US-Sanktionen, Kampf um Kiew, Geflüchtete in Deutschland

Der Morgenüberblick am Mittwoch, 9. März
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Was jetzt?
Der Morgenüberblick am Mittwoch, 9. März

von Rieke Havertz
Redaktionsleiterin ZEIT ONLINE

Guten Morgen! US-Präsident Joe Biden stoppt den Import von russischem Öl und Gas, laut Studie wäre ein Gasembargo auch in Deutschland machbar. Hunderte russische Militärfahrzeuge rücken auf Kiew vor. In Schwaben hat eine Familie ihr Haus für 19 Geflüchtete geräumt.

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Die Lage in der Ukraine

US-Präsident Joe Biden hat den Stopp russischer Energieimporte angekündigt. Das Land ist nicht so sehr auf russisches Öl angewiesen wie Europa. Wie sehr mögliche neue Ölgeschäfte bei einem Besuch einer US-Delegation in Venezuela eine Rolle spielten, analysiert meine Kollege Thomas Fischermann. 

Ein Gasembargo wäre auch in Deutschland machbar. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Leopoldina-Akademie, die meine Kollegin Marlies Uken auswertet. Benzin und Diesel kostet unterdessen erstmals mehr als zwei Euro.

Etwa 5.000 Ukrainer und 1.700 ausländische Studierende konnten die umkämpfte Stadt Sumy verlassen. Es war das erste Mal, dass ein mit der russischen Armee vereinbarter Fluchtkorridor funktionierte.

Foto: Dimitar Dilkoff/AFP via Getty Images
Foto: Dimitar Dilkoff/AFP via Getty Images

Eine kilometerlange Militärkolonne rückt auf Kiew vor. Städte zu zerstören ist für Militärs leichter als sie zu besetzen, schreibt unser Autor Hauke Friederichs.

Polen hat den USA Kampfjets angeboten, damit diese an die Ukraine geliefert werden könnten. Das Pentagon bewertet das jedoch als "nicht haltbar". Die russische Regierung hatte gewarnt, eine Unterstützung der ukrainischen Luftwaffe könne als Kriegsbeteiligung gesehen werden.

"Niemand hat hier auf die Russen gewartet": Simone Brunner schreibt über den Widerstand in der Großstadt Cherson, die vom russischen Militär vollständig erobert wurde. 

Die ukrainische Regierung hat ihre Bereitschaft erklärt, mit dem Kreml über einen neutralen Status zu verhandeln. Präsident Selenskyj sagte, er rücke von Forderungen nach einer baldigen Nato-Mitgliedschaft ab, da die Allianz nicht dazu bereit sei. 

"Beunruhigend" hat Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping die Lage in der Ukraine genannt. In einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte er aber auch "maximale Zurückhaltung", um eine weitere Eskalation zu verhindern. 

Nach Kritik und Boykottaufrufen haben auch Starbucks, Coca-Cola und PepsiCo ihre Geschäfte in Russland ausgesetzt. McDonald's schließt vorübergehend alle russischen Filialen.

Bild: Ilkay Karakurt für ZEIT ONLINE
Bild: Ilkay Karakurt für ZEIT ONLINE

Millionen Tonnen Getreide stecken in ukrainischen Häfen fest. Das hat Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise in Deutschland, analysiert Zacharias Zacharakis. Was der Krieg mit der scheinbar kaum zu stoppenden Inflation zu tun hat, hat ein Team von Kollegen recherchiert.

Als erste Raketen fliegen, besucht eine junge Ukrainerin ihre Eltern in Kiew. Sie flieht vor dem Krieg zurück nach Deutschland, ihre Eltern bleiben in der Heimat. Luisa Thomé hat die Frau, die jeden Tag um das Leben ihrer Eltern bangt, getroffen. 

Hunderttausende Ukrainerinnen müssen Verfolgungen und Gewalt fürchten. Vergewaltigung ist ein Kriegsverbrechen, kommentiert Anastasia Tikhomirova.

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Weitere wichtige Nachrichten 

Der Verfassungsschutz darf die gesamte AfD als Rechtsextremismus-Verdachtsfall beobachten. Die Partei unterlag mit ihrer Klage gegen ein früheres Urteil vor Gericht. 

Der Anführer der Proud Boys ist in den USA festgenommen worden. Der Rechtsextremist Enrique Tarrio wird wegen Verschwörung angeklagt, da er den Sturm auf das Kapitol mit geplant haben soll. 

Noch nie waren mehr Rentnerinnen und Rentner auf Hartz IV angewiesen. Fast 580.000 Menschen im Ruhestand beziehen die Grundsicherung.   

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Eine Alltagsablenkung

Konzerte, erinnern Sie sich noch? Langsam kehren sie zurück in unseren Alltag. In Berlin haben Zuschauerinnen und Zuschauer einen ergreifenden, aber auch zerrissenen Abend mit Genesis und Phil Collins erlebt. Mein Kollege Jens Balzer war dabei.

Bild: Britta Pedersen/​dpa
Bild: Britta Pedersen/​dpa

Die wichtigsten Corona-Zahlen

Nach unseren Daten wurden 185.811 neue Ansteckungen registriert, gut 37.000 mehr als eine Woche zuvor. Zudem wurden 359 Todesfälle erfasst, 89 mehr als am Dienstag zuvor.

Wollen Sie uns hören?

Im Schwester-Podcast dieses Newsletters Was jetzt? sprechen wir heute über die Macht des zivilen Widerstands in der Ukraine. Außerdem: Welche Folgen hat der Krieg für die weltweite Ernährungssicherheit.

Wir wünschen einen guten Tag!

Das war unser Überblick am Morgen. Was fanden Sie gut, was sollten wir weglassen oder hinzufügen? Sie können sich gern bei uns melden! Falls Sie uns empfehlen möchten: Der Letter lässt sich hier abonnieren.

Redaktionsschluss für diese Ausgabe war um 5.30 Uhr. Die nächtliche Vorarbeit hat heute Christina Felschen in Vancouver übernommen. In Berlin wird sehr leise in den Morgen hinein eine Mischung aus Invisible Touch und Against All Odds gesummt.