| Brandanschlag auf »Mopo«: Prozess mit Teilgeständnissen
Gestern begann vor dem Landgericht der Prozess gegen vier junge Männer, die vor mehr als zwei Jahren Brandanschläge auf das Verlagsgebäude der »Hamburger Morgenpost« und eine Schule in Altona verübt haben sollen – mutmaßlich islamistisch motiviert. Gleich zu Anfang gab es Teilgeständnisse; drei der vier Männer im Alter zwischen 20 und 22 Jahren beteuerten jedoch in schriftlichen Erklärungen, »dass sie nicht strenggläubig seien und Gewalt im Namen des Islams ablehnten«. Mehr noch: Karikaturen über den Propheten Mohammed, wie sie Schüler nach dem Terroranschlag auf die französische Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« aufhängten oder wie sie von der Zeitung nachgedruckt worden seien, müssten toleriert werden, ließ ein 22-Jähriger über seine Anwältin erklären. So gut, vielleicht auch strafmildend, das heute klingen mag: Die Anklage geht davon aus, dass die vier im Januar 2015 aus Wut über die Karikaturen handelten. Zwei von ihnen sollen versucht haben, eine Altonaer Schule, in der auch der Hausmeister wohnt, mit Molotowcocktails anzuzünden; nachts darauf versuchten sie der Anklage zufolge das Gleiche im Verlagsgebäude der »Mopo«. Für die versuchte Brandstiftung können den Männern zehn Jahre Haft drohen. Zugrunde liegt das Erwachsenenstrafrecht; Bewährungsstrafen nach Jugendrecht hätten zwar im Vorfeld zur Debatte gestanden, heißt es, allerdings sei es nicht zu einer Verständigung gekommen.
Wissenschaft: »Man kann sich nicht nur das Passende rauspicken«
Eine Premiere steht den Hamburgern bevor – und der Welt auch. Erstmals findet am Wochenende nach Ostern der March for Science statt. Weltweit beteiligen sich laut den Veranstaltern Menschen in mehr als 400 Städten, Ziel sei, »für einen höheren Stellenwert der Wissenschaft« zu demonstrieren (eine akademische Karriere ist indes keine Voraussetzung für die Teilnahme). Wir sprachen mit Mitorganisatorin Julia Offe, was es mit dem March of Science auf sich hat.
Elbvertiefung: Jeden Sonntag Pulse-of-Europe-Demos, in einer knappen Woche der Ostermarsch, Anfang Juli Anti-G20-Proteste – braucht Hamburg wirklich noch einen Marsch? Julia Offe: Ja, natürlich! Es geht ja schließlich um ganz verschiedene Themen.
EV: Eines Ihrer Anliegen ist, dass Wissenschaft und Forschung frei von politischer Einflussnahme bleiben... Offe: In den USA zum Beispiel kürzt die Trump-Regierung den Klimaforschern das Geld, weil sie die Bedrohung durch den menschengemachten Klimawandel leugnet. Das ist ein Skandal und einer der Hauptgründe für den March for Science in den USA. Wir möchten zeigen, dass Wissenschaftler ungeachtet ihrer Religion oder Herkunft international zusammenarbeiten und sich austauschen und dass gerade das den wissenschaftlichen Fortschritt ermöglicht.
EV: Sie sagen, dass auch in Deutschland wissenschaftliche Erkenntnisse keinen angemessenen Stellenwert besäßen. Offe: Es gibt politische Entscheidungen, die aus wissenschaftlicher Sicht absolut unhaltbar sind. So dürfen Pflanzenzüchter beispielsweise bei Saatgut von Lebensmitteln mittels radioaktiver Bestrahlung eine Unmenge von zufälligen Genmutationen auslösen und müssen das nicht kennzeichnen, obwohl die Effekte unbekannt sind. Dagegen muss der Einsatz von Gentechnik, mit dem nur einzelne Veränderungen ausgelöst werden, ausgewiesen werden. Oder nehmen wir die Alternativmedizin: Während es für Medikamente glücklicherweise ein strenges Zulassungsverfahren gibt, müssen die Hersteller homöopathischer Mittel weder Wirksamkeit noch Unbedenklichkeit belegen.
EV: Was sind die Gründe dafür? Offe: Hier gibt es eben unterschiedliche Interessen und Lobbygruppen, und manche wissenschaftlichen Erkenntnisse passen besser ins eigene Weltbild und manche schlechter.
EV: Wie kann die Einflussnahme künftig verhindert werden? Offe: Aufklären, aufklären, aufklären! Wissenschaft und kritisches Denken muss stärker im Schulunterricht verankert werden. Und wir müssen uns darüber bewusst werden, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass Wissenschaft frei und unabhängig sowie angemessen finanziert ist. Das fordern wir beim March for Science ein.
Bob Dylan? Darf keiner knipsen
Bob Dylan kommt. Wer zu den Glücklichen gehört, die einen der einflussreichsten zeitgenössischen Musiker heute Abend in der Barclaycard-Arena erleben dürfen, sollte die Bilder des Geschehens ganz fest in Herz und Kopf abspeichern. Denn Fotos von dem Konzert, für das laut Veranstalter Karsten Jahnke Konzertdirektion gestern noch einige Karten zu haben waren, darf es nicht geben. Weil Fotografen bei Dylans Auftritt nicht erlaubt sind, entschied die Deutsche Presse-Agentur gar, komplett auf die Berichterstattung zu verzichten. Schade, aber so sei das eben mit dem legendären US-Musiker, erfuhren wir beim Veranstalter. Ist dem näselnden Meister am Ende sein (endlich abgeholter) Literaturpreis zu Kopfe gestiegen? Mitnichten. »Seit über 20 Jahren sind bei Bob Dylans Konzerten keinerlei Fotografen zugelassen«, erklärt Patrick Janssen aus der Öffentlichkeitsarbeit des Veranstalters. Andere Künstler dagegen akzeptierten während der ersten drei Songs Aufnahmen aus dem sogenannten Fotograben. Auch hier ist Bob Dylan also ein Ausnahmetalent. Wie das kommt? Um es mit Dylan zu sagen: »The answer is blowin’ in the wind.« Wenn Sie übrigens darüber nachdenken, heute Abend einfach selbst bei Bob Dylan zu fotografieren: Vergessen Sie’s. »Das ist grundsätzlich nicht erlaubt«, so Janssen, »und das Sicherheitspersonal ist angewiesen, das zu unterbinden.« |
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