Newsletter Ausgabe 12/2017

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
 
vor etwa zehn Monaten berichtete Christ & Welt über den katholischen Pfarrer Michael Hammerschmidt, den eine 74-jährige Stalkerin massiv verfolgte. Nun ist klar: Die Frau muss nicht hinter Gitter. Das Oberlandesgericht Hamm hob ein Urteil des Amtsgerichts Meschede auf, das eine viermonatige Ordnungshaft verhängt hatte. Die Frau sei unzurechnungsfähig, teilte das Oberlandesgericht Hamm zur Begründung mit. Weil sie sich nicht an das Kontaktverbot gegenüber dem Pfarrer gehalten hatte, war sie in erster Instanz verurteilt worden. Nun kann die Frau den Pfarrer erst mal weiter stalken.

Seit fast 16 Jahren belästigt sie ihn täglich mit Anrufen, dekoriert seinen Garten mit Phallussymbolen, tanzt in Reizwäsche vor seinem Haus, ruft ihm auf offener Straße Obszönitäten zu. Sie beginnt morgens um 7 Uhr und endet um 23 Uhr, wie der Pfarrer sagt. Mit ihren Liebesbriefen kann er Aktenordner füllen. »Der Beschluss des Oberlandesgerichts ist ein Skandal«, so Michael Hammerschmidt gegenüber Christ&Welt. «Wegen so etwas verlieren die Menschen das Vertrauen in die Justiz. Das ist ein Freifahrtschein für die Stalkerin. Sie darf mich kaputt machen, kann aber nicht belangt werden. Ich bezweifle, dass die Frau unzurechnungsfähig ist. Ich wünsche dem Gutachter, dass er selbst ein paar Jahre von der Frau terrorisiert wird.« 

Trotz des Stalkings will Michael Hammerschmidt in seiner Gemeinde in Meschede-Freienohl bleiben: Als Pfarrer kann er sich keine Geheimnummer zulegen, nicht an einem unbekannten Ort untertauchen. Seine Stalkerin würde ihn ohnehin überall finden – und ihm folgen. Das hat sie bereits angekündigt. Für Michael Hammerschmidt gibt es kein gutes Ende, keine Rettung, keine Vergebung, nur Überforderung. Er ist katholischer Priester, aber er kämpft auch für das Recht, ein friedliches Leben zu führen. Er will auch mal wütend sein dürfen. Das nehmen ihm viele Menschen übel. Ein Priester, so denken viele, ist schon wegen seines Amtes stark und verständnisvoll, er kennt keine Wut, keine Verzweiflung, hat immer ein freundliches Wort für alle.

Diesem Anspruch ist kein Mensch gewachsen. Hammerschmidt fühlt sich oft alleine gelassen. Zwar erreichen ihn solidarische E-Mails aus der Bevölkerung. Aber er erfährt von anderen auch Häme darüber, dass es einen katholischen Pfarrer trifft. Manche Leute setzen Klatsch in die Welt, andere fordern, er solle der Frau gegenüber doch mehr Barmherzigkeit zeigen. Das kann, das will er nicht. »Ich komme nicht zur Ruhe, habe nur noch Magenschmerzen«, sagt er. An meinem Fall sieht man, was mit der Gesellschaft und Justiz falsch läuft.« 

Ihre Merle Schmalenbach
 
 
 
 
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