| Elbvertiefung als Rettung der Wirtschaft?
Olaf Scholz beharrte auf der Argumentation, die Elbvertiefung sei ein Heilsbringer: »Die Wirtschaftsnation Deutschland braucht einen Seehafen, der im weltweiten Wettbewerb mit Rotterdam und Antwerpen oder den expandierenden Häfen am Mittelmeer bestehen kann«. Die Stadt macht also den Riesenfrachtern weiter den Hof, gräbt ihnen bald vielleicht sogar den Weg frei. Und das, obwohl selbst Ökonomen vor dem Vorhaben warnen. Im NDR-Magazin »Panorama« äußerte sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gerade erst kritisch zur Fahrbahnanpassung. Olaf Merk, Forscher am International Transport Forum der OECD in Paris, sagte, es könne nicht sein, dass einige wenige Firmen Dinge ins Rollen brächten, deren Kosten die Steuerzahler begleichen müssten. Und dass jeder Hafen nur sein eigenes Süppchen koche, helfe den Reederei-Allianzen: Die nämlich spielten die Häfen gegeneinander aus. Richtig dick im Containergeschäft ist der Hamburger Hafen längst nicht mehr, seit zehn Jahren stagnieren die Zahlen mehr oder weniger. Beim Containerumschlag gab es zwar leichten Aufwind, wie die Marketinggesellschaft des Hafens gestern mitteilte. Im Vergleich zu Rotterdam und Antwerpen aber verliere Hamburg weiter an Boden. Ob diese Entwicklung von der »Fahrrinnenanpassung« aufgehalten werden könnte? Auch Henning Vöpel vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut ist da skeptisch. Gegenüber dem NDR sagte er: »Die Prognosen von vor zehn Jahren sind und werden nicht eintreffen. Es gibt zu große Veränderungen in der Weltwirtschaft.« Kurz: Es wäre doch zu dumm, wenn wir bauen und kein großes Schiff mehr kommt.
Endloses Warten – und immer noch kein Ende?
»Sie brauchen einen neuen Reisepass? Gedulden Sie sich sechs bis sieben Stunden!« Im vergangenen Jahr waren solche Ansagen in Hamburger Bezirksämtern keine Seltenheit. Die Kundenzentren brachen unter dem Ansturm der Bürger zusammen. Auf einen Termin wartete man gern mal 60 Tage. Jetzt soll alles anders werden: SPD und Grüne haben einen Elf-Punkte-Plan vorgestellt, der einiges verspricht – Wartezeiten von höchstens zwei Wochen, schnelle Bedienung von Spontankunden, Öffnungszeiten auch am Samstag. Aber ist das realistisch? Eine Recherche der ZEIT:Hamburg zeigt: Besonders gut vorbereitet sind die Pläne jedenfalls nicht. ZEIT-Redakteur Sebastian Kempkens sprach mit Verwaltungsmitarbeitern und Experten, und begeistert vom Vorhaben der Koalition war niemand. Die Mitarbeiter nicht, weil sie erst über die Presse von den Plänen erfuhren. Und die Experten nicht, weil sie die Pläne schlicht für kaum umsetzbar halten. »Das Personal muss stimmen, sonst kann auch der neue Plan nicht klappen«, sagt etwa Ralf Micha, Fachamtsleiter im Bezirksamt Harburg. Was es braucht, damit das endlose Warten tatsächlich ein Ende hat, lesen Sie in der neuen ZEIT:Hamburg, hier auch digital.
Hamburger im Weltall – fast …
Außerirdisch gut: Ein Stück Hamburg wird voraussichtlich am Samstag ins All fliegen. Forscher des Exzellenzclusters Hamburg Centre for Ultrafast Imaging (CUI), das sich der Analyse chemischer und physikalischer Prozesse bei Photonen- und der Nanowissenschaften widmet, geben einer Transportrakete, die zur Raumfähre ISS fliegt, wissenschaftliche Fracht mit: Lösungsproben, mit denen man neue Erkenntnisse über Proteinkristalle erlangen will. »In der Schwerelosigkeit lässt sich das Kristallwachstum besser beobachten, sie wachsen fern von irdischen Störfaktoren besser und qualitativ hochwertiger«, erklärt Christian Betzel von der Forschungsgruppe am CUI, die an der Optimierung der Kristalle arbeitet. Diese sind unter anderem zur Erforschung von Krankheiten und in der Biotechnologie relevant. Schon 2013 hatte sich das CUI bei einer Ausschreibung der Nasa für das Weltraumprojekt beworben. Nun produzierten die Forscher im Labor künstliche Fehler, um in den kommenden Wochen per Video-Live-Schalte zur ISS zu beobachten, ob und wie sich diese Fehler während der Kristallisierung einbauen und welche Auswirkungen die Gravitation auf die Proteinkristalle hat. Ein begleitender Forscher ist übrigens nicht an Bord, die Arbeit auf der Raumstation übernimmt Kollege Mikroskop. |
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