Polizisten aus Berlin: »Det is dann janz normal«

 
Frage zum Jahresende: Katharina Fegebank + Die Riesen-Lkw kommen + Reiche Kirchen, arme Kirchen + Jeder streue vor seiner Tür
 

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Das mit dem angekündigten Nebel hat gestern nicht überall so richtig geklappt, deshalb versucht es das Wetter heute noch einmal damit, vielleicht hält er sich sogar bis mittags. Bei den Temperaturen nichts Neues, die bleiben nach wie vor bei maximal 6 Grad. Die Chancen auf Sonne sind heute jedenfalls geringer als jene auf ein bisschen Schokolade im Stiefel.
   
 
Guten Morgen,
 
Mark Spörrle / Foto: Vera Tammen
 
drei Dinge vorweg. 1. Falls Ihre Kinder (wenn Sie welche haben) noch schlafen, während Sie diese Zeilen lesen, und Sie etwas vergessen haben, ist vielleicht noch Zeit, vor die Wohnungstür zu stürzen und den Stiefel zu füllen. (Falls Sie keine Kinder haben, können Sie ihn trotzdem füllen, Psychologen behaupten, dies beruhige.)
 
2. Ein Stromausfall legte am Montagvormittag Teile der Hamburger Altstadt und der HafenCity acht Minuten lang lahm. Der Grund, so eine Sprechern von Stromnetz Hamburg, war offenbar ein Kabel, das möglicherweise durch Bauarbeiten beschädigt wurde. Eine meterhohe Wasserfontäne, die zur selben Zeit in der Innenstadt sprudelte, habe nicht mit dem Stromausfall zusammengehangen. Und an all jene, die unbedingt einen Zusammenhang mit der OSZE, der Telekom-Störung vor ein paar Tagen oder gar dem Nikolaus wittern wollen: bitte cool bleiben.
 
3. Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit der Diebe. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Einzelhandelsanalysten Ernie Deyle liegen in den Geschäften die »Verluste durch Warenschwund« zwischen Oktober bis Dezember um gut ein Drittel über den Abgängen der neun Monate davor. Was nicht nur daran liege, dass vor dem Fest die Zahl der Ladendiebe steigt, sondern auch daran, dass die Moral sinke: Gehe es etwa darum, einem Kind ein Geschenk zu besorgen, falle es den Menschen gleich viel leichter zu stehlen.
Was das nun mit dem Nikolausstiefel zu tun hat? Nichts, gar nichts. Außer Sie haben den Stiefel gestern Abend bereits gefüllt, die Kinder schlafen noch – aber der Stiefel ist merkwürdigerweise schon leer.
 
   
   
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»Det is dann janz normal«

Rund 7000 Landespolizisten sind derzeit in Hamburg zu Gast, um das OSZE-Treffen zu sichern und die Bevölkerung über die damit einhergehenden Einschränkungen zu informieren. Einer von ihnen ist Polizeihauptkommissar Thomas Treptow, 55, aus Berlin.
 
Elbvertiefung: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Hamburger um Verständnis gebeten. Hat das geklappt?
Thomas Treptow: Die Leute möchten miteinbezogen werden, sie möchten wissen, wann wo was gesperrt ist, dann haben sie dafür Verständnis.
 
EV: Sie sind erst seit Mittwoch hier und können den Leuten bereits sagen, wie sie welche Absperrungen umfahren können …
Treptow: So gut kennen wir uns natürlich nicht aus, aber wir arbeiten in Dreierteams und haben immer einen Hamburger Kollegen dabei.
 
EV: … oder was die Hubschrauber machen, die man andauernd sieht und hört?
Die kontrollieren vor allem Verkehrsströme. In den kommenden Tagen werden sie permanent fliegen.
 
EV: Haben Sie einen Trick, um aufgebrachte Menschen zu beruhigen?
Treptow: Wir sind speziell geschult in Deeskalation. Unser Ziel ist es, konfliktmindernd zu wirken. Wenn eine Straße geräumt werden soll, dann erklären wir den Leuten, aus welchen Gründen das nötig ist. Die Leute kommen dadurch runter. Und wer nicht runterkommen möchte, der kommt halt nicht runter.
 
