| Liebe Leserinnen und Leser, mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Hildesheimer Michaeliskirche haben die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland in der vergangenen Woche um Vergebung gebeten für die Spaltung der Westkirche vor 500 Jahren. Das Ganze war gut gemeint, die Worte waren warm, die Umarmung von Bedford-Strohm, dem EKD-Ratsvorsitzenden, und Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, herzlich. Und doch ließ sich auch, dem guten ökumenischen Willen zum Trotz, das Paradoxon nicht aus der Welt herzen: Der Spaltung, so schmerzhaft sie ist, verdanken beide Kirchen Existenz und Identität.
Überwinden lässt sie sich nie ganz. Nehmen wir das Abendmahl. Der Druck auf alle Beteiligten war im Vorhinein groß, eine Lösung zu finden, damit Protestanten und Katho-liken im Allgemeinen und gemischtkonfessionelle Ehepaare im Besonderen Eucharistie feiern können. Doch nichts da, die Spaltung bleibt allen Umarmungen zum Trotz. »Noch immer haben wir keinen Weg gefunden«, gestand Reinhard Marx das Scheitern ein, »im eucharistischen Mahl unsere Gemeinschaft mit Jesus Christus und untereinander zu feiern.«
Obwohl die Situation verfahren und eine Lösung nicht in Sicht ist, besteht weiterhin Grund zur Hoffnung. Immerhin geht es ums Abendmahl, das größte Wunder, das das Christentum neben der Auferstehung zu bieten hat. Brot und Wein wandeln sich nach katholischer und mehrheitlich protestantischer Auffassung in Leib und Blut Christi. Gut, Huldrych Zwingli sah das anders. Für den Schweizer Reformator war das alles nur Symbolik mit dem Brot und mit dem Wasser.
Haben Sie es bemerkt? Ja, ganz recht: Leider hat sich in das Porträt über den Reformator in der vergangenen Ausgabe ein Fehler geschlichen. So vergnügungsskeptisch, dass er Wasser statt Wein zum Abendmahl reichen würde, war selbst der sittenstrenge Schweizer nicht. Auch wenn er eine Abneigung gegen alle hatte, die heimlich Wein trinken und öffentlich Wasser predigen. Insoweit ist das Wasser zum Abendmahl stimmig und falsch zugleich. Gerne würden wir es nachträglich in Wein verwandeln. Doch dazu bedarf es eines Wunders. Nicht, dass es das nicht mal gegeben hätte. Beim Abendmahl ist alles möglich, auch das Unmögliche. Darauf darf, darauf muss man hoffen in der Ökumene und bei Christ&Welt.
Ihr Raoul Löbbert |
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