| Förderprogramm für kluge Köpfchen
Leistungsstarke Schüler in Hamburg sollen künftig besser gefördert werden. Zwölf Schulen machen, unterstützt von der Claussen-Simon-Stiftung, den Anfang. Was erwartet Lehrer und Schüler mit dem neuen Programm, und wer kommt nun in den Genuss der Extrabildung? Das erklärt uns Schulsenator Ties Rabe (SPD) im Interview. Elbvertiefung: Welche Schüler gelten im Sinne des Förderprogramms als begabt? Ties Rabe: Einerseits sind das die Schüler, die im engeren Sinne als hochbegabt bezeichnet werden. Das sind etwa zwei Prozent, die in der Regel einen IQ von mehr als 130 haben. Darüber hinaus gibt es in jedem Bundesland weitere 15 bis 20 Prozent, die als besonders leistungsstark gelten. Diese Schülerinnen und Schüler fallen auf bei den bekannten Bildungsstudien wie Iglu, Timss oder Pisa. EV: Welche Hamburger Schüler die besondere Förderung bekommen, soll individuell entschieden werden. Wie wird ausgewählt? Rabe: Die kleine Zahl der Hochbegabten wird nach Testverfahren ermittelt, die die Schulbehörde in einer speziellen Beratungsstelle anbietet. Die übrigen leistungsstarken Schüler finden wir über die Schulen, etwa aufgrund der regelmäßigen Kermit-Lernstandsuntersuchungen mit Aufgaben zu Deutsch, Englisch und Mathematik. Da kann man sehr präzise ermitteln, wer zu der Spitzengruppe dazuzählt. Hamburg macht diese Tests nicht nur in Klasse 3 und Klasse 8 wie die anderen Bundesländer, sondern zusätzlich in den Klassenstufen 2, 5, 7 und 9 – auch damit Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht reflektieren und weiterentwickeln können. EV: Wann und wo soll nun das neue Programm starten? Rabe: Los ging es am Mittwoch mit einer Veranstaltung für die beteiligten Pilotschulen – sechs Grundschulen, drei Stadtteilschulen und drei Gymnasien. Wir wollen die Förderung aber langfristig überall etablieren. EV: Wie sieht das im konkreten Schulalltag aus? Rabe: Man könnte hochbegabten Schülern in gesonderten Klassen oder gar Schulen ein gezieltes Angebot machen. Die Kultusministerkonferenz hat sich aber dagegen entschieden und gesagt: Viel wichtiger ist es, an allen Schulen und in jeder Unterrichtsstunde Lehrer so vorzubereiten, dass sie leistungsstarke Schüler angemessen fördern können. Das heißt: In jeder Stunde muss die Lehrkraft anspruchsvollere, weitergehende Aufgaben mit vorbereiten. Auch Angebote außerhalb des Unterrichts, wie Jugend forscht, Jugend musiziert oder der Mathematik-Känguru-Wettbewerb, sollen im Rahmen des Projektes stärker entwickelt werden. EV: Können kluge Kinder nicht einfach eine Klasse überspringen? Rabe: Das ist der dritte Weg, die Verkürzung von Bildungslaufbahnen. Kinder können dabei künftig nicht nur die Klasse, sondern auch in einzelnen Fächern in höhere Stufen wechseln. Beispiel: Ein Schüler geht weiter in die achte Klasse, aber macht in Physik in der zehnten Klasse mit. EV: Da müssen die Lehrer nicht nur fit sein, sondern auch willens, ihre Schüler wirklich zu fördern ... Rabe: An allen weiterführenden Schulen soll eine Lehrkraft speziell geschult werden und Freistunden bekommen, um Ideen zu entwickeln, wie man Begabungsförderung durchsetzen kann. EV: Und an den Grundschulen? Rabe: Auch hier geht es darum, den täglichen Unterricht so zu verbessern, dass leistungsstarke Schülerinnen und Schüler nicht unterfordert, sondern optimal gefördert werden. Grundschulen können Multiplikatoren für Begabtenförderung (MfB) einsetzen.
In Sicherheit – und doch noch nicht gerettet
Patienten im Überlebensmodus, so beschreibt Areej Zindler die Menschen, die zu ihr kommen. Zindler ist die ärztliche Leiterin der Flüchtlingsambulanz auf dem Gelände des UKE. Dort werden keine körperlichen Verletzungen behandelt, sondern Schlafstörungen, Albträume, Flashbacks, Ängste und Depressionen. Ein Mann, der Tage im Boot auf dem offenen Meer verbringen musste, schafft es nicht mehr zu duschen. »Wenn Wasser von oben kommt«, erzählt Zindler, »ist er wieder auf dem Boot, mitten auf dem Meer, mit all seiner Angst. Andere können keine Tomatensauce sehen, sie erinnert an Blut.« Areej Zindler weiß selbst am besten, wie es ihren Patienten geht. Nachdem sie mit ihrer Familie aus dem Westjordanland nach Deutschland gekommen war, musste sie »lernen, Sirenen zu ertragen«. Die eindringliche Geschichte der UKE-Flüchtlingsambulanz lesen Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg, am Kiosk oder online hier. |
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