| Tierversuche: Rechtlich okay, moralisch fragwürdig
In Neugraben testet der Konzern LPT, kurz für Laboratorium für Pharmakologie und Toxikologie, seit nunmehr 50 Jahren Chemikalien an Tieren. Was genau hinter dem mit Stacheldraht abgesperrten Gelände vor sich geht, ist unklar, der Konzern gibt sich bedeckt. Aufschlussreicher ist da eine neue Broschüre der Tierschützer-Initiative »LPT schließen«: Getestet werde an Mäusen, Ratten, Kaninchen, Hunden, Katzen und Affen im Auftrag der Pharma- und Chemie-Industrie, heißt es dort – etwa indem ihnen Unkrautvernichtungsmittel in die Augen gespritzt werden. Dem Verein Tierärzte gegen Tierversuche zufolge wird dort auch Botox, das sich Menschen gern ins Gesicht spritzen lassen, für das Frankfurter Pharmaunternehmen Merz getestet. Genehmigt werden alle Versuche von der Hamburger Gesundheitsbehörde. Dabei hat der rot-grüne Senat gerade im Dezember einen mit 20.000 Euro dotierten Forscherpreis für Alternativen zu Tiermethoden an ein Institut in Konstanz vergeben – paradox? Gert Kekstadt, Tierschutzexperte der SPD-Fraktion, verneint: »Die Behörde ist nur eine Kontrollinstanz, und LPT hält sich eben an den gesetzlichen Rahmen.« Laut Tierschutzgesetz dürfen chemische Stoffe, Medikamente, Lebens- und Futtermittel an Tieren getestet werden, wenn es keine Alternativen gibt. Und um ebenjene Alternativen zu finden, sei ein »Förderpreis genau richtig«, so Kekstadt. Allerdings gebe es gerade für Botox-Tests schon längst Alternativen, sagt etwa Corinna Gericke von Tierärzte gegen Tierversuche. Und nun? Kekstadt rät Verbrauchern vorerst zu mehr Aufmerksamkeit. Wenn da nicht die oft mangelnde Transparenz wäre, wie auch der Experte einräumt: »Es ist nicht immer ersichtlich, für welche Produkte Tiere sterben mussten.« Beim LPT-Konzern ist übrigens sogar die Homepage passwortgeschützt.
Von wegen Kammer des Schreckens!
Wohin steuert die Handelskammer? Diese Frage stellt sich mit Blick auf die Wahl zum Plenum des Interessenverbandes der Hamburger Wirtschaft: Werden sich die Rebellen durchsetzen, die Zwangsbeiträge abschaffen wollen, die »Moderaten«, die auf mehr Transparenz und Volksnähe pochen, oder die »Konservativen«, die, nun ja, vor allem eines wollen: Alles soll so bleiben, wie es ist. Nun, davon, dass es im Innern der Kammer zuletzt immer wieder brodelte – mal wurde Kritik am hohen Gehalt des Geschäftsführers Hans-Jörg Schmidt-Trenz laut, mal ging es um großzügige Rentenzahlungen oder überhöhte Beiträge für die Unternehmen –, war bei der gestrigen Präsentation des Jahresberichts 2017 wenig zu spüren. Im Gegenteil: Der scheidende Präses Fritz Horst Melsheimer zeigte sich betont optimistisch. »Das Haus ist 352 Jahre alt, hat acht Staatsformen erlebt, zehn Währungen und war immer zukunftsgewandt.« (Und »basta!«, möchte man fast noch hinzufügen...) Lieber prangerte Melsheimer bei der Gelegenheit noch die von Mitgliedern identifizierten »Investitionshemmnisse in der Stadt« an: die Höhe der Steuern und Abgaben, fehlende staatliche Unterstützung und die lange Bearbeitungsdauer von Verwaltungsvorgängen. Mit ersten Wahlergebnissen ist am Wochenende zu rechnen, Melsheimer rechnet mit einer hohen Beteiligung. Mit Blick auf die letzte Kammerwahl im Jahr 2014 ist da ja auch noch viel Luft nach oben: Damals lag die Beteiligung bei unter zehn Prozent. | |
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