| »Zahlreiche« Interessenten für die angeschlagene HSH Nordbank Niemand will die HSH Nordbank? Von wegen. Gestern Schlag zwölf Uhr lief die Frist für potenzielle Investoren ab, die ihr Kaufinteresse für die angeschlagene Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein anmelden sollten. »Es gibt zahlreiche Interessensbekundungen«, sagte uns Daniel Stricker, Sprecher der Hamburger Finanzbehörde. Wie viele genau? »Zahlreiche«, wiederholte Stricker nur, sagte aber auch: »Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden.« Wer wofür geboten hat – für die als profitabel geltende Kernbank und/oder den mit Risiken wie Schiffskrediten behafteten Teil des Unternehmens –, bleibt erst recht im Verborgenen. Vorerst. Ab April dürften die Details ans Licht kommen. Zuvor haben die Interessenten bis Ende März Zeit, noch unverbindliche Angebote abzugeben. »Danach entscheiden die Länder, mit wem sie in Verhandlungen eintreten werden«, erklärte Stricker. Laut Vorgabe der Europäischen Union muss die HSH Nordbank binnen Jahresfrist von heute an größtenteils veräußert worden sein. Doch keine Sorge: Dem Steuerzahler – das sind leider wir – wird genug bleiben, wofür er geradestehen muss.
Streitgespräch: Wie steht es um die Inklusion? Viel wurde und wird über Inklusion gesagt, geschrieben – und gestritten. Kein Wunder; der Anspruch, Schüler aller Leistungs- und Entwicklungsstände gemeinsam zu beschulen, stellt eine gesellschaftliche Mammutaufgabe dar. »13.242 Schüler in Hamburg haben in diesem Schuljahr sonderpädagogischen Förderbedarf, etwa 29 Prozent davon haben eine Behinderung«, schreibt ZEIT:Hamburg-Kollege Oliver Hollenstein. Er bat Barbara Duden, Fachsprecherin Schule der SPD, Stefanie von Berg, Sprecherin für Schule, Berufs- und Weiterbildung der Grünen, sowie Pit Katzer von der Initiative »Gute Inklusion« zum Streitgespräch. Besonders beim Thema Geld ging es kontrovers zu. »Den Grundgedanken der Inklusion, Vielfalt als Chance zu sehen und jedes Kind in seiner Individualität zu fördern, versuchen die Lehrer umzusetzen. Aber sie arbeiten dabei am Limit. Die Rahmenbedingungen stimmen einfach nicht«, kritisiert Katzer. Wolle der Senat seine eigenen Vorgaben einhalten, »müsste er ein Drittel mehr Lehrer für die Inklusion einstellen«. »Es geht nicht nur um die Menge an Personal, sondern darum, wie gut die Pädagogen zusammenarbeiten«, sagt dagegen Politikerin von Berg. Ihre SPD-Kollegin Duden erklärt sogar: »Man kann sich natürlich vorstellen, dass mit mehr Geld alles besser und toller wird. Aber man muss auch ein bisschen realistisch sein.« Wo Politik und die Initiative noch geteilter Meinung sind und inwieweit geistig behinderte, blinde und gehörlose Kinder überhaupt von dem Inklusionsziel erfasst werden, können Sie noch in der aktuellen Ausgabe der ZEIT: Hamburg oder hier digital nachlesen. Und wenn Sie selber Erfahrungen mit Inklusion gemacht haben, positive oder negative, und darüber sprechen wollen: schreiben Sie uns an elbvertiefung@zeit.de
»Das ist nichts für ›Wetten, dass..?‹« Können sehbehinderte Menschen fotografieren? Oder sogar gänzlich Blinde? »Ja, natürlich, und das auch noch ziemlich gut«, würde Mathias Knigge wohl antworten. Der Hamburger befasst sich beruflich mit den Themen Barrierefreiheit und Inklusion – so wurde er aufmerksam auf eine Ausstellung in Berlin, die genau das demonstrierte. Nun hat Knigge die Schau »Shot In The Dark« mit Arbeiten der blinden oder sehbehinderten US-Künstler Sonia Soberats, Bruce Hall und Pete Eckert nach Hamburg geholt. Von heute an ist sie bis zum 8. März in der Zentralbibliothek der Bücherhallen am Hühnerposten zu sehen. Elbvertiefung: Herr Knigge, sehbehinderte oder blinde Menschen sind nicht unbedingt die Ersten, die einem in den Sinn kommen, wenn man an Fotografen denkt. Was können Sie über die Motivation von Sonia Soberats, Bruce Hall und Pete Eckert sagen? Mathias Knigge: Zuerst habe ich gedacht, ihnen geht es in erster Linie darum zu beweisen, dass auch Menschen mit diesen Beeinträchtigungen fotografieren können. Aber bei meiner Auseinandersetzung mit den Werken habe ich festgestellt, dass vielmehr die künstlerische Darstellung von Situationen, Themen und Lebenswelten der Antrieb ist. Elbvertiefung: ... also ähnliche Beweggründe wie bei anderen Fotografen auch. Nur spontane Schnappschüsse, die künstlerischen Wert besitzen, dürften für die drei Fotografen wohl ein kaum realisierbares Unterfangen sein. Knigge: Sonia Soberats und Pete Eckert bereiten ihre Fotos sehr genau vor. Die Arbeitsweisen sind schon etwas abstrakt und hängen auch von ihren Assistenten ab, von denen sich die Künstler beispielsweise Motive beschreiben und erklären lassen, wenn sie sie nicht selbst ertasten. Bruce Hall, der auf extrem kurze Distanzen scharf sehen kann, dagegen fotografiert auch oft spontan. Und am Ende kommen Fotos heraus, die für sich stehen und sehr starke visuelle Reize besitzen. Sie eröffnen den Sehenden andere Blickwinkel. Elbvertiefung: Die Ausstellung versucht, die Arbeitsweise und die Wahrnehmung der Künstler auch sehbehinderten oder blinden Besuchern zu vermitteln ... Knigge: Das Spektrum reicht von Bildbeschreibungen als Text, in Braille oder MP3-Dateien über einen Dokumentarfilm bis hin zum Workshop mit sehenden und nicht sehenden Fotografen. Auch Audiodeskription und Führungen werden angeboten. In dem Workshop werden die Arbeitsweisen auch ausprobiert. Elbvertiefung: In der Ankündigung zur Ausstellung werfen Sie unter anderem die Fragen auf: »Was macht ein gutes Bild aus? Sehen manche Fotografen zu viel? Fotografieren sie zu realistisch?« Steckt dahinter ein bisschen Kritik an künstlerischer Fotografie? Knigge: Ich würde es nicht Kritik nennen, aber als Fragezeichen auffassen. Denn Fotografie muss ja nicht nur bedeuten, immer alles darzustellen, sondern auch: Was lasse ich weg? Auf welche Aspekte konzentriere ich mich? Und es ging mir in der Tat mit dieser Formulierung auch darum zu zeigen: Diese Ausstellung ist nichts für »Wetten, dass..?«, nach dem Motto: »Guck mal, sehbehinderte oder blinde Menschen können auch fotografieren«. Sondern es ist einfach gute und spezielle Fotografie und deshalb sehenswert. |
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