| Chaos im öffentlichen Morgenverkehr? Wir erklären die Bahn (IV)Pünktlich zum Ferienende lieferte uns die S-Bahn gestern Morgen neues Futter für unsere beliebte Serie: »Wir erklären die Bahn.« Gestern ging zwar alles schief, was schiefgehen kann – dank einer falsch gestellten Weiche verfuhr sich sogar eine S-Bahn (mehr dazu gelegentlich) –, doch wir wollen uns heute der unter Pendlern gefürchteten Durchsage »Aufgrund eines Oberleitungsschadens ...« widmen. Ein solcher legte nämlich den Bahnverkehr in Harburg flach, diesmal verursacht durch den Stromabnehmer einer Lok, der sich verhakte. Andere natürliche Feinde der Oberleitungen: 1. Sturm. »Dabei können Gegenstände wie Abdeckplanen oder Bleche in die Leitungen geweht werden«, sagt Egbert Meyer-Lovis von der Deutschen Bahn. »Hierbei kann ein Kurzschluss entstehen.« 2. Große Vögel wie Raben oder Krähen: Auch die können einen Kurzschluss verursachen, indem sie die Isolatoren der Oberleitungen überbrücken – keine allzu intelligente Idee bei 15.000 Volt Wechselstrom. Dagegen montiert die Bahn sogenannte Vogelkrallen, »damit zwei Vögel einander nicht zu nahe kommen können«, wie der Bahnsprecher sehr unromantisch erklärt. Und weil die Natur offenbar ganz generell etwas gegen den Bahnverkehr hat, fällt 3. auch immer wieder ein Ast auf den Fahrdraht, weshalb die Bahn tunlichst versucht, die Vegetation entlang der Strecken regelmäßig zu fassonieren. Trotz allem lässt Egbert Meyer-Lovis zumindest verbal nichts auf seine Oberleitungen kommen: »Sie verrichten tagtäglich bei Tausenden Zugfahrten in ganz Deutschland ihre Arbeit.«
Ein Stück Flüchtlingsgeschichte im Kino
»Ich habe viele schlechte Sachen über die Schulen hier gehört. Dass ich zum Schwimmen mit Jungs gezwungen werde. Dass ich mein Kopftuch ablegen muss. Mein Vater sagt, nichts davon stimmt«, sagt Ghofran. Das elfjährige Mädchen ist eine Protagonistin des Films »Alles gut«, der ab Donnerstag deutschlandweit in den Kinos läuft. Die Hamburger Regisseurin Pia Lenz hat sie und ihre Familie ein Jahr lang begleitet, ebenso wie den achtjährigen Djaner, seinen Bruder und die alleinerziehende Mutter, um zwei Flüchtlingsgeschichten aus unserer Stadt zu erzählen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Ghofran zunächst mit der neuen Heimat fremdelt, sich schwertut, weil alles so anders ist als in Syrien, freut sich Djaner auf die Schule. Aber der Roma-Junge aus Mazedonien eckt an, fällt im Unterricht auf. Seine Mutter verzweifelt an ihrer Depression und dem Abschiebungsbescheid. Ghofrans Vater bemüht sich rührend, für seine sechsköpfige Familie eine Wohnung zu finden – allerdings ohne Erfolg. Denn anders als der Filmtitel verspricht, ist definitiv nicht alles gut für die Protagonisten. Muss man sich das eineinhalb Stunden lang im Kino ansehen, nach all den Berichten über Flüchtlinge in den vergangenen Jahren? Ja, findet die Regisseurin: »Gerade jetzt können wir die Energie nutzen, die vom Kino ausgehen kann.« Sie habe sich bewusst für die Perspektive der Kinder entschieden, um über das »Mammutthema Integration« zu berichten, möchte einen ehrlichen und unverfälschten Blick darauf werfen. Das ist ihr gelungen. Als Zuschauer geht man mit Ghofran und Djaner ein Stück mit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Der Film läuft ab Donnerstag im Abaton-Kino. Zur Vorstellung am Sonntag um 20 Uhr sind die Regisseurin Pia Lenz, das Filmteam und die Protagonisten zu Gast. | |
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