Neun Leibniz-Preise | 3½ Fragen an Jivka Ovtcharova | Standpunkt Manuel J. Hartung: Wir brauchen das BMBFD! | Helikopter-Eltern

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
gibt es ein deutsches Silicon Valley? Und wäre ein solches den deutschen Unis zu verdanken? Antworten gibt in der aktuellen ZEIT die Informatikerin Jivka Ovtcharova (S. 68) – und im selben Rutsch hat sie gleich noch unsere hiesigen 3½ Fragen beantwortet. Und apropos IT-Standort: Manuel J. Hartung hat einen Vorschlag, welches Bundesministerium sich federführend um die Digitalisierung kümmern sollte. Sie ahnen es: das BMBF, das sich dann noch ein „D“ dranhängen dürfte. Zu lesen im Standpunkt
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Leibniz-Preise 2017: Da waren's nur noch neun (vorerst)
Gestern wurden in Berlin die begehrten Leibniz-Preise verliehen. Statt wie geplant zehn wurden jedoch nur neun Wissenschaftler ausgezeichnet. Kurz vor der Preisverleihung seien bei der DFG „anonyme Hinweise im Zusammenhang mit Forschungsarbeiten einer der Ausgezeichneten, der Materialwissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Nestler (KIT)“ eingegangen, wie es in einer Mitteilung heißt, und die nun geprüft würden: „Diese Prüfung findet aktuell und auch im Einvernehmen mit Frau Nestler statt; sie ist ergebnisoffen. Bis zu ihrem Abschluss wird die Verleihung des Preises ausgesetzt.“ (SpOn; SWR)  
  
 
 
Immer mehr nicht-staatliche Fachhochschulen
Gerade einmal 59 Kilometer muss man in Deutschland durchschnittlich zurücklegen, um die Türen einer Hochschule einrennen zu können, rechnet das CHE in einer neuen Analyse vor. Demnach gab es in den letzten Jahren ein starkes Wachstum akademischer Bildungsinstitutionen: 619 gibt es insgesamt, mehr als die Hälfte dieser Standorte sind zwischen 1991 und 2016 entstanden. Die meisten Neugründungen gab es in Berlin, Ba-Wü und NRW. Übrigens sind es nicht die Universitäten, die für diesen Boom verantwortlich zeichnen: 84 Prozent dieser neu entstandenen Einrichtungen sind Fachhochschulen, viele davon privat. (FAZ; SpOn) Ebenfalls interessant dazu: Ein Rückblick auf 50 Jahre FHs, aus der duz
  
 
 
Heute, 17:30 Uhr: Europas Zukunft
Kleiner Terminhinweis für heute Abend: Die Hertie School of Governance lädt zu einem Intelligenzijagipfel zur Frage „Welche Zukunft braucht Europa?“. Es diskutieren der Außenminister Sigmar Gabriel, der französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron und Jürgen Habermas. 17:30 geht es los; hier können Sie die Debatte im Livestream verfolgen. 
  
 
 
Wettbewerb: Forscherinnen und Forscher von morgen
Hier ist das Wort „Wissenschaftlicher Nachwuchs“ wirklich mal angebracht – beim schönen Projekt ScieChallenge, einem euoropaweiten Wissenschaftswettbewerb für Jugendliche zwischen zehn und 20 Jahren. Sie sind aufgerufen, ihre visionären und kritischen Forschungsideen aus Naturwissenschaft und Technik in einem Video, als Präsentation oder Poster zu gestalten. Eine Expertenjury wählt die zwölf besten Beiträge aus; im Juli werden sie in Wien prämiert. Hinter dem Wettbewerb steht das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 mit dem sehr lauteren Ziel, junge Leute neugierig auf Wissenschaft und Forschung zu machen. Hier stehen alle Details.
  
 
 
Lektüre muss sein. Welche?
Drei Lesetipps aus der aktuellen ZEIT: In den CHANCEN schreibt Lars Weisbrod einen Essay über die Frage, wie man eigentlich im digitalen Zeitalter an Schule und Universität lernen könnte, ein kritischer, mündiger Bürger zu sein. Im FEUILLETON denkt Elisabeth von Thadden über Redefreiheit nach: Ist es wünschenswert, dass sich Protest formiert, sobald Intellektuelle und Politiker der Neuen Rechten in Theatern und Universitäten auftreten? Und auf den SCHWEIZ-Seiten (zugänglich via ePaper) erscheint diese Woche Teil 10 der Serie „Unsere hellsten Köpfe“ über die klügsten Forscher/innen der Schweiz. Diesmal portraitiert Fritz Habekuss die Anthropologin Judith Burkart (Uni Zürich). Ab in den Ohrensessel!
  
