U-Multirank | 2,4 Millionen Publikationen | TU Dortmund schließt Germanistik-Institut | Gastkommentar Sven Köser: Engagement braucht Anerkennung

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
ein Leseschmankerl finden Sie heute in der Fußnote. Bis dorthin müssen Sie sich bitteschön erstmal durch ein paar Hard Facts aus dem Wissenschaftsbetrieb scrollen – unter Das ist wichtig: es geht um Rankings, Publikationszahlen, die KapVO und die TU Dortmund. Und im Gastkommentar wünscht sich Sven Köser von der Beratungsfirma Rheform mehr Anerkennung für Third Mission-Getriebene. 
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
U-Multirank 2019/2010
Die beste Hochschule der Welt? Immer die, an der man selbst gerade arbeitet, klar. Wer es gerne etwas differenzierter hätte, sollte sich durch die neuen Ergebnisse des U-Multirank 2019/2010 klicken. Eine Art Superranking, das die Performance von 1711 Universitäten auswertet – in Forschung, Lehre, Transfer, Vernetzung. Vor allem letzterer Punkt ist interessant: Die von Multirank als sogenannte „Open Border Universities“ bezeichneten Einrichtungen sind besonders erfolgreich darin, das akademische Wissen in die Wirtschaft zu transferieren und Patente zu entwickeln, und auch die Studierenden sind überdurchschnittlich zufrieden mit der Lehre. Übrigens: Nicht nur die üblichen verdächtigen Top-Unis werden hier ausgewertet – auch einige kleinere Unis und Fachhochschulen sind vertreten. Hier finden Sie je die Top 25 Performance nach unterschiedlichen Indikatoren, wie „Contact to Work Environment“, „Patents awarded“ oder „Student mobility“. – Und noch ein Ranking ist diese Woche interessant: Die National Science Foundation der USA hat frische Zahlen zu den Entwicklungen der weltweiten Publikationen in Wissenschaft und Technik vorgelegt; demnach liegt China mit 456.960 Publikation (im Jahr 2017) auf Platz eins, dicht gefolgt von den USA (423.529); danach kommen Indien (121.960) und Deutschland (105.596). Die Gesamtzahl der Veröffentlichungen beläuft sich auf 2,4 Millionen Titel.
  
 
 
Bundestag berät über Hochschulrahmengesetz
Am morgigen Freitag berät der Bundestag über eine Änderung des Hochschulrahmengesetzes – Anlass ist das Verfassungsgerichtsurteil über eine Neuordnung der Studienplatzvergabe für Humanmedizin (ZEIT 53/2017). Linke- und FDP-Fraktion nutzen die Debatte, um je einen eigenen Antrag einzubringen, über die gerechtere Gestaltung der Hochschulzulassung (Linke) und eine Änderung des Kapazitätsrechts (FDP), um etwa der immer größeren Zahl an Teilzeit-Studierenden Rechnung tragen zu können. Die Diskussion ist für 16:05 Uhr angesetzt (zu sehen im Parlamentsfernsehen).
  
 
 
TU Dortmund ohne Germanistik und Anglistik?
Es klingt nach tiefgreifenden Verwerfungen, was die FAZ gestern unter der Zeile „Chronik einer Demontage“ berichtete: Die Rektorin der TU Dortmund, Ursula Gather, hat offenbar die Institute für germanistische und anglistische Sprach- und Literaturwissenschaft geschlossen. Ursache waren offenbar (von Gather goutierte) Bemühungen einiger Professorinnen, ein interdisziplinäres „Institut für Diversitätsstudien in Kognition, Literatur, Sprache und Medien“ zu errichten (bislang existiert es als AG); Widerstand gegen einen solchen Umbau kam aus dem Fakultätsrat. Gather empfiehlt laut FAZ ein einjähriges Moratorium, um „neue Binnenstrukturen“ zu entwickeln, ohne zu sagen, wie diese aussehen könnten. 
  
   
   
   
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Personen
 
 
   
  
Österreich: Rauskala neue Ministerin
Nach der politischen Ibiza-Rochade hat Österreich nicht nur eine neue Kanzlerin, sondern auch eine neue (Interims-)Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung: die Wirtschaftswissenschaftlerin Iris Rauskala. Zuvor leitete sie in ebendiesem Ministerium bereits die Präsidialsektion; 2011 bis 2015 leitete sie die Fachstelle für Public Financial Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
 
Uni Passau vor Neuwahl      
An der Universität Passau steht für den 17. Juli die Wahl für das Amt der Präsidentin an. Da Amtsinhaberin Carola Jungwirth drei Gegenkandidaten hat, herrscht muntere Wahlkampfstimmung. In der Passauer Neuen Presse spricht Jungwirth über Kritik an ihrer Führungskultur. 
 
