Franca Parianen Lesemann
Doktorandin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in LeipzigEine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen? „People aren’t fools“, dieser tröstliche Satz aus einem Psychologiebuch blieb hängen. Trotz Weltpolitik. Es ging um die menschliche Tendenz zur Selbstüberschätzung: Durchschnittlich sind wir alle überdurchschnittlich in Allem – besonders im Autofahren, und zwar dank selektiver Wahrnehmung und Ducken vor Herausforderung. Doch interessanterweise nicht bis ins Unendliche. Wir schätzen realistisch ein, wie unsere Freunde uns sehen, und suchen in unsicheren Zeiten Objektivität. Ähnliches findet sich anderswo: Wir hören lieber, was wir schon glauben, aber nicht angesichts vieldeutiger Information. Wir reagieren stark auf Emotionen, aber nicht, wenn wir Vorwissen mitbringen. Wer Menschen unterschätzt (auch ein beliebter Denkfehler) vertut solche Potenziale, Debatten zu gestalten. Das finde ich eine wichtige Erinnerung. Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen? Wir schöpfen die Ressourcen, des Internets noch nicht aus. Die Auflösung der Papiergrenzen bietet Platz für die Veröffentlichung von Nullresultaten und Replikationen, Hintergrundinfos, Daten und Skripten. Journals können Raum für solche Anhänge schaffen, oder wie z.B. F1000 versuchen, Selektion auf Wissenschaftlichkeit zu beschränken. Forschern und Institutionen sollten dem aufgeschlossen begegnen. Lektüre muss sein. Welche? Da ich mir merken kann, was sich gut erzählt, finde ich humorvolle Welterklärer sehr bereichernd. Aus Douglas Adams Artenschutzmanifest Last Chance to See, begleitet mich das Bild des Kakapo, der seine Flugunfähigkeit vergessen hat und sich gelegentlich nervös von Bäumen wirft; aus Bill Bryson's 1927 die Beschreibung eines US-Präsidenten, der Katastrophenopfer nicht besuchen will, oder für sie 12 Postkarten signieren. Weil letztere Geschichte so schön illustriert, wie oft Mitgefühl Anschauung braucht, habe ich sie später im eigenen Buch aufgegriffen. Und sonst so? Bin ich immer wieder überrascht, wie viel Tiefe Small Talk erreichen kann, wenn man Menschen nach ihrer Lieblingsserie fragt. |
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