Prof. Dr. Thomas Kaufmann
Professor für Kirchengeschichte an der Universität GöttingenEine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen? Dass Luther ein ungemein cleverer, ‚ausgebuffter’ Publizist gewesen ist, der mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln auf der Klaviatur des in seiner Zeit noch relativ jungen Printmediums zu spielen wusste – und dies von den frühesten Anfängen des Ablassstreites an und in einer sein Leben weithin prägenden Intensität. Daraus ergibt sich ein Bild seiner Person, dass ihn niemals ohne Medienaktivitäten zeigt. Ja, ein Luther des Jahres 2017 würde twittern. Bloß gut, dass mir dieser Anblick erspart geblieben ist.
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen? Nicht nur eines: Die notorische Unterrepräsentation von Geisteswissenschaftlern in den Entscheidungsgremien der großen Förderorganisationen, etwa der DFG; der schleichende Verfall fremd-, insbesondere altsprachlicher Kompetenzen in den Geisteswissenschaften; eine ziellose, mit konkreten Forschungsfragen nicht vermittelte, gegen das Buch gerichtete ‚Um – jeden – Preis-Digitalisierung’; eine gegenüber sprachlich-kultureller Vielfalt ignorante, monoman anglo-amerikanisch-kolonialistische Form der Internationalisierung; der Ausschluss der Graduiertenschulen aus der Exzellenzinitiative; Umverteilung von Kurzfrist- auf Langzeitvorhaben. Erwägenswert wäre, ob nicht in engerem Zusammenhang mit der Migrationspolitik in unserer Gesellschaft auch frühzeitig die Aufgabe in Angriff genommen werden müsste, die Sprachen und Kulturen jener Menschengruppen, die zu uns kommen, intensiver zu erforschen. Gerade dann nämlich, wenn ihre Inkulturation gelingt, werden die Kinder der heutigen Einwanderer wissen wollen, wo ihre Eltern herkamen. Eine kontextsensible, diversitätsfreudige, nachhaltige Wissenschaftspolitik in den Geisteswissenschaften wird gesellschaftspolitische Folgen haben – und sollte deshalb auch Geld kosten!
Lektüre muss sein. Welche? Mindestens eine überregionale Tages- und Wochenzeitung; die wichtigen Rechtstexte unseres Landes – gegen die postfaktischen Verächter des Rechts!; das Johannesevangelium. Und dann ein Lieblingsbuch, das einfach nur Freude macht !
Und sonst so? Keine halben Sachen! Weder im Leben, noch in der Liebe, weder beim Reden, noch beim Schreiben und Handeln. Und drei Dinge braucht der Mann: Stift, Papier, Rotwein und – ab und zu – Tabak. |
|