Newsletter Ausgabe 20/2017

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
 
gelesen, diskutiert, geteilt werden – das wollen wir alle. Schließlich ist die Resonanz neben der Auflage die zweite harte Währung des Journalismus. Für Resonanz machen wir fast alles, sogar schreiben. Die Resonanz der anderen jedoch befremdet uns bisweilen: Selbstredend halten wir sie für unverdient, zufällig, gelogen. Großzügigkeit ist eine Tugend, die im Journalismus selten anzutreffen ist. Doch manchmal ist die Resonanz der anderen so unleugbar, so offensichtlich und offensichtlich verdient, dass selbst der Neidischste unter uns Journalisten sie nicht leugnen kann. Nehmen wir »Luft nach oben«, die neue Kolumne von Christ&Welt. 

Seit vier Wochen erst skizzieren Hanna Jacobs, eine junge Vikarin aus Niedersachsen, sowie Alina Oehler, eine junge katholische Theologin aus Süddeutschland, auf unserer Abschlussseite, wie sie ihre Kirche verändern würden, wenn sie könnten, wie sie wollten. Die eine, Hanna Jacobs, hat jüngst die Luther-Heiligenverehrung im Protestantismus beklagt, die andere warf der katholischen Theologie einen bedenklichen Hang zur Infantilisierung vor. Was beide eint: eine Flut an Leserbriefen, Reaktionen, offiziellen und inoffiziellen Stellungnahmen, mal haptischer, handschriftlicher, mal digitaler und unpersönlicher Natur. Allein das Dossier mit den Reaktionen auf Alina Oehlers Text über die kindische Theologie füllt einen mittelschweren Folianten. Von glühender Zustimmung der Marke Endlich-sagt-es-mal-einer bis zu offener Ablehnung im Nominalstil und Ausrufezeichen am Satzende ist alles dabei. Den Nicht-Journalisten muss so viel Liebe und Hass naturgemäß befremden. Er nährt sich nicht wie wir Journalisten von dem, was er anrichtet, wenn er schreibend Dinge an- oder umstößt. Er hat es gerne ruhig und friedlich. 

Wir Journalisten sind anders: Wir lieben die Langeweile weniger als den Streit, die Ruhe weniger als die Unruhe, die Versöhnung weniger als das Ringen um sie. Streitend, argumentierend, debattierend hoffen wir uns der Wahrheit anzunähern. Kein Wunder, dass manche uns für Stinkstiefel halten. Wir sind es! Immer wollen wir recht haben und sind uns dabei oftmals selbst nicht grün. Nicht hier natürlich, nicht bei Christ&Welt. Hier ist (fast) nichts zufällig oder unverdient. Nehmen wir »Luft nach oben«. Es ist offensichtlich: Hanna Jacobs und Alina Oehler erweitern unsere Resonanzzone. Die Redaktion gönnt es ihnen! Wie könnte sie auch nicht? Es ist offensichtlich. Letztens trafen sich die beiden zum ersten Mal. Das Foto, das dabei entstand, beweist: Man kann streiten und sich dennoch mögen.

Ihr Raoul Löbbert
 
 
 
 
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