EV: Man hört Ihnen an, dass Sie nicht von hier sind. Wie reagieren die Hamburger auf Sie?
Treptow: Also, eijentlich sollte man versuchen, einigermaßen Hochdeutsch zu sprechen. Aber ürgendwann im Gespräch kommt dann doch die Frage: »Sagen Sie, kommen Sie aus Hamburg?« Aber det is dann janz normal.
 
EV: Wenn jetzt alle Berliner Polizisten in Hamburg sind, wer passt dann auf die Ganoven in Berlin auf?
Treptow: Wir sind ja nur ein kleiner Teil. Berlin wird’s auch ohne uns schaffen.
 


OSZE stört ÖPNV

Polizeihauptkommissar Treptow könnte dies hier vermutlich viel deeskalierender formulieren, aber Fakt ist, dass aufgrund des OSZE-Treffens auch der ÖPNV nicht so läuft wie gewohnt. Warum sollten nur die Bewohner des Karoviertels leiden? Unter anderem ist am Donnerstag die U3-Haltestelle Rathaus ganztägig gesperrt. Was sonst noch anders sein wird, dazu gibt es viele Gerüchte. Alle gesicherten aktuellen Fahrplanänderungen finden Sie allerdings hier
 


Reiche Kirchen, arme Kirchen

Maria Magdalenen in Klein Borstel ist seit kurzem eine C-Kirche. Das bedeutet: Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde erhält in Zukunft keine Mittel mehr für Sanierungen. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost, zu dem das Gotteshaus gehört, hat entschieden, dass »die stadträumliche und architektonische Qualität« des Gebäudes nicht mehr ausreichend sei. Dieses Schicksal teilt Maria Magdalenen leider Gottes mit 44 weiteren Kirchen in ihrem Kirchenkreis. Denn es stehen lediglich 600.000 Euro für Sanierungen zur Verfügung – eine Summe, die nicht für alle ausreicht. Ganz anders sieht es im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein aus. Dort kann beispielsweise die Gemeinde Garstedt jedes Jahr 70.000 Euro zur Seite legen. Wie sie das macht? Mit den öffentlichen Einrichtungen EvaBau und EvaImmo, die geführt werden wie Firmen. Mit ihrer Hilfe schafft es Karl-Heinrich Melzer, Propst des Kirchenkreises, »langfristig Erträge zu generieren«. Wie genau er das hinbekommt und auch künftig Raum für Gläubige vorhält, lesen Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg, am Kiosk oder hier digital.
 
   
   
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Die Riesen-Lkw kommen
 

Seit 2012 rollen über 25 Meter lange Laster auch über Hamburger Straßen, »im Testbetrieb«, wie es bislang hieß. Doch diese »Gigaliner« – um 6,5 Meter länger als ein herkömmlicher Sattelschlepper mit Anhänger – sollen von Januar an den Regelbetrieb aufnehmen dürfen. Jede dritte LKW-Fahrt solle dadurch eingespart werden, von manchen werden die Dickschiffe auf Rädern gar als »Öko-Liner« bezeichnet. Eine »Milchmädchenrechnung« nennt das Martin Roggermann vom Verein Allianz pro Schiene. »Die Riesen-Lkw werden mit der Hoffnung verbunden, dass sie das Verkehrsaufkommen reduzieren«, sagt er uns. »Aber das ist ein Märchen.« Jeder, der Güter transportiere, schaue zuerst auf den Preis. Die Gigaliner versprechen 30 Prozent günstigere Transportkosten, und da würden sich immer mehr Transporteure das Umladen vom Lkw auf den Zug ersparen. Noch sollen die Riesen wie bisher maximal 40 Tonnen zuladen dürfen, doch im benachbarten Dänemark sind bereits 60 Tonnen gestattet. »Die scharren schon mit den Hufen, auch durch Deutschland fahren zu dürfen«, sagt Roggermann. »Je länger die Strecke, umso größer der Kostenvorteil.« Mehr als 8 Milliarden Tonnenkilometer würden durch die Zulassung von der Schiene auf die Straße verlagert werden, berechnete eine Studie der TH Wildau und der TU Berlin. Das wären 7000 zusätzliche Lkw-Fahrten pro Tag in Deutschland. Dass der aktuelle Koalitionsvertrag der Bundesregierung da noch von einer Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene spricht, klingt wahlweise wie ein Witz oder wie blanker Hohn.


