Eine Uni für Nürnberg | 3½ Fragen an Timo Meynhardt | Dr. acad. Sommer: Am Rande des Instituts | Das Spiel des Strebens

 
Wenn dieser Newsletter nicht richtig angezeigt wird, klicken Sie bitte hier.
 
 
   
 
 
 
 
 
 
 
 
   
   
Liebe Leserinnen und Leser,
die Hochschulrektorenkonferenz trifft sich heute in Bielefeld zur Jahresversammlung. Wir wünschen frohes Diskutieren! Sofern Sie nicht bei der HRK-Sitzung sind, haben wir folgende To Do-Angebote: Sie können mal wieder Goethe lesen, so wie Timo Meynhardt von der Leipzig Graduate School of Management. Oder Sie orientieren sich neu auf Ihrem Forschungsfeld – Dr. acad. Sommer weiß, wie es geht. Oder, für die Humorvollen unter Ihnen (hoffentlich alle): sie holen Würfel und Spielfiguren raus und spielen unser "Spiel des Strebens" (siehe c.t.).
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Eine Uni für Nürnberg (vielleicht)
Nürnberg hat rund 500.000 Einwohner und ist die zweitgrößte Stadt Bayerns. Eine eigene Universität gibt es dort allerdings nicht; nur eine Kooperation mit dem deutlich beschaulicheren Erlangen. Eigentlich merkwürdig, oder? Und wäre das nicht schick (und förderlich für die ganze Region), in Nürnberg eine eigene TU hochzuziehen? Horst Seehofer jedenfalls hege „Sympathien“ für die Idee, berichtet die Süddeutsche Zeitung, und kommentiert: „Es gibt in der ganzen Republik keine zweite Stadt in der Größe, die von ihrem Land mit Universitätseinrichtungen so lachhaft bedacht worden ist wie Nürnberg. Eine Halbmillionenstadt als Uni-Niemandsland – das ist ein bayerisches Unikum. Das kann man für immer so lassen. Oder es irgendwann einfach mal ändern.“ 
  
 
 
Kungelei am BIG?
Berufungsverfahren in der deutschen Wissenschaft sind gemeinhin nicht gerade das, was man als „agil“ beschreiben würde. Manchmal dauern sie Jahre und kosten die Kommissionsmitglieder letzte Nerven – schließlich sollen sie einerseits Headhuntingqualitäten für ihre Institution beweisen, müssen sich aber zugleich fein-säuberlich an alle Regularien öffentlicher Ausschreibungen halten. Am Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) scheint man sich über diesem Dilemma nun verkalkuliert zu haben. Der Tagesspiegel berichtet von Uneinigkeit im Rekrutierungsverfahren einer neuen Professur, bei der es angeblich Vorabsprachen gegeben und zu einer einstweiligen Verfügung gegen eine finale Berufungsentscheidung gekommen sei. Gute Imagewerbung für den Berliner Wissenschaftsstandort sind solche Nachrichten natürlich nicht gerade. 
  
 
 
ExStra: Gibt es Unis erster und zweiter Klasse?
Dieser Frage ging letzte Woche an der Universität Freiburg eine Podiumsdiskussion nach. So richtig neu ist die Frage nach Sinn und Zweck des Exzellenzwettbewerbs natürlich nicht, aber Selbstverhandlungen auf dem Campus müssen sein, wenn die ExStra kein einsamer Hochschulleitungssport sein will. Die Badische Zeitung berichtet über die Veranstaltung. 
  
 
 
Obamas Liebeskummer
Wie wird man Professor – und dann Präsident (oder Kanzlerin) eines Landes? Fest steht, dass solche Lebenswege nie allein aus Qualifikationsstufen bestehen. Unterwegs wird geliebt, sich getrennt, findet halt das aufregend-normale Leben statt. Die Washington Post berichtet (im Rahmen einer Buchbesprechung) jetzt vom Lebensweg Barack Obamas und einer Trennung, die ihn an seinen ersten Tagen an der Harvard Law School begleitet hat. Nice read!
  
