| | © dpa | Als DDR-Bürger musste man in der Lage sein, Materialien fantasievoll umzudeuten, um aus den Dingen, die man zur Verfügung hatte, die Dinge herzustellen, die man brauchte. Heute noch kann man auf Reisen durch den Osten eine große Vielfalt an selbst gebauten Gartenzäunen bewundern (sehr oft mit Variationen einer Sonne). Manchmal sieht man den Zäunen noch an, in was für einem Betrieb der Besitzer gearbeitet hat und welche Stanzreste dort angefallen sein müssen. In diesem Fall tippe ich zum Beispiel auf eine Fabrik für Flaschenöffner.
Ich persönlich finde diese Zäune viel schöner als die neuen, oft leider ziemlich kitschigen Standardmodelle aus dem Baumarkt, gegen die sie nun nach und nach ausgetauscht werden. Ich denke, dass man zu etwas selbst Gebautem eine innigere Beziehung hat, und man sieht dem Ergebnis eine Kreativität an, die bei vorgefertigten Lösungen nicht mehr gefragt ist. Das Umdeuten von Material war aber auch auf betrieblicher Ebene Usus, spätestens als Anfang der siebziger Jahre jeder Betrieb verpflichtet wurde, mit seinen Möglichkeiten und aus seinen Materialien sogenannte Konsumgüter herzustellen. Eine Sargtischlerei baute dann ein Surfbrett (das natürlich nicht so hieß), das VEB Sprengstoffwerk Gnaschwitz baute Fliegenklatschen, eine Schiffswerft Kaffeemaschinen, aus dem VEB Robotron in Dresden stammte der Heizschuh Sandalon, beim VEB Elektrokeramik Pankow haben wir als Schüler im PA-Unterricht (Produktive Arbeit) aus Keramikmasse Laichgrotten für Aquarien hergestellt. Die tschechische Knetfigurenserie Pat und Mat wirkte auf mich immer wie eine Verfilmung unseres Lebens: Die beiden sympathischen Männlein wollten sich ein Huhn braten oder das Zimmer neu tapezieren, aber sie lösten durch ihre kreativen Ideen jedes Mal eine Kaskade von Pannen aus. Sie ließen sich aber nicht unterkriegen und waren in jeder neuen Folge immer wieder mit dem gleichen Enthusiasmus bei der Sache, Helden der Freizeit.
Das Zentralorgan des DDR-Bastlers war nicht das ND, sondern das Bastelmagazin Practic. Die Practic kostete eine Mark, was für mich auch als Kind hin und wieder erschwinglich war, und jedes Heft steckte voller Abenteuer, weil man erfuhr, wie man im Prinzip alles haben konnte, wenn man in der Lage war, es selbst zu bauen.
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