Job: Förderung der lieben Kleinen
Das Aussterben der Bezeichnung „Nachwuchs“ für erwachsene, forschende und lehrende Menschen ist vorerst nicht zu erwarten. Das sieht man auch daran, dass sie inzwischen in Stellenausschreibungen fest verankert ist. Immerhin aber gelten Fragen der Betreuung, Finanzierung und Gestaltung akademischer Lebensläufe nicht mehr als Gedöns. Wer sich also auf dem Gebiet berufen fühlt, kann sich an der Universität Bonn bewerben – die sucht eine „Leitung (100 %) der Abteilung Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“. Details zur Ausschreibung im ZEIT Stellenmarkt.
  
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Gastkommentar
 
 
   
von Sven Köser
   
 
   
Engagement braucht Anerkennung
In diesem Tagungs-Sommer hat ein Thema Konjunktur: Wissenschaft in der Gesellschaft. Zu Recht rückt es in den Mittelpunkt. Hochschulen können wichtige Beiträge leisten und selbst profitieren. Doch worum genau geht es hier eigentlich? Die Herausforderung beginnt in meiner Wahrnehmung damit, dass unter diesem Thema eine breite Palette an Aspekten subsumiert werden kann. Viele Hochschulen haben begonnen, ihr Transferprofil zu definieren und es in ihrer Mission institutionell-strategisch zu verankern. Das ist eine Leitungsaufgabe. Dabei haben all jene Hochschulen einen Vorteil, die in den Strukturwandel ihrer Region aktiv eingebunden sind, die in der Leitung einen aktiven Treiber haben, über Forschungsthemen vernetzt sind oder beispielsweise Lebenslanges Lernen mit regionalen Partnern umsetzen. In der Praxis gibt es viele Hürden: starre gesetzliche Rahmenbedingungen oder oftmals fehlende finanzielle Ressourcen. 
Es ist aber noch ein anderer Aspekt, der mir in der Debatte bislang deutlich zu kurz kommt: Entscheidend für eine gute Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren sind die Menschen, die für Transferthemen brennen. Oft fehlt ihnen die Anerkennung, selten gibt es Reputationsanreize. Ein Science Paper, ERC-Grant oder Leibniz-Preis sind dann doch wertvoller für den Karriereweg als eine Gründung, ein Patent oder soziales Engagement. Welcher Professor will seinen Nachwuchs schon außerhalb der Wissenschaft sehen, wo er ihn doch mühevoll aufgebaut hat? Wie viele Mittelbauler suchen nach ihrer Arbeitszeit nur heimlich den Weg zur Beratung? Wie viel Engagement in der Gesellschaft wird am Ende dann doch nicht (monetär) honoriert? 
Jede Hochschulleitung ist gut beraten, den vielfältigen Erfahrungen ihrer Organisation Sichtbarkeit zu geben und ihren spezifischen Gesellschaftsbeitrag in ein eigenes Begriffs- und Selbstverständnis zu überführen – und zu honorieren.
 
Sven Köser, 40, ist leitender Berater der rheform – EntwicklungsManagement GmbH
   
 
   
 
 
   
 
 
 
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Hier geschehen Wunder Vor ein paar Jahren war die Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm ein Problemfall mitten in einem sozialen Brennpunkt. Jetzt erhält sie den Deutschen Schulpreis. Wie haben Lehrer und Schüler das geschafft? 
 
»Wenn wir die Mauern einreißen, dann ist alles möglich«
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor den Absolventen der Universität Harvard eine Rede gehalten – über ihr Leben als Doktorandin, das Glück der Freiheit und die Aufgaben der jungen Generation. Wir drucken den Text in leicht gekürzter Fassung Therapie durch Philosophie Ob Eheprobleme, Zukunftsängste oder Managercoaching – Beratung durch ausgebildete Philosophen ist beliebt. Sokrates, Augustinus und Kant bieten Lebenshilfe in unsicheren Zeiten Wer ist hier der Dumme? Auf dem Buchmarkt wird die »Bildungskatastrophe« ausgerufen Einfach machen Der Unternehmer Thomas Jakel verdient viel Geld. Und arbeitet nur eine Stunde pro Woche. Wie macht er das? 

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
 
 
Fußnote
 
 
   
 
   
Die Scientific Community kennt Mai Thi Nguyen-Kim und ihre mailab-Videos schon lange – inzwischen aber ist die Chemikerin und Wissenschaftskommunikatorin auch auf Fernsehbühnen unterwegs. Wer ist diese Frau, und wie gelingt ihr, woran so viele Profs scheitern: Wissenschaft seriös und populär zugleich unters Volk zu bringen? Mein Kollege Anant Agarwala hat Nguyen-Kim für die neue Ausgabe des "ZEIT Campus"-Magazins portraitiert – am Kiosk, oder hier entlang bitte.
Anna-Lena Scholz
   
 
   
 
 
   
Wir wünschen sonnige Pfingsttage – bis nächsten Donnerstag!

Ihr CHANCEN-Team


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