Jeder streue vor seiner eigenen Tür

Am Wochenende gab es die ersten Autounfälle auf glatten Straßen, einen davon sogar mit tödlichem Ausgang. Auch wenn Hamburgs Gehwege in den kommenden Tagen von Schnee und Eis verschont bleiben sollten, stellt sich doch gerade in einer mildwettrigen Stadt wie dieser immer wieder die Frage: Wer ist eigentlich fürs Streuen und – eventuell – fürs Schneeschippen zuständig? »Die Anlieger«, sagt Jan Dube von der Umweltbehörde. In Mehrfamilienhäusern müsse einer der Mieter oder ein Dienstleister benannt werden, der die Gehwege »unverzüglich nach Beendigung des Schneefalls beziehungsweise sofort nach dem Entstehen von Eisglätte« frei hält. Schneit es die ganze Nacht hindurch, muss bis spätestens 8.30 Uhr geräumt werden, an Sonn- und Feiertagen bis 9.30 Uhr, ansonsten drohen Ordnungsstrafen zwischen 50 und 250 Euro. Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentürmer-Verbands, erinnert seine Mitglieder regelmäßig an ihre Pflichten, denn »viele schieben das erst einmal zur Seite und sind dann, wie jedes Jahr, vom Wintereinbruch genauso überrascht wie von Weihnachten«. Falls sich jemand bei einem Sturz verletzt, kann es sogar zu Schadensersatzprozessen kommen. Ansonsten hilft nur, selbst aufzupassen. Mehr blieb den Hamburgern auch im Winter 2009/2010 nicht übrig, als viele der Dienstleister nicht damit gerechnet hatten, dass es wirklich eisig glatt werden könnte, und als das UKE so voll war, dass man die Sturzopfer in Zelten unterbringen musste. (Für den Fall, dass die warme Zwischenperiode der nächsten Tage irgendwann endet: Die Hotline der Stadtreinigung Hamburg für nicht geräumte Gehwege hat die Telefonnummer 25 76 13 13.)
 
 
 
 
Unsere Frage zum Jahresende
 
 
Was möchten Sie 2017 besser machen,
Katharina Fegebank?
 
 
   
 
(c) PR
 
»Die Holsten-Brauerei hatte mal ein schönes Werbeplakat, auf dem stand: ›Macht ihr mal eure Work-Life-Balance, ich mach Feierabend.‹ Ich wünschte, ich könnte mir davon ein bisschen was abschauen. In meinem Job gibt es eigentlich keinen Feierabend. Aber das darf nicht dazu führen, dass man an seinen Freunden und seiner Familie vorbeilebt. Sonst ist man irgendwann so ein Zombie, der beim Abendessen mit Freunden unter der Tischdecke heimlich Mails auf dem Smartphone checkt. Mein Vorsatz für das nächste Jahr ist jedenfalls: ein Tag in der Woche ohne Abendtermin nach 20 Uhr. Ein anderer Vorsatz ist: Klartext sprechen. Ich habe kürzlich in einer Rede zur Integrationspolitik in die Runde gefragt: Wie gut sind eigentlich wir Politikerinnen und Politiker in diese Gesellschaft integriert, wenn wir oft in einem technokratischen Plastikdeutsch sprechen, das viele Leute gar nicht verstehen? Gerade in der Auseinandersetzung mit dem erstarkenden Rechtspopulismus will ich niemanden für eine vernünftige und sachliche Politik verlieren, nur weil ich über seinen Kopf hinwegrede.«
 
Katharina Fegebank ist Zweite Bürgermeisterin und Senatorin in der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung
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Mittagstisch
 