 
 
 
   
   
   
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Personen
 
 
   
   
Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestages
Der Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestages würdigt „hervorragende wissenschaftliche Arbeiten der jüngsten Zeit, die zur Beschäftigung mit den Fragen des Parlamentarismus anregen und zu einem vertieften Verständnis parlamentarischer Praxis beitragen.“ Ausgezeichnet wird in diesem Jahr die Europa- und Verfassungsrechtlerin Jelena von Achenbach (Uni Gießen) für ihre Dissertation „Demokratische Gesetzgebung in der Europäischen Union. Theorie und Praxis der dualen Legitimationsstruktur europäischer Hoheitsgewalt“.

Job: Rechte Hand von Gottschalk
Dass zwei Leute aus dem ZEIT CHANCEN-Team ihren Abschluss an der Uni Bonn gemacht haben, ist Zufall. Allerdings wissen wir aus diesen alten Zeiten, dass die Hofgartenwiese zu Sommerzeiten berückend und das Café Blau ein guter Hangout für Academics ist. Die Bewerbung auf die Ausschreibung im ZEIT-Stellenanzeiger als persönlicher Referent (m/w) des dortigen Kanzlers Holger Gottschalk sollten Sie daher unbedingt in Erwägung ziehen! Falls Sie schon eine Leitungsetage höher unterwegs sind: Die Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft sucht eine Rektorin (m/w). (Bestimmt ist es in Karlsruhe auch sehr schön.)
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h.c. Jivka Ovtcharova

Leiterin des Instituts für Informationsmangement im Ingenieurwesen am Karlsruhe Institut für Technologie (KIT)
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Wie sollten uns mit dem „Eisberg“ auseinandersetzen und nicht nur mit seiner „Spitze“.
Wir machen uns viel zu viel Gedanken um die Daten. Der Spruch „Wer die Daten hat, hat die Macht“ entspricht der Wahrheit nur zum Teil. Denn Daten sind nur die „Spitze des Eisbergs“. Der Hauptteil liegt in deren Verwertung und diese ist, wie beim Eisberg, „unter Wasser“ und somit unsichtbar. Aber genau dieser Hauptteil ist entscheidend für das Überleben im digitalen Wettbewerb. Fehleinschätzungen und verspätetes Handeln können unvermeidliche Folgen haben, wie der Untergang der „High-Tech“ Titanic vor über 100 Jahren.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Crowdworking = Wissen + Schaffen
Das Wissen der Einzelnen in Kombination mit dem Schaffen der Vielen, unterstützt durch die vielfältigen digitalen Kommunikations- und Kooperationsmöglichkeiten des Internets, birgt enormes Potential für neue Geschäftsmodelle, insbesondere der Sharing Economy. Zusammengetragene Ideen spielerisch ausprobieren, weiter verfolgen und produktiv umsetzen ist keine Frage des Geldes sondern des Denkens („Crowdthinking“).

Lektüre muss sein. Welche?
Leben ist analog – Kommunikation ist digital.
Das Leben ist analog, die Kommunikation dagegen mehr und mehr digital, und dieser Trend entwickelt sich exponentiell. Die beiden Welten, analog und digital, gehören zusammen und haben eine gemeinsame Wurzel – den Kode. Dies ist warum wir begreifen müssen, dass auch der Mensch und die Maschinen, die er erschaffen hat, zusammengehören und ein Kontinuum bilden.

