| Anti-Terror-Betonsperren halten Lkw nicht stand
Die Betonblöcke, die seit dem Lkw-Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem zwölf Menschen starben, auch bei Veranstaltungen in Hamburg aufgestellt werden, halten nicht einmal kleineren Lastwagen als dem bei dem Anschlag in Berlin verwendeten stand. Das fand die Prüfgesellschaft Dekra im Auftrag des MDR-Magazins »Umschau« heraus. In zwei Tests fuhr ein Zehntonner mit 50 Stundenkilometern auf die zweieinhalb Tonnen schweren Anti-Terror-Sperren zu, einmal im rechten Winkel, beim zweiten Mal standen die Sperren leicht schräg zur Fahrbahn. In beiden Fällen konnte der Laster die Barrikade durchbrechen, obwohl man die schwersten derzeit auf dem Markt erhältlichen Blöcke verwendet hatte. Die Aufhaltewirkung sei, sagt Dekra-Testleiter Marcus Gärtner, »relativ gering« gewesen. Während diese Betonsperren beispielsweise in Schleswig-Holstein gar nicht eingesetzt werden, stehen sie in Hamburg etwa vor dem Dom. Ob sich die Stadt nun andere oder zusätzliche Schutzmaßnahmen überlegt, wollte die zuständige Innenbehörde »aus einsatztaktischen Gründen« nicht bekannt geben.
Der Bunker bekommt eine grüne Haube
Der umstrittene »grüne Bunker« auf St. Pauli kommt. Das beschloss das Bezirksamt Hamburg-Mitte nun nach langer Diskussion mit dem Investor Thomas J. C. Matzen sowie Anwohnern des angrenzenden Karoviertels. Matzen will den Bunker um fünf Etagen aufstocken, darin sollen unter anderem zwei Hotels und eine Sporthalle unterkommen. Das öffentlich zugängliche Dach wird begrünt, eine ebenfalls begrünte Rampe führt außen am Bunker entlang zum luftigen Garten. Damit die Anwohner nicht ab sofort in ewigem Schatten leben müssen, wird der pyramidenförmige Aufbau gegenüber den ursprünglichen Plänen um eineinhalb Meter nach hinten versetzt. Auch die Denkmalschützer hatten sich lange gegen eine Begrünung gewehrt. Ihrer Meinung nach würde dies die abschreckende Wirkung des Mahnmals zunichtemachen. Nun muss nur noch die Bürgerschaft ihre Zustimmung erteilen, was »zeitnah« geschehen soll, wie die Kollegen von ZEIT ONLINE schreiben.
Und dann, erst ganz am Ende, wird man sehen, ob jene recht hatten, die behaupteten, die am Computer erstellten Visionen des grünen Paradieses seien brutalst geschönt gewesen.
Studieren – als Erster in der Familie
Der Vater Busfahrer, die Mutter Kassiererin, die Tochter Studentin? Das ist selten: Während von 100 Kindern aus Akademikerhaushalten 77 studieren, schaffen von 100 Nichtakademikerkindern nur 23 den Sprung an die Uni, zeigt die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes (DSW). Die Initiative Arbeiterkind will jungen Menschen helfen, die als Erste in der Familie studieren – so wie der 26-jährige Miguel Grandt. Er hat uns erzählt, welche Hürden es noch heute für Arbeiterkinder gibt.
Elbvertiefung: Herr Grandt, Sie studieren BWL an der Fernuni Hagen, stehen kurz vorm Abschluss – Ihr Weg dorthin war aber nicht gerade klassisch … Grandt: Nein, ich habe alle Schulformen durchlaufen. Wegen schlechter Noten kam ich von der Real- zur Hauptschule, später zurück auf die Realschule, und schließlich besuchte ich doch noch das Gymnasium. Dass ich Abitur machen wollte, hat meine Eltern völlig überrascht: Sie haben selbst nie studiert, hatten für mich nur die mittlere Reife im Sinn. Elbvertiefung: Gab es Vorbehalte gegenüber Akademikern? Grandt: Nein, ich sollte nur lieber etwas »Handfestes« machen, in einer Lehre sofort Geld verdienen. Diese »Schuster, bleib bei deinen Leisten«-Mentalität erleben viele Arbeiterkinder: Zum Studium wird man nicht gerade ermuntert. Und bei organisatorischen Fragen im Studienalltag können die Eltern nicht helfen. Elbvertiefung: Studieren kann in Deutschland doch jeder, der die Leistung bringt … Grandt: Aber es gibt noch immer eine subtile Benachteiligung: Für Akademikerkinder ist es leichter, Praktika oder Arbeitsstellen zu bekommen, weil die Eltern ihre Kontakte spielen lassen können. Auch in Bewerbungsgesprächen ist der familiäre Hintergrund immer wieder Thema. Da wird immer wieder gefragt, welche Zeitung zu Hause gelesen wurde – nach dem Motto: »Bild«-Zeitung oder »FAZ«, wie bildungsnah ist die Familie? Als ob das etwas mit der eigenen Qualifikation zu tun hätte. Elbvertiefung: Welche Rolle spielt das Geld? Grandt: Das ist ein großes Thema: Nicht studierte Eltern verdienen meist weniger, ein Studium ist teuer. Das staatliche Bafög ist zwar eine große Hilfe, doch es reicht nicht aus: Selbst mit dem Höchstsatz von etwa 730 Euro lassen sich zum Beispiel in Hamburg kaum die Lebenshaltungskosten decken. Elbvertiefung: Was wollen Sie dagegen tun? Grandt: Über Fördermöglichkeiten wie Stipendien aufklären und Unsicherheiten abbauen. Wir bieten Einzelsprechstunden an, halten Vorträge in Hamburger Schulen, oft gerade in den »sozialen Brennpunkten«. Die Erfahrungen sind gut, das Interesse der Schüler groß. Wir wollen jeden ermutigen, seine Fähigkeiten auszuschöpfen. Denn in den Schulen wird hier nicht genug getan. |
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