Ars Legendi-Preis für Klaus Meier I Nicole Elleuche beantwortet 3 1/2 Fragen I Roboter sollen wissenschaftliche Arbeiten schreiben I Dr. acad. Sommer gibt Tipps für Machtspielchen

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
morgen wird der Journalistikprofessor Klaus Meier mit dem Ars Legendi-Preis für exzellente Lehre ausgezeichnet. Ein amerikanisches Software-Unternehmen will ein Programm entwickelt haben, das wissenschaftliche Arbeiten schreibt. Nicole Elleuche vom Heinrich-Pette-Institut beantwortet unsere 3 1/2 Fragen, und Dr. acad. Sommer weiß Rat, wenn man Sie zum Kaffeeholen auffordert.  
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
BWL nur noch an Fachhochschulen!
Das ist mal eine Ansage: Im Gespräch mit der Wirtschaftswoche plädiert Hans-Henning von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein, dafür, BWLer nur noch an Fachhochschulen studieren zu lassen. Und mehr: „Wir sollten überlegen, ob wir an die Universität die Leute schicken, die forschen und um der Wissenschaft willen studieren wollen und an die praxisorientierten HAWs diejenigen, die akademisch auf einen Beruf vorbereitet werden wollen.“ Der Theoretische Physiker wurde vor Kurzem von ZEIT und CHE zum „Hochschulmanager des Jahres“ gekürt.
  
 
 
Wie hilft man Entwicklungsländern besser?
Heute und morgen findet eine Konferenz des HRK/DAAD-Programms DIES statt. Das Programm fördert die Entwicklung des Hochschulmanagements in Entwicklungs- und Schwellenländern. Im Rahmen der Konferenz wird eine im DIES-Auftrag erstellte Studie des Boston College Center for International Higher Education präsentiert. Sie hat weltweit Trainingsangebote für Hochschulmanager aus Entwicklungsländern untersucht. Das Urteil ist streckenweise hart: „There is considerable demand for management training, yet the existing offer of expertise appears to be dispersed, uncoordinated, territorial, and insufficient.“ Also das richtige Futter für eine spannende Konferenz.
  
 
 
Schreiben bald Roboter Ihre Arbeiten?
Noch klingt es wie ein Traum (oder Alptraum), was die Times Higher Education berichtet: Ein amerikanisches Software-Unternehmen will einen automatischen Assistenten entwickelt haben, der Forschern das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten abnimmt oder zumindest erleichtert. Mithilfe künstlicher Intelligenz soll das Programm zum Beispiel Forschungsdaten aufbereiten und zusätzliche Referenzen ergänzen und daraus einen Entwurf erstellen, den der Wissenschaftler dann um den kreativen Teil ergänzt. Der Streit darum kann beginnen, denn eines ist sicher: Das ist erst der Anfang.
  
 
 
Journalistikprofessor Klaus Meier erhält Ars Legendi-Preis
Am morgigen Dienstag wird der Journalistikprofessor Klaus Meier vom Stifterverband und der HRK mit dem Ars Legendi-Preis für exzellente Hochschullehre ausgezeichnet. Er arbeitet seit 2011 an der Weiterentwicklung der Journalistik-Studiengänge an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Auch auch an anderen Hochschulen ist er an der Gründung und am Aufbau innovativer Studiengänge beteiligt. In der ZEIT plädierte er für die Anwesenheitspflicht im Studium. Der Preis in der Kategorie Projekt geht an das Team um die Agrarwissenschaftlerin Henrike Rieken von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
  
 
 
Sturmfest und erdverwachsen ...
... ist Björn Thümler (CDU) gewiss, stammt der neue niedersächsische Wissenschafts- und Kulturminister doch aus der Wesermarsch (siehe Nordwest-Zeitung). Seit 2010 war der studierte Politikwissenschaftler und Historiker Fraktionsvorsitzender im Landtag, im Schattenkabinett Bernd Althusmanns (CDU) war er als Finanzminister vorgesehen. Er ist also kein Fachmann, dafür politisch mit allen Wassern gewaschen; das kann sich durchaus als Vorteil für die Wissenschaft erweisen.
  