 
 
Alle Uni-Erstis und -Ureinwohner bitte zum Kiosk
Ganz der Neue und ganz der Alte: Am Dienstag erscheint der ZEIT Studienführer in neuem Gewand, aber in bewährter Qualität. Nach mehr als zehn Jahren ist das schöne Grün auf dem Titel einem noch schöneren Türkis gewichen. Wie immer bietet das Heft alles, was künftige Akademikeranwärterinnen und -anwärter brauchen: Auf 300 Seiten viele Ratschläge und Beispiele für die Entscheidung über Studienfach und Studienort, Praxistipps für den Start an der Hochschule, Porträts von 35 beliebten Studienfächern und das (geliebte und gehasste) Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung. Alles wichtig für die Neulinge an der Uni – aber auch interessant für Ureinwohner von Academia, die sich für das Bild ihres Fachs oder für die Fragen des Nachwuchses interessieren.
  
 
 
 
   
 
 
   
 
   
   
 
Die Zahl
 
 
   
500 Millionen Pfund

Spenden, die Oxford und Cambridge im vergangenen Jahr erhalten haben. Insgesamt stiegen die Spendengelder für UK-Universitäten in 2015/16 um 23 Prozent, auf insgesamt 1,06 Milliarden Pfund.
 
Quelle: Varsity
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Prof. Dr. Timo Meynhardt

Inhaber des Dr. Arend Oetker Lehrstuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung an der HHL Leipzig Graduate School of Management
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?

Mich wundert, wie überrascht und beeindruckt viele von der Kraft des Post-Faktischen sind. So einen Neuigkeitswert hat das alles nicht.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?

Mehr Respekt vor dem hohen Gut der Diskursqualität. Auch wenn es schwerfällt, sollte die Gehetztheit unserer Tage nicht zu einer weiteren Vergröberung des wissenschaftlichen Austausches führen. Zur verantwortlichen Meinungsbildung gehört es weiterhin, die Sachen sehr ernst, sich selbst aber nicht so wichtig zu nehmen.

Lektüre muss sein. Welche?
Im Moment auf alle Fälle Martin Walsers neues Buch „Statt etwas oder Der letzte Rank“. Für mich hat er damit noch einmal die Grenzen des sprachlich Mitteilbaren erweitert. So etwas gelingt wahrscheinlich erst, wenn man dem „Reizklima des Rechthabenmüssens“ entkommen ist. Ansonsten eigentlich immer wieder und lebenslänglich Goethe. Ich staune wieder und wieder, in welchen Denkbezirken der Geheimrat unterwegs war und wie unermesslich reich sein Werk ist.


Und sonst so?
Kinder und heitere Gelassenheit.
   
   
 
 
   
 
 
   
 
   
   
 
Dr. acad. Sommer
 
 
   
   
Lieber Dr. acad. Sommer,
ich forsche auf einem Gebiet, das an unserem Institut zunehmend zum Randthema wird. Mit den Kolleg/innen verstehe ich mich gut, aber meine Vorschläge finden immer weniger Beachtung, Gelder aus internen Fördertöpfen gehen an andere Personen, und meine Projekte finden gegenüber Presseabteilung und Präsidium kaum noch Erwähnung. Was kann ich tun, um aus dieser Marginalisierung herauszukommen?