Und sonst so?
Unsere Realität dehnt sich aus, sie expandiert.
Durch die Verschmelzung physischer und digitaler Wirklichkeiten sind wir in der Lage, gedanklich, mittels Virtueller Realität auch körperlich, zwischen Grenzen und Zeiten zu wandeln. Unser wirkliches Leben bleibt aber analog, wo es gilt, „im Jetzt“ zu sein. Wir dürfen dies nicht verlernen.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Standpunkt
 
 
   
   
von Manuel J. Hartung
Wir brauchen das BMBFD!
Es sind hochinteressante Studien zur Digitalisierung, die in diesen Tagen herauskommen: Vergangene Woche zeigte der Zukunftsmonitor des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), wie stark die Digitalisierung weite Teile der Bevölkerung verunsichert. Nicht nur glauben vier von fünf Deutschen, dass Roboter und Computer im Jahr 2030 Routineaufgaben übernehmen. Eine Mehrheit glaubt auch, dass Roboter und Computer schon im Jahr 2030 viele kreative Aufgaben erledigen werden – und dass dann die meisten Menschen nicht mehr als Angestellte arbeiten, sondern als selbstständige Unternehmer von Auftrag zu Auftrag springen.
Gleichzeitig glauben über 80 Prozent, dass sich Deutschland durch die Digitalisierung spaltet: Abstiegsängste wachsen, die Schere zwischen wenigen sehr gut bezahlten Jobs und mehr schlechter bezahlten soll auseinandergehen.
Im Monitor Digitale Bildung zeigt die Bertelsmann Stiftung an diesem Donnerstag (mehr Ergebnisse finden Sie in der aktuellen ZEIT), dass ausgerechnet diejenigen, die der jungen Generation künftig dabei helfen sollen, mit der Digitalisierung gut umzugehen, nicht besonders digitalaffin sind: die Lehramtsstudenten. Und nur 39 Prozent der Hochschulen sind konsequent digital unterwegs, die digitale Strategiefähigkeit vieler zentraler Bildungseinrichtungen ist also nicht besonders ausgeprägt.
Was bedeutet das? Zum einen, dass die Digitalisierung und die Angst vor ihren Folgen das Potenzial hat, eine Gesellschaft zu spalten. Zum anderen, dass das Bildungswesen noch nicht vollständig vorbereitet ist auf den digitalen Wandel.
Den digitalen Wandel gut zu bewältigen, ist eine der zentralen Aufgaben, die sich Gesellschaft und Politik in den kommenden Jahren zu stellen haben. Doch die Kompetenzen sind in der Bundesregierung zersplittert: unter anderem in den Ministerien für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Inneres – und auch Bildung. Die Digitalisierung ist nicht allein eine technische Herausforderung, die man durch schnelles WLAN oder gute Start-up-Förderung bewältigt. Sie ist auch eine adaptive Herausforderung, die einen Wertewandel voraussetzt. Für diesen Wertewandel ist Bildung entscheidend – und damit könnte dem BMBF auch eine gewichtige Rolle zukommen. Eine so entscheidende, dass die Partner der nächsten Regierungskoalition einmal darüber nachdenken sollten, die Zuständigkeiten für Digitalisierung im BMBF zu bündeln – und das BMBF dann BMBFD zu nennen: Bundesministerium für Bildung, Forschung und Digitalisierung.
   
   
Sie stehen woanders? Schreiben Sie uns! chancen-brief@zeit.de
– oder twittern Sie unter #ChancenBrief
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Reine Kritik ohne Vernunft Im Netz will jeder recht haben. Es ist Zeit, das Nachdenken neu zu lernen 

»Wir schützen uns oft zu Tode« Der IT-Standort Deutschland ist festgefahren und nicht kreativ genug, sagt die Informatikprofessorin Jivka Ovtcharova Leben im Befehlston Wer nicht programmieren kann, ist ein Analphabet, heißt es. Manuel J. Hartung hielt das für übertrieben. Bis er selbst coden lernte Hieroglyphen von heute Beherrschen Sie Emoji, die am schnellsten wachsende Sprache der Welt? Ein kleiner Vokabeltest Die Bildungsangst der Pädagogen Zwei Studien zeigen: Lehrer interessieren sich wenig für Digitales Wir lernen doch! Die freie Sudbury-Schule in Bayern wurde geschlossen. Ist sie an der Schulbehörde gescheitert – oder an der eigenen Vision? Kolumne Scheinselbstständig: Nackt Der Chef bin ich. Und das ist das Problem, sagt Daniel Erk


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An alle Helikopter-Eltern!
 
 
 
 
 
 
 
 
   
In Hamburg zeigt sich schon die Frühlingssonne – bei Ihnen hoffentlich auch!

Ihr CHANCEN-Team


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