 
 
 
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
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Um zwei Prozent sanken erstmals die Drittmittel von Unternehmen für Forschung und Lehre an deutschen Hochschulen von 2014 auf 2015. Das ergibt eine Auswertung der aktuellen Drittmittelzahlen des Statistischen Bundesamtes durch den Stifterverband. Seit 1995 stiegen sie vorher jährlich um fünf Prozent.
 
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Dr. rer. nat. Nicole Elleuche (MBA)

Administrative Direktorin des Heinrich-Pette-Instituts, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, Hamburg
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen …
Der wissenschaftsunterstützende Bereich bleibt nicht länger eine „Terra incognita“ und erste Vermessungsdaten liegen durch eine aktuell publizierte Studie vor. Danke an die Autoren (und Förderer!) für diesen vielfältigen Einblick in das Leben unserer Controllerinnen, Einkäufer, Referentinnen, Bibliothekare und einer freudig weiter zu füllenden Liste von Beschäftigungsgruppen, die leidenschaftlich für Wissenschaft arbeiten, ohne diese aktiv zu betreiben. Im stetigen Diskurs zwischen Stellenaufbau im wissenschaftlichen vs. administrativen Bereich liegt der Schwerpunkt klar auf Seiten der Wissenschaft. Provokativ gesagt: ein wissenschaftliches Projekt kann auch mal eine Zeit brach liegen, ohne den gesamten Institutsbetrieb lahmzulegen; mit nicht bearbeiteten Bestellungen, ungebuchten Gehältern oder Servern, die durch personalbedingte Wartungsausfälle nicht funktionieren, sieht das anders aus. Starten wir eine wertschätzende Diskussion zur Bedeutung unserer wissenschaftsunterstützenden Bereiche und erkennen wir diese als die tragenden Säulen des Forschungs- und Lehrbetriebes an. Auf diesen Säulen liegt der Nährboden des Erkenntnisgewinns und nur gemeinsam ergibt sich eine blühende Innovationslandschaft.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Sehr viele, wenn wir nur endlich erkennen würden, dass Wissen kein Synonym für Macht ist, sondern stets geteilt werden sollte. Ständig erfinden wir uns neu und geben Mengen von Geld für Berater und externe Dienstleister aus. Es wird Zeit, dass wir damit beginnen, uns gegenseitig zuzuhören und die akademische Gemeinschaft durch die Summe von Erkenntnissen einzelner schlauer Köpfe selbstbewusst weiterzuentwickeln.

Lektüre muss sein. Welche?
Für den neugierigen Wissenschaftsmanager „Thinking – fast and slow“ von Daniel Kahneman, und Vorsicht – es gibt Praxiseinheiten zu bewältigen! Für den kritischen Naturliebhaber und Realisten: „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde. Großartig geschrieben und ein echter „Page-Turner“, der ohne Blut und graue Sexspielchen auskommt.

Und sonst so?
Können wir die oben genannte Studie bitte auf den außeruniversitären Bereich ausweiten?!
   
   
 
 
   
   
   
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Dr. acad. Sommer
 
 
   
   
Liebe Frau Dr. acad. Sommer,
ich bin seit Jahren Professorin und Expertin für Genderfragen in meiner Disziplin. Die Spiele mit Macht im Kontext von universitären Genderverhältnissen sind mir eigentlich bestens vertraut. In meiner neuen Führungsposition überrascht mich, dass weniger prestigeträchtige (operative) Aufgaben mir zufallen – hingegen können meine neuen Kollegen mit den angeseheneren Aufgaben glänzen. Zugleich fühle ich mich verantwortlich, die mir zugefallenen Arbeiten auch zu erledigen. Ich bin fassungslos, dass ausgerechnet mir das passiert. Wie gehe ich damit um?