Liebe(r) X,
eigentlich beschreiben Sie hier etwas sehr Positives: Die wissenschaftliche Community steuert sich in erster Linie selbst. Eine bemerkenswerte Errungenschaft! Aber auch die Wissenschaft ist natürlich von Trends und Moden beeinflusst: Oft sind ganze Forschungsgebiete zeitweise „in“ oder „out“. Hinzu kommt, dass der Druck auf alle wissenschaftlichen Institutionen steigt, sich klare Forschungsprofile zu geben, und das minimiert den Raum für thematische Ausreißer. In diesem Prozess sind Sie also in die Außenseiterrolle geraten und passen nicht mehr richtig ins Profil des Instituts. Dies sollten Sie jedoch auf keinen Fall als Gesamturteil über Ihre Forschung betrachten, sondern stattdessen die Gelegenheit nutzen, Ihre eigene Positionierung am Markt zu überprüfen. Dafür haben Sie drei Möglichkeiten:
a) Sie machen weiter. Denn das „Recht auf Außenseitertum“ ist ebenfalls heilig, und solange Ihnen niemand bestimmte Forschungsthemen verbietet und Sie von Ihrer Arbeit überzeugt sind, sind Sie in Forschung und Lehre: frei!
b) Sie suchen sich eine andere Institution, zu der Ihr Forschungsthema besser passt. Das ist keine persönliche Niederlage, sondern ein völlig normaler Teil des Wissenschaftssystems.
c) Sie überdenken Ihr Profil und passen sich Ihrem Institut an.

Option c) kostet etwas Überwindung, aber Sie können zum Glück verschiedene Wege gehen:
Ein neues Forschungsthema können Sie sich z.B. über Postdocs erschließen, die eine bestimmte Expertise in Ihre Arbeitsgruppe mitbringen. Auch studentische Abschlussarbeiten sind eine gute Gelegenheit, um neue Themenfelder zu betreten.
Eine verstärkte Zusammenarbeit am Institut können Sie z.B. mit gemeinsamen Drittmittelanträgen erreichen. Oder Sie „teilen“ sich einen Doktoranden, dessen Projekt sowohl bei Ihnen als auch bei einer anderen Professur angesiedelt ist.
Je nach Disziplin sind bestimmte Technologien, Arbeitsmethoden oder technische Ausstattung besonders gefragt – aber nicht immer breit verfügbar. Wenn Sie sich genau darauf spezialisieren, haben Sie jede Menge Anknüpfungspunkte für interessante Kooperationen.
Die gute Nachricht ist also: Die gleichen Mechanismen, durch die Ihre Forschung etwas an den Rand der Aufmerksamkeit geraten ist, können Sie jetzt nutzen, um sie wieder in den Fokus zu rücken.

Dr. Uli Rockenbauch ist Persönlicher Referent der Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft und berät die Scientific Community im ZEIT CHANCEN Brief als "Dr. acad. Sommer".
   
   
Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym Ihre Frage!
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
   
Kleine Gehirnwäsche Mit Lehrplan-Reformen versuchen autoritäre Regierungen in Europa, eine neue Gesellschaft zu formen

Lange
 genug? Der Streit ums Turbo-Abi wird Wahlkampfthema. An manchen Schulen in NRW dürfen die 
Schüler selbst entscheiden »Keine Noten, 
kein Druck« Der Regisseur Alexander Kleider über seinen Film »Berlin Rebel High School« »Eltern verhalten sich postfaktisch« Der Bildungsforscher Olaf Köller warnt vor der Rückkehr zu G9 Spiel des Strebens Die Karriere an der Uni ist ein Hürdenlauf – und ein Glücksspiel. Würfeln Sie sich auf dem Weg zur Professur durch Drittmittelanträge und Familienplanung!

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
„Das akademische Leben ist also ein wildes Hasard“, schrieb einst Max Weber in seinem Text „Wissenschaft als Beruf“ (1917).

Die CHANCEN-Redakteure Anant Agarwala und Anna-Lena Scholz haben den Satz mal wörtlich genommen – und sich, gemeinsam mit der Illustratorin Doreen Borsutzki, ein Brettspiel zur wissenschaftlichen Karriere ausgedacht. Das Spiel des Strebens finden Sie in der aktuellen ZEIT auf S. 63!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Wo bleibt der Frühling???

Ihr CHANCEN-Team

PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an –  unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
 
 
   
Anzeige
Jobs im ZEIT Stellenmarkt
Jetzt Branche auswählen und Suche starten: