| Gelb gegen G20
Der G20-Protest nimmt immer neue Formen an: Unter dem Motto »Bridges to humanity« ruft der Hamburger Künstler Immanuel Grosser dazu auf, beim Gipfel die »Brücken der Stadt zu erobern«. Klingt radikal, bei der Aktion sollen aber vor allem »lebensfrohe Bilder« in die Welt gesendet werden. Elbvertiefung: Herr Grosser, welche Idee steckt hinter »Bridges to Humanity«? Grosser: Trump will eine Mauer zu Mexiko bauen, in Europa sind die Rechtspopulisten auf dem Vormarsch. Diese Entwicklungen machen uns Sorgen, daher wollen wir für Grundwerte wie Toleranz, Respekt, Diversität einstehen. Es wäre schade, wenn Gewalt und Aggressivität die Bilder vom G20-Gipfel dominieren, dies würde einer gastfreundlichen, friedlichen Stadt wie Hamburg nicht gerecht. Daher wollen wir ein positives Zeichen setzen. EV: Und wie soll dieses Zeichen aussehen? Grosser: Wir rufen schon jetzt dazu auf, unter dem Hashtag #bridgestohumanity Bilder von Aktionen auf Brücken im Netz zu posten – egal, ob bei Facebook, Instagram oder Twitter. Wichtig ist die Brücke und die Farbe Gelb als verbindendes Element, die sich auf jedem Bild wiederfinden soll. So wollen wir auch für eine Aktion mobilisieren: Am Abend des 6. Juli werden wir die Kennedy-Brücke besetzen und sie kreativ bespielen – wie genau, steht noch nicht fest, denkbar wären Musik, Tanz, Yogaübungen... EV: Sehr politisch klingt das alles nicht. Grosser: Ziel ist nicht, mit politischen Forderungen zu polarisieren, das überlassen wir anderen. Den G20-Gipfel lehnen wir nicht grundsätzlich ab, auch wenn wir einzelne Teilnehmer wie Trump oder Erdoğan kritisch sehen. Wir wollen spielerische Impulse setzen. EV: Brücken, die Farbe Gelb: Warum diese Symbolik? Grosser: Brücken überwinden Kluften, verbinden Menschen. Außerdem ist Hamburg die Stadt mit den meisten Brücken in Europa. Und die Farbe Gelb soll Vitalität und Lebensfreude ausdrücken. EV:… während Autonome gern in Schwarz auflaufen, das Bündnis »Haltung. Hamburg« wählte indes die Farbe Weiß. Braucht es wirklich noch ein weiteres G20-Protestbündnis? Grosser: Wir verstehen uns gar nicht als offizielles Bündnis, wir sind ein lockerer Verbund aus Künstlern und Kreativen. Die Mitarbeit bei anderen Gruppen schließen wir nicht aus, distanzieren uns auch nicht, weder von gemäßigten noch von radikalen Bewegungen. Wir verstehen uns als eine Ergänzung des Protests, nicht als Konkurrenz.
Ombudsfrau für Flüchtlinge kommt – zu spät?
Der große Ansturm von Flüchtlingen ist erst einmal vorbei – was nicht heißt, dass es keinen Handlungs- oder Gesprächsbedarf mehr gibt. Sollten bei Unterbringung und Integration in Hamburg künftig Konflikte auftreten zwischen Geflüchteten, Ehrenamtlichen und Bürgern, nimmt sich ab 1. Juli die 67-jährige Annegrethe Stoltenberg als Ombudsfrau dieser Streitfälle an –wenn sie von einer der Parteien angerufen wird. Senat und das Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen (BHFI) verständigten sich auf die Schlichtungsstelle, Stoltenberg, frühere Landespastorin und Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes Hamburg, werde zunächst für zwei Jahre als Ombudsfrau tätig sein, teilte die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration gestern mit, die auch für die Kosten aufkommt. Senatorin Melanie Leonhard freute sich, »dass es uns gelungen ist, ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten«. Die Opposition kritisiert, man habe sich viel zu spät dazu durchgerungen, Christiane Schneider von den Linken wunderte sich, »dass SPD und Grüne einen gleichlautenden Antrag von uns vor gerade einmal sechs Monaten abgelehnt haben«. Immerhin verfügt die neue Ombudsfrau auch über das Recht, Flüchtlingsunterkünfte unangemeldet zu besuchen und Stellungnahmen einzufordern. |
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