| Guten Morgen, | | |
so viele empörte Mails, solchen Furor wie nach meinen gestrigen Überlegungen, wie man den sprachlich mit den Geschlechtern umgehen und dabei allen gerecht werden sollte, hatten wir nicht einmal bei der Diskussion um unangeleinte Hunde. Ein Teil derjenigen, die uns schrieben, fühlte sich äußerst provoziert, manche so sehr, dass ich gern darauf verzichte, Details wiederzugeben. Für alle, die ihren Zorn im Rahmen hielten oder sich darauf beschränkten, mich intensivst weiblich zu gendern: Nein, es geht mir nicht darum, die Hälfte der Menschheit samt der gesamten Erzieherschaft zu verunglimpfen, wenn ich aus der Sorge heraus, nie allen gerecht werden zu können – und aufgrund der besseren Lesbarkeit von Texten – auf das Gendern verzichte.
Und möchte ich, einige Empfehlungen aufgreifend, hier einfach mal ein paar Frauen zu Wort kommen lassen, scheint es, als sei die Gender- in Wirklichkeit vielleicht eher eine Generationendebatte. So schrieb eine 60-jährige Soziologin und explizite Befürworterin der weiblichen Genderformen: »Wer nicht genannt/benannt wird, existiert nicht. Wer nicht existiert, kann sich nicht Gehör verschaffen. Wer sich nicht Gehör verschaffen kann, kann nicht auf Missstände hinweisen.«
Eine Kollegin um die 30, die das Thema schon im Studium intensiv beschäftigt hat, plädierte dagegen klar für das von mir verwendete »generische Maskulinum«: »Das findet dann Verwendung, wenn das Geschlecht der bezeichneten Person unbekannt oder nicht relevant ist oder wenn männliche wie weibliche Personen gemeint sind.« Sie verstehe sich selbst »als emanzipiert, und genau deswegen habe ich mich schon immer ganz selbstverständlich mitangesprochen gefühlt, wenn jemand von Journalisten gesprochen hat. Die Formulierungen mit Sternchen, Unterstrich oder Binnen-I finde ich persönlich nicht nur hässlich; nach den Regeln der deutschen Rechtschreibung sind sie auch falsch. Ganz zu schweigen von der sprachlichen Diskriminierung, die damit längst nicht aufgehoben ist – denn was ist mit den übrigen Geschlechtern? Was ist mit Transgender, Intersexuellen, ...?«
Und, um zum Schluss noch eine 24-jährige Jungakademikerin zu Wort kommen zu lassen:
»Das Thema Gendern ist ein so nerviges Thema, über das ich mich aufs Neuste jeden Tag ärgern muss. Als emanzipierte Frau fühle ich mich verarscht, gegendert lesen zu müssen! Ich bin ja nicht ungebildet und verstehe ganz klar, dass die Autorenschaft (oh wie gern ich doch nur Autoren geschrieben hätte) alle Geschlechter meint. Meine Bitte: Nicht gendern! Ich genieße es jeden Morgen, einen nicht durchgegenderten Text zu lesen. Da macht Lesen wieder richtig Spaß!«
Apropos Spaß: Nicht unerwähnt lassen möchte ich einen Vorschlag, der gleich mehrfach kam, auch von Frauen. »Sollte man«, heißt es da, »nicht gleich die Er-zieher in Sie-zieher umbenennen?«
28 Milliarden für die kommenden zwei Jahre Wie erwartet durchgewinkt wurde gestern noch der Hamburger Doppelhaushalt 2017/2018. Nach Debatten über Stadtentwicklung, Umwelt, Inneres, Sport, Kultur und Gesundheit verabschiedete die rot-grüne Mehrheit in der Bürgerschaft die jeweils rund 14 Milliarden Euro umfassenden Etats für die kommenden beiden Jahre. 2,96 Milliarden bekommt der Bereich Soziales, gefolgt von der Allgemeinen Finanzverwaltung mit 2,93 Milliarden. Die Bezirke müssen mit 531 Millionen ihr Auskommen finden. Welche budgetschonenden Feinheiten sich in dem Machwerk noch verstecken, darauf ging ja unser Kollege Oliver Hollenstein in der aktuellen ZEIT:Hamburg (digital hier) bereits ein. Ebenfalls wie erwartet reagiert die Opposition und vermisst Sparanstrengungen. Der Senat gebe das Geld an der falschen Stelle aus, kritisiert Katja Suding von der FDP. »Die Hamburger leiden weiter unter Mittelmaß in Kitas, Schulen und Hochschulen, bangen um Arbeitsplätze, stehen im Stau und warten monatelang auf einen Termin im Bürgeramt.« Die CDU nennt den Haushalt »innovations- und ideenlos«. Ihr Fraktionsvorsitzender André Trepoll ergänzt: »Der Hafen als Hamburgs Lebensader befindet sich in einer anhaltenden und ernsthaften Krise. Trotzdem hat Rot-Grün immer noch keine Lösung für das Schlickproblem.« Der Linksfraktion fehlen vor allem Lösