ankündigte. Auf die Resonanz dürfte der Krefelder Krivec gespannt sein. Das mediale Echo in Folge des »Sportschau«-Berichts jedenfalls habe ihn nach eigener Aussage »schon überrascht«.
Hamburg räumt Mittwoch auch unter Wasser auf
Was sich so in Hamburgs Gewässer findet – Taucher von Polizei, Feuerwehr und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft staunen alljährlich aufs Neue. Morgen von 11 bis 13.30 Uhr gehen 20 von ihnen erneut auf Tauchstation, diesmal um den Alsterbereich an der Kennedybrücke vom Schrott zu befreien. Seit 2001 gebe es die Aktion, quasi das Highlight im Rahmen der Stadtputz-Initiative »Hamburg räumt auf!«, immer an verschiedenen Stellen, immer in Brückennähe, erzählt Andree Möller von der Kommunikationsabteilung der Stadtreinigung. Und sie lohnt sich jedes Mal: Möllers Schätzungen zufolge bergen die Taucher jedes Mal drei bis fünf Tonnen Müll aus dem Wasser, »von Einkaufswagen über Mopeds und Rädern bis hin zu alten Zigarettenautomaten«. Der skurrilste Fund sei ein Tresor gewesen, »aber der war leer«. Und den einen großen Sensationsfund – den gab es leider noch nicht. »Auf Störtebekers Schatz warten wir noch«, berichtet Möller augenzwinkernd. Ob sich eventuell ein Taucher damit absetzen würde? Kaum vorstellbar, »schließlich ist ja die Polizei direkt beteiligt«, so Möller. Auch Privattaucher waren in der Vergangenheit schon dabei sowie ein Stadtreinigungsmitarbeiter mit dem Hobby Tauchen und dem passenden Namen: Matthias Feucht. Ein Politiker habe übrigens auch schon teilgenommen, erzählt Möller, ein früherer Innensenator. Na, wer ist gemeint? Ein Hinweis vielleicht: Der ist später noch mal abgetaucht. Aber wie es aussieht auch ohne Störtebekers Schatz. Seit Freitag räumt Hamburg wieder einmal auf – und bei der Stadtreinigung ist man durchaus optimistisch, in diesem Jahr den Rekord zu knacken. »2016 haben 65.000 Menschen bei »Hamburg räumt auf« mitgemacht. Wir sind zuversichtlich, dass wir den Teilnehmerrekord noch toppen können«, erklärte Möller. Anmelden können sich freiwillige Stadtputzer nur noch heute, entweder online oder telefonisch unter (040) 25 76 25 73. |
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