"Kleine Fächer" erfolgreich bei DFG I Wer wird Chef der Adenauer-Stiftung? I Rüdiger Willems beantwortet 3 1/2 Fragen I Jan-Martin Wiarda über alte Studentensprecher

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
die sogenannten Kleinen Fächer sind bei der DFG recht erfolgreich, zeigt eine DFG(!)-Studie. Wer wird Chef der Adenauer-Stiftung? Laut FAZ bringt sich Norbert Lammert in Stellung. Der MPG-Generalsekretär Rüdiger Willems beantwortet heute unsere 3 1/2 Fragen, und Jan-Martin Wiarda kritisiert im Standpunkt, dass die Studierenden zwar jung, ihre Sprecher aber oft von gestern seien.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Große "Kleine Fächer"
Bezogen auf die Förderung durch die größte Forschungsförderorganisation in Deutschland ist die Lage der sogenannten Kleinen Fächer besser als vielfach angenommen. Das zeigt eine Studie der DFG, wie der idw berichtet. Die Kleinen Fächer nutzten demnach das DFG-Programmportfolio in seiner ganzen Breite, hätten sich in zahlreiche geförderte interdisziplinäre Verbünde eingebracht und in besonderem Umfang an den Förderlinien der Exzellenzinitiative partizipiert. Dabei demonstrieren sie eine hohe Anschlussfähigkeit, indem sie mit einem breiten Spektrum kleiner wie großer, geistes- und sozial- wie lebens-, natur- und ingenieurwissenschaftlicher Fächer kooperieren.
  
 
 
Wird Lammert Chef der Adenauer-Stiftung?
Der bisherige Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) ist laut einem Bericht der FAZ bereit, den Vorsitz der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zu übernehmen. Lammert ließ sich demnach mit der Äußerung zitieren: „Wo immer ich Gelegenheit habe, erkläre ich: Ich stehe für den Vorsitz der Adenauer-Stiftung zur Verfügung. Die Konrad-Adenauer-Stiftung liegt mir am Herzen.“ Damit könnte auf der – für den 1. Dezember angesetzten – KAS-Mitgliedersammlung eine heikle Situation entstehen. Auch die frühere Bildungsministerin und derzeitige Botschafterin beim Vatikan, Annette Schavan (CDU), gilt als Aspirantin für den KAS-Vorsitz, wie auch wir an dieser Stelle berichtet haben.
  
 
 
Hochschule spricht Vorlesungszeiten mit der Bahn ab
Für rund ein Drittel der Studenten an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) beginnen die Vorlesungen von Herbst 2018 an später. Die in Muttenz im Kanton Basel-Landschaft gelegene Hochschule kommt damit, wie das Geschäftsreiseportal DMM berichtet,  einem Wunsch der Schweizer Bundesbahn (SBB) nach. In der Rush Hour sind deren Züge überfüllt, zu anderen Zeiten nur zu 20 bis 30 Prozent ausgelastet; das möchte die SBB ändern. Der Vorteil für die FHNW: Ab 2018 halten zwei Interregio-Züge in Muttenz, die Hochschule wird also an den öffentlichen Verkehr angeschlossen.
  
 
 
DHV gegen Benachteiligung von Absolventen nicht akkreditierter Studiengänge
Die Professorengewerkschaft DHV protestiert gegen die Schlechterstellung von Absolventinnen und Absolventen nicht-akkreditierter Studiengänge im öffentlichen Dienst. DHV-Präsident Bernhard Kempen hat die Länder dazu aufgefordert, dem Beispiel Bayerns zu folgen und sich mit den kommunalen Arbeitgebern darauf zu verständigen, einen entsprechenden Passus des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVÖD-K) nicht anzuwenden. Dieser sieht vor, Bachelor- oder Masterabsolventen, die ihren Abschluss in einem nicht-akkreditierten Studiengang gemacht haben, in eine niedrigere Entgeltgruppe einzugruppieren.
  
 
 
Führungskräftetraining für Wissenschaftler
Im April 2018 startet laut idw das Führungskräftetraining "Young Leaders in Science", das die Schering Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Wissenschaftsmanagement e.V. in Speyer entwickelt hat. Bewerben können sich exzellente junge Lebenswissenschaftler, die eine Arbeitsgruppe leiten oder vor der Übernahme von Personalverantwortung und Leitungsaufgaben stehen. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Methodenkompetenzen und Netzwerk-Aufbau. Kleingruppenarbeiten, Fallstudien, Vorträge, Diskussionen sowie Best- und Worst-Practice-Beispiele prägen den Kursverlauf.
  
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
258.000

Euro Drittmittel warb im Durchschnitt jede Professorin/jeder Professor an deutschen Universitäten (ohne medizinische Einrichtungen) im Jahr 2015 ein, 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
 
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Rüdiger Willems

Generalsekretär der Max-Planck-Gesellschaft
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Der dringende Bedarf nach einer Betreuung von Babys und Kleinkindern in Laboren und Instituten wird hierzulande immer noch als exotischer „Sonderwunsch“ von WissenschaftlerInnen betrachtet, während ein solches Angebot in vielen anderen Ländern längst zum Alltag gehört.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Gendergerechtigkeit. Sie kostet eigentlich nichts. Doch weil sie noch nicht ganz selbstverständlich ist, benötigen wir Zeit und Geld, um das Ziel zu erreichen.

Lektüre muss sein. Welche?
Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit. Ein Buch, das ich im Urlaub bis zum letzten Satz nicht mehr aus der Hand gelegt habe. Eine autobiografische Geschichte, die vom Familienglück und von der Familientragödie erzählt, von Nähe und Distanz, Biografien und wichtigen Geschwisterbeziehungen. Die präzise Schilderung bedrückt und fasziniert zugleich.

Und sonst so?
… freue ich mich, im Wissenschaftsmanagement in einer Phase zu wirken, in der verlässliche Rahmenbedingungen gegeben sind und sich das konstruktive Miteinander universitärer wie außeruniversitärer Forschungseinrichtungen so gut ergänzt, dass es neue und sinnvolle gemeinsame Aktivitäten ermöglicht – ob bei der Doktorandenausbildung oder den Max-Planck-Schools.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Standpunkt
 
 
   
   
von Jan-Martin Wiarda
Junge Studenten, alte Sprecher
Jeder, der regelmäßig an Universitäten unterwegs ist, kennt sie. In Diskussionsveranstaltungen sind sie oft die einzigen Studenten im Publikum. Wenn sie das Mikrofon ergreifen, folgt erst mal ein Zitat von Heinrich Heine, Karl Marx oder Carl von Ossietzky. Sie sitzen mit Vorliebe in den Asta-Büros, auch wenn ihre eigene Zeit als gewählte Studentenvertreter oft schon zehn, 15 Jahre her ist. Und wenn Journalisten nach Gesprächspartnern suchen, um über „die aktuelle Lage der Studierenden“ zu reden, sind sie die ersten, die druckreife Sätze in die Blöcke diktieren.
Während das Durchschnittsalter der Erstabsolventen deutscher Hochschulen zwischen 2004 und 2014 um fast anderthalb Jahre auf 24,4 gesunken ist, müssen einige ihrer lautstärksten Repräsentanten bei der Frage nach ihrem Studiensemester erst mal passen. Weil sie längst mit dem Zählen aufgehört haben. Jetzt könnte man schmunzeln und sagen: Ist doch nett, dass es solche Originale noch gibt in Zeiten der durchorganisierten Bologna-Universitäten und all der angeblich ständig gehetzten Kreditpunkte-Sammler. Das Problem ist jedoch, dass sie mit ihren Äußerungen ein Bild studentischer Gefühlslagen beschreiben, das längst nicht mehr der Realität entspricht.
Gut lässt sich das gerade in Berlin und anderswo bei der Debatte um die Drittel- beziehungsweise Viertelparität beobachten: Kann man ja machen. Man kann möglicherweise sogar triftige Gründe dafür finden, warum ein Mehr an mittelalterlich anmutender Ständevertretung die Hochschulen demokratischer machen soll. Aber entspricht die Intensität, mit der beileibe nicht nur die gewählten Studentenvertreter das Thema verfolgen, wirklich den drängendsten Problemen und Wünschen der heutigen Studenten? Und wenn die Alten den Verlust von Diplom und Magister beklagen, merken sie nicht die Diskrepanz zu den Umfragen, denen zufolge sich die Mehrheit der Studenten um Studienfinanzierung und Wohnungssituation Gedanken macht, mit der fachlichen Qualität ihrer Lehrveranstaltungen aber sehr zufrieden ist? Wahrscheinlich schon, aber selbst das passt ins Bild, denn der Bachelor macht die Jungen zum Gefangenen eines Systems, dessen Perfidität sie am Ende gar nicht mehr erkennen können.
Die Ironie ist, dass an letzterer Kritik sogar etwas dran ist. Während die Jungen vor allem an ihren Jobeinstieg denken und beim Studieren Tempo machen, lassen sie die Alten für sich reden. Und nehmen in Kauf, dass die Hochschulpolitiker sich an einige der wichtigsten Themen nicht mehr herantrauen, weil die professionellen (nicht zwangsläufig die gewählten!) Studierendenvertreter ihnen sonst die Hölle heiß machen. Verpflichtende Beratung, mehr Orientierung im Studium? Bloß nicht! Die Verschulung ist schon schlimm genug. Nachgelagerte, sozialverträgliche Studiengebühren, damit die Studienbedingungen jetzt besser sind? Auf keinen Fall, das wäre neoliberal. Mehr FH-Studienplätze zulasten der Universitäten? Besser nicht, wo bleibt sonst Humboldts Bildungsideal?
Jede Generation bekommt die Studierendenvertreter, die sie verdient. Auch wenn sie aus der vorigen Generation stammen. Wenn die Jungen nicht bald selbst aktiver werden, können sie sich über die Alten nicht beschweren.

Jan-Martin Wiarda ist Bildungs- und Wissenschaftsjournalist in Berlin
   
   
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Quelle: Academia Obscura
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
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