Liebe Frau Prof. X,
zunächst: Es ist normal, beim Statusübergang in eine neue Führungsposition Spiele dieser Art zu erleben. Dies verunsichert und es ist menschlich, in solchen Situationen berührt oder getroffen zu sein. Nehmen Sie Ihre Irritation, Kränkung, Scham oder Ihren Ärger als "Seismographen" ernst, aber richten Sie diese Emotionen nicht gegen sich selbst, z.B. als Schuldzuweisung.
Patentrezepte für solche Situationen sind wenig hilfreich. Entwickeln Sie eine für Sie und die Situation passende Strategie z. B. anhand folgender Ideen:
Versuchen Sie, sich zu behaupten. Gehen Sie in Distanz durch eine (innere) oder/und zeitliche, räumliche Abgrenzung: "Einen Augenblick, ich bin gleich wieder bei Ihnen" (aufs Handy schauen, kurz rausgehen, etwas aus der Tasche holen). Lassen Sie solche Augenblicke nicht zu tief an sich heran, spielen Sie in dem Moment Ihre Berufsrolle.
Versuchen Sie es auch mit Doppelbotschaften oder einer Retourkutsche. Betrachten wir mal das „Doing Gender“ im bekannten Kaffee-Beispiel: Ein Kollege spricht Sie bei einem wichtigen Meeting vor anderen an, Kaffee zu organisieren. Was tun? Es bedarf einer situativ schnellen, einfachen Reaktion und zugleich einer nachhaltigen Positionierung:
Variante 1: „Kaffee ist eine gute Idee, Herr Kollege. Am Eingang steht jemand vom Service, versuchen Sie es dort mal, sie werden sicherlich Kaffee organisieren.“
Variante 2: Akzeptieren Sie die Aufgabe für später und bringen Sie den anderen in Unterlegenheit: „Prima Vorschlag. Sie wissen ja, es steht noch ein für uns wichtiges Telefonat an (mit dem/der Präsident/in, der DFG, der Pressestelle), das ich jetzt führen werde. Übernehmen Sie bitte deshalb diese Runde, ich dann die Nachmittagsrunde.“
Variante 3: Akzeptieren Sie (verbal) die Aufgabe, bleiben Sie jedoch (auch nonverbal) auf Augenhöhe und lassen Sie sich nicht in eine Unterlegenheit bringen: „Gute Idee, dass wir den Kaffee selbst organisieren. Diese Runde geht auf mich. Dann übernehmen Sie die nächste Runde und versorgen uns am Nachmittag!“
Übertragen Sie Ihre Haltung und diese Strategien auf andere Bereiche und Statusrangeleien – z.B. Übernahme von Vorsitzen, Verteilung von Statussymbolen oder Räumen, Reihenfolge der Autorenschaft oder Protokollführung.
Vertrauen Sie auch Ihrer eigenen Kompetenz: Was würden Sie einer ehemaligen Studentin raten, die jetzt in einer Führungsposition ähnliches erlebt und Sie um Rat bittet? Nutzen Sie dieselben Strategien für sich! Und seien Sie selbstverzeihlich, denn Wissen um Doing Gender verhindert nicht, darin involviert zu werden.

Dr. Monika Klinkhammer ist Coach, Supervisorin, Trainerin, Ausbildungsleiterin und Lehrcoach. Schwerpunkte u.a. Führung und Konfliktmanagement. Sie schreibt für das Coachingnetz Wissenschaft als "Dr. acad. Sommer". Kontakt: www.MonikaKlinkhammer.de
   
   
Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym Ihre Frage!
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
   
Konfuzius nimmt Anlauf China drängt an die wissenschaftliche Weltspitze. In Deutschland wird die neue Konkurrenz noch unterschätzte

Auseinandergelebt Die Geschwister dieser sechs Männer sind wahre Prominente. Doch auch für die unbekannte Verwandtschaft interessiert sich die Öffentlichkeit Abwarten reicht nicht Angst um die Karriere und vor Schikanen – keiner will Betriebsrat werden. Warum das Firmen schadet, erklärt die Psychologin Katharina Oerder Eine gute Zwei für Gruppenarbeit Probleme lösen Deutschlands Schüler am besten gemeinsam Nur nichts persönlich nehmen Warum schon ein warmes Essen für den Spätdienst ein Erfolg ist – drei Betriebsrats-Berichte aus der Praxis Wer wirklich gesucht wird In Mint-Berufen fehlen vor allem Facharbeiter, zeigt eine Studie 

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
Fahr' mal runter! Das passende Motto zum Jahresausklang (gesehen im Fahrstuhl des Physikgebäudes der TU Dortmund)

Quelle: Prof. Dr. Maximiliane Wilkesmann
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr CHANCEN-Team

PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an –  unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
 
 
   
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