| Ärger um Alster-Frauenmarsch An der Binnenalster geht es morgen um die Frau – besser: um die Frauen. Es wird demonstriert! Beim 1. Hamburger Frauen- und Migrantinnenmarsch werden am Samstagnachmittag bis zu 3000 Frauen (und unterstützende Männer) erwartet, die für ihre Rechte einstehen und gegen Fremdenfeindlichkeit protestieren wollen. »Wir wollen eine Brücke bauen und Menschen, die neu in Hamburg ankommen, mit Einheimischen zusammenbringen«, sagte uns Hourvash Pourkian, Vorsitzende des Vereins Kulturbrücke Hamburg, welcher die Demonstration federführend organisiert. Doch wenige Tage vor dem Marsch gibt es nun Krach. Über 20 Initiativen und Vereine aus der Stadt, darunter der Sisters March, die Schura, die Jüdische Gemeinde und die Stiftung Wohnbrücke, wollen nicht mehr mitlaufen und distanzieren sich in einem Schreiben deutlich von der Aktion. Warum? Es geht ums Kopftuch. Auf der Homepage zur Aktion hieß es kürzlich noch in einer inzwischen gelöschten Passage: »Wir sind der Meinung, dass Verschleierung ein Symbol der Ausgrenzung in all ihren Formen ist. Wir glauben, dass Emanzipation und Feminismus nicht mit einem Kopftuch vereinbar sind.« Geht gar nicht, sagen die unterzeichnenden Verbände: Frauen mit Kopftuch würden auf diese Weise stigmatisiert. »Das ist deren Interpretation«, so Pourkian, die auch weiterhin zu ihrer »persönlichen Meinung« steht. Den Auftritt der Soziologin Necla Kelek habe sie aber wieder »aus dem Programm genommen«. Denn auch diese Personalie hatte Protest ausgelöst, weil Kelek eine Unterstützerin von Thilo Sarrazins »rassistischen Thesen« sei, so heißt es im Distanzierungsschreiben der Verbände…
»Katastrophenstimmung« am Schauspielhaus Wenn irgendwo Schorsch Kamerun draufsteht, steckt meist ganz schön viel Anarchie drin. Und zwar nicht nur, wenn der Autor und Musiker als Sänger der Hamburger Punkband Die Goldenen Zitronen auf der Bühne steht, denn nun bespielt Kamerun auch die Bühne des Schauspielhauses. Heute Abend feiert sein Werk »Katastrophenstimmung – eine Oper zum Weglaufen« Premiere, und darin geht es um Probleme unserer Zeit: um Rechtspopulisten, Fake-News und Werte, die infrage gestellt werden. Oder, in Kameruns Worten, »um Weltpolitik und die Verschiebung von Kräfteverhältnissen. Darum, zu hinterfragen, wem Katastrophen und Ängste nützen.« Herausgekommen ist nun ganz sicher keine klassische Oper, sondern eine Mischung aus assoziativen Texten, aus Musik, Gesang und szenischem Spiel – all das natürlich in höchstem Maße gesellschaftskritisch. Klar, Kamerun ist schließlich für seine widerständige Natur bekannt – wir erinnern uns etwa an seinen langen Kampf gegen die Schließung des Golden Pudel Club. Er selbst räumt aber auch ein: »Keiner hat Lust auf eine fingerhebende moralische Gesellschaftskritik. Ich lebe auf St. Pauli, bin gegen Gentrifizierung und gleichzeitig selbst Gentrifizierer. Alles ist immer ein Widerspruch. Es geht darum, kritisch und wütend zu bleiben …« Im Übrigen hätte der Regisseur aber auch »nichts dagegen, wenn die Welt, wie wir sie kannten, verschwindet«. Vielleicht gehe es darum, »die nächste Alternative zu finden«. Und wir ziehen heute Abend das Bühnenspiel dem Weltuntergang vor. |
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