| »Die Frage ist, ob er es schafft, sich treu zu bleiben« Beim HSV hat sich gestern bestätigt: Dietmar Beiersdorfer geht. Heribert Bruchhagen kommt als neuer Vorstandsvorsitzender. Hilft das wirklich? Wird nun alles anders bei den Rautenmännern? Wir fragten unsere Kollegin Cathrin Gilbert, ZEIT-Politikredakteurin und verantwortlich für die Fußball-Seite der ZEIT.
Elbvertiefung: Ist dieser Wechsel das, was der HSV wirklich braucht – kommt er nun raus aus der Spirale des steten Abwärtskampfes? Cathrin Gilbert: Vielleicht hätte die Trennung von Didi Beiersdorfer bereits früher erfolgen sollen. Er hat als Vorstandsvorsitzender von Juli 2014 bis Dezember 2016 vier Trainer entlassen, das zeugt nicht von einer Haltung oder von Geduld. Genau das braucht der HSV jedoch, um wieder konkurrenzfähig zu werden. Spricht man mit Menschen, die mit Didi Beiersdorfer Verhandlungen geführt haben, dann berichten viele von einem zu schwachen Durchsetzungsvermögen Beiersdorfers gegenüber seinem Umfeld beim HSV. Elbvertiefung: In Frankfurt war Heribert Bruchhagen der große Konsolidierer und Sanierer. Ist er der Mensch, den der HSV jetzt wirklich braucht?
Gilbert: Im ersten Moment dachte ich: O Gott, schon wieder eine für den HSV typische Entscheidung. Es wirkt wieder so, als traue man sich wenig zu und vertraue deshalb auf Altgedientes. Heribert Bruchhagen hat jedoch zuletzt in Frankfurt etwas Besonderes geschafft: Er hat einem zum Größenwahn tendierenden Verein mit Geduld das Sparen beigebracht, ohne ihm den Stolz zu nehmen. Eine gute Voraussetzung für seinen Job beim HSV. Er kennt die Player in der Fußballszene. Er besitzt die Persönlichkeit, sich nicht von der Presse oder dem Aufsichtsrat beeinflussen und instrumentalisieren zu lassen, das ist eine Stärke, die wenige Führungsfiguren in diesem Geschäft mitbringen. Die Frage ist aber, ob er es schafft, sich auch in Hamburg, und das Umfeld hat sich in den vergangenen Jahren verändert, treu zu bleiben. Elbvertiefung: Wie erfolgversprechend ist es eigentlich, als Clubchef jemanden zu holen, der sozusagen schon im Ruhestand war?
Gilbert: Natürlich kann das trotzdem erfolgversprechend sein. Die Frage ist eher, wie Bruchhagen seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will. Als er sich vor sechs Monaten aus dem Fußballmanagement zurückzog, imponierte er mit der Klarheit seiner Worte, er sagte: »Wenn ich am Freitag vor einem Spieltag in einen Mannschaftsbus steige und dort immer jüngere Spieler sitzen, mit denen ich nicht mehr so viel anfangen kann, fragst du dich schon manchmal: Ist das noch meine Welt?« Ich bin gespannt, ob er den Zugang zu dieser Welt wiederfinden kann. Außerdem kritisierte Bruchhagen in der Vergangenheit HSV-Investor Kühne: Dessen Unterstützung sei »kein fairer Wettbewerb«. Niemand gebe Geld ohne wirtschaftliches Interesse. Deshalb würde es, solange er bei der Eintracht das Sagen hätte, so etwas dort nicht geben. Jetzt ist er also beim HSV, und wenn er nicht will, dass ihm das Gleiche passiert wie Didi Beiersdorfer, nämlich unglaubwürdig zu wirken, dann sollte er diese Äußerungen aufgreifen, erklären, warum er seine Meinung geändert hat, und dieser Haltung treu bleiben.
Tierschützer rufen zum Boykott des Modeunternehmens Bogner auf Der Filiale des Modeunternehmens Bogner in der City bleibt eine Protestaktion erspart. Im Zuge der Kampagne »Bogner tötet« hatte das Deutsche Tierschutzbüro dazu aufgerufen, deutschlandweit vor Bogner-Filialen zu demonstrieren, »da Bogner noch immer Echtpelz von gequälten Pelztieren verwendet«. Dagegen erwirkte das Unternehmen eine einstweilige Verfügung bis zum Jahresende. »Das Demonstrationsverbot befolgen wir auch«, sagt Tierschutzbüro-Gründer Jan Peifer. Das Kampagnenziel – Boykott – erhalte man aber aufrecht. Dies richte sich auch dagegen, dass Bogner Pelz unter der Bezeichnung »Raccoon« verkaufe. »Fälschlicherweise« werde oft angenommen, dabei handele es sich um Waschbären »und nicht um den zur Familie der Hunde gehörigen Marderhund«, erläutern die Tierschützer. Diese Tiere vegetierten auf Farmen in China oder Finnland vor sich hin, ehe ihnen »mit nur wenigen Monaten das Fell abgezogen« werde. Auf unsere Frage, ob es sich bei den verwendeten Pelzen um die von Waschbären oder von Marderhunden handle, antwortete die Zentrale der Modefirma lediglich: »Bogner arbeitet mit nur zwei zertifizierten Pelzhändlern zusammen – und das seit Jahrzehnten. Diese sind Mitglied in den wichtigsten Verbänden und Organisationen, die für Qualität und Transparenz stehen.« In der kommenden Winterkollektion 2017 würden »nur noch Pelze verwendet, welche mit dem Zertifikat ›Origin Assured‹ versehen sind, also aus gesicherter Herkunft. Die Pelzart ›Chinese Raccoon‹ wird damit komplett entfallen.« Und noch ein vielleicht nicht unwichtiger Hinweis: »Dazu werden alle Pelze vollständig abknüpfbar sein.« |
|
|