 
Alpenländisches in der HafenCity

Das nach einem Berg benannte, jüngst eröffnete Bistro-Café Wildes Fräulein ließ manchen jubeln, die drei Ks – Knödel, Käsespätzle und Kaiserschmarrn – seien nun auch in der HafenCity angekommen. Was so nicht stimmt, denn mit dem »Klein und Kaiserlich« gibt es hier seit Längerem sehr gute alpenländische Küche. Was die Knödel angeht, so fanden die sich diesmal nicht auf der Karte, und die Käsespätzle wurden zugunsten des Hirschragouts (12,80 Euro) links liegen gelassen – trotz des Preises war dieses aber lediglich okay. Vor Hüttengaudi und Volksmusik muss sich hier niemand fürchten; neben den frei liegenden Belüftungsrohren und Kabeln und den nackten Betonwänden stechen lediglich die Kuhglocken-Lampen und die original Berggondel ins Auge, aus den Boxen tönt amerikanische Stampfmucke. Die Karte verzeichnet Gulasch, Quiche, Suppe und Südtiroler Apfelstrudel (4,20 Euro), welcher wegen vordergründiger Süße und sabschigem Teig weniger erfreut als Almdudler, Bio-Fair-Trade-Kaffee aus Südtirol sowie Weine und Biere aus der Alpenregion.
Wildes Fräulein Überseeboulevard 2, Montag bis Freitag 8.30 bis 19 Uhr

Christiane Paula Behrend

 
 
 
 
 
Was geht
 
 
 
»Hurra, hurra, die Schule rockt: Der Nikolaus darf auch mal abtanzen, zumindest im Albert-Schweitzer-Gymnasium. Mit Rock und Pop auf der Open Stage feiern 11- bis 18-jährige Schüler »Nikolaus rockt«. O du fröhliche, o du lärmige. Da hilft nur: mitrocken!
Aula des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Struckholt 27, 19.30 Uhr, Spenden erbeten
»Gefahr im Theater: Wer hat schon mal an einer 9-Volt-Batterie geleckt? Oder sich die Finger mit Sekundenkleber zusammengeklebt? Bei »Da Gefahr! – 50 gefährliche Dinge (die Kinder unbedingt tun sollten)« entdecken Hanno Krieg und Sibylle Peter Gefahr als Forschungsfeld. Mithilfe von Kids ab 3 Jahren tasten sie sich heran an Live Art, Philosophie und Experimente.
Fundus Theater  Hasselbrookstraße 25, 10 Uhr, ab 8 Euro.
»Flucht ins Glück: Seit Februar begleiten Kameras das Leben einiger syrischer Familien in Hamburg. Sie sind Teil der Ausstellung »Generating Talk. Menschen suchen nach ihrem Glück«. »Die Übersetzung des eigenen Blicks auf die Welt in ein Bild vermag Hürden zu überwinden, an denen gesprochene Sprache zunächst scheitert«, erklären die Organisatoren des Kunstvereins.
Kunstverein in Hamburg Klosterwall 23, Eröffnung um 19 Uhr, die Ausstellung läuft bis zum 15.1.2017.
»Schräge Literatur: Die Lesebühne »Liebe für alle« will Satire, Hasstiraden und schrille Cartoons unters Volk bringen. »Von funkensprühenden Essays bis zu Pimmelwitzen ist für jeden was dabei«, versprechen die Veranstalter. Stargast heute: Lars Dahms, Autor schräger Kurzgeschichten und Gewinner des Hamburger Förderpreises für Literatur.
Grüner Jäger  Neuer Pferdemarkt 36, 20.30 Uhr, 5 Euro.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hamburger Schnack
 
 
Eine Gruppe Studentinnen in der U-Bahn Richtung HafenCity Universität unterhält sich über den kurz bevorstehenden Weihnachtsurlaub. Eine von ihnen: »Am meisten freue ich mich ja schon darauf, den Kühlschrank zu Hause zu öffnen, und es gibt mehr als einen Aufstrich!«

Gehört von Marina Brink
 
 
 
 
Meine Stadt
 
 
 
 
Ein Ziel fürs Alter

Foto: Kerstin Hagemann
 

Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir unbedingt berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de
 
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen lesen wir uns wieder, wenn Sie mögen!
 
Ihr Mark Spörrle
 
 
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