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Blohm+Voss: 300 Arbeitsplätze fallen weg
Als die Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss im Herbst an den Bremer Konkurrenten Lürssen verkauft wurde, wertete Wirtschaftssenator Frank Horch dies noch als »große Chance für den maritimen Standort Hamburg« – eine Chance für die knapp 1000 Mitarbeiter des Unternehmens war es dann wohl nicht. 300 von ihnen müssen nun gehen, wie die Geschäftsführung bei einer Betriebsversammlung am Dienstag mitteilte. Dass an den Kündigungen kein Weg vorbeiführe, begründete Aufsichtsratschef Klaus Borgschulte mit ausgebliebenen Investitionen, veralteten Konstruktions- und Fertigungsprozessen und »nicht angepassten« Kostenstrukturen. Überraschend kommt das alles nicht: Schon lange galt Blohm+Voss als angeschlagen, da jahrelang Großaufträge für Schiffsneubauten ausgeblieben waren. Ob man, der schlechten Auftragslage zum Trotz, dennoch weiter am Bau von Luxusjachten, einem der zentralen Standbeine von Blohm+Voss, festhalten wolle, ließen die Bremer bei der Übernahme noch offen. Jetzt will die Lürssen-Gruppe lieber auf Reparaturen und »luxuriöse Aufwertung« setzen – und demnächst steht der Bau fünf neuer Korvetten für die Bundesmarine an. Nicht nur für die betroffenen Arbeiter sind die Kündigungen dramatisch, sie sind auch ein denkbar schlechtes Zeichen für die deutsche Schiffbaubranche. Bereits am Montag gab die Bremerhavener Lloyd-Werft den Wegfall von 117 ihrer 400 Arbeitsplätze bekannt. Dem Verband für Schiffbau und Meerestechnik zufolge belasten »der schwache Welthandel und der Verfall der Rohstoffpreise den maritimen Weltmarkt schwer«.
Rausch auf dem neuen Rasen
Der FC St. Pauli gewinnt 5:0 zu Hause gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, den Karlsruher SC, und spielt sich vor allem in der zweiten Halbzeit in einen Rausch. Dabei stellen sich dem geneigten Betrachter natürlich einige Fragen. Und wir reichten sie weiter an unseren FC St. Pauli-Kolumnisten Erik Hauth 1. Wer war der Spieler des Abends? Wer drei Tore schießt, wie Aziz Bouhaddouz. Vor allem wenn er einen lupenreinen Hattrick aufs Parkett zaubert (zur Erinnerung: Das sind drei geschossene Tore in einer Halbzeit, kommt ja am Millerntor nicht so häufig vor). Beinahe noch wichtiger war das energische Flügelspiel von Cenk Sahin, der in dieser Form für den Kiezclub unverzichtbar wird. Drei Torvorlagen, zwei davon generierten sich aus eigenen Abschlüssen, sind ein Spitzenwert. Ein Zu-Null hat aber immer mehrere Väter. Gestern muss Torhüter Phillip Heerwagen den Karlsruhern wie ein Zauberer vorgekommen sein. Mit pfeilschnellen Reflexen vereitelte er gute Chancen der Gäste auf einen Anschlusstreffer. Auch wenn Ewald Lienen in Vogtscher Manier betont, dass die Mannschaft der Star ist: Diese drei Spieler waren für mich gestern herausragend. 2. Welche Rolle spielt der neue Rasen? Dresdens Trainer Neuhaus hatte schon vor dem Spiel seiner Mannschaft in Hamburg das ramponierte Geläuf kritisiert. Mitte der Woche wurde nun der Rasen getauscht und fungierte quasi als 12. Mann. Auf dem frischen Grün lief der Ball sauber zwischen den Reihen der Kiezkicker. Wer hätte vor ein paar Wochen noch gedacht, dass der FCSP einmal seine spielerische Klasse aufblitzen lassen würde? 3. War es das mit dem Abstiegskampf? Der auf St. Pauli »Klassenkampf« genannte Fight gegen den Abstieg ist ein Langstreckenrennen, bei dem man sich nie zu sicher sein darf. Die Boys in Brown sind allerdings in einer Topform, und wenn das Spiel in München gewonnen werden kann, schnuppert St. Pauli am unteren Mittelfeld der Liga. Prekär wird es wohl bis zum Ende der Saison bleiben, dafür sind einfach schon zu viele Punkte vergeben worden. Wenn die Spieler gesund bleiben – im Moment sieht man ja das erste Mal ein eingespieltes Team –, mache ich mir aber keine Sorgen.
»Unterschiede gab es eher zwischen den Schulformen als zwischen den Stadtteilen« »Meine Jugend, meine Stadt, mein Bezirk« lautet das Motto einer Projektwoche der Stadtteilschule Wilhelmsburg: 20 Schüler der 11a haben eine Woche lang sechs Schulen in sechs Hamburger Bezirken besucht, entstanden ist ein Dokumentarfilm, der heute im Bürgerhaus Wilhelmsburg gezeigt wird. Ist das Leben junger Leute in Blankenese so viel anders als in Wilhelmsburg? Wir haben mit dem 16-jährigen Volkan Hielscher gesprochen, der das Projekt mitentwickelt und koordiniert hat. Elbvertiefung: Volkan, was ist die Idee hinter eurem Projekt? Volkan: Das Leben vieler Jugendlicher spielt sich oft vor allem im eigenen Stadtteil ab. Ich gehe in Wilhelmsburg zur Schule, treffe hier meine Freunde oder gehe zum Sport. Das ist so ein eigener Mikrokosmos, dabei ist es wichtig rauszukommen, zu erleben, wie sich das Leben junger Menschen anderswo abspielt und wie Schule etwa in Blankenese oder Schnelsen aussieht. Unser Ziel war es, Vorurteile abzubauen ... Elbvertiefung: Und das ist euch gelungen? Volkan: Und wie! Wir hatten vorher einige Stereotype im Kopf, dachten etwa, die Eppendorfer Schüler seien alle strebsame Bücherwürmer, während die Schüler aus dem Hamburger Westen dachten, wir Wilhelmsburger wären asozial und dumm ... Bei Kennenlernspielen in den Klassen hat sich gezeigt, dass wir viel mehr Gemeinsamkeiten und ähnliche Interessen haben als gedacht. Elbvertiefung: Ihr habt die Julius-Leber-Schule, das Goethe-Gymnasium, das Gymnasium Eppendorf und die Stadtteilschulen Alter Teichweg, Blankenese und Lohbrügge besucht. Wie lief das ab? Volkan: In jeder Schule haben je drei bis vier Schüler einen Tag in einer Klasse hospitiert und den Unterricht nach Leitfragen ausgewertet, die wir vorab entwickelt hatten: Ist die Stimmung konzentriert oder unruhig, wie gehen die Schüler miteinander um, wie sehr beteiligen sie sich? Dann haben wir die Schüler in anonymen Fragebögen und Einzelinterviews zu ihrer Freizeitgestaltung, Mediennutzung, Eigenwahrnehmung befragt und sie gebeten, den Unterricht zu bewerten. Die Lehrer haben wir gefragt, wie sie ihren Unterricht gestalten und warum gerade so. Elbvertiefung: Und da gab es wirklich keine Unterschiede? Volkan: Doch, aber eher zwischen den Schulformen als zwischen den Stadtteilen: Der Leistungsdruck ist bei den Gymnasiasten deutlich größer als an den Stadtteilschulen. Die Atmosphäre war in jeder Klasse anders, dabei war aber weniger die soziale Herkunft entscheidend, überall gab es solche und solche Charaktere. Auch Stil und Methodik des Unterrichts hingen stark vom Lehrer ab. Elbvertiefung: Was hast du persönlich mitgenommen? Volkan: Ich habe viele neue Leute getroffen und gelernt, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Heute um 17 Uhr präsentieren die Schüler der 11a der Stadtteilschule Wilhelmsburg ihre Ergebnisse und den Film »Meine Jugend, meine Stadt, mein Bezirk – ein Dokumentationsfilm von Wilhelmsburg nach Blankenese« im Kleinen Saal des Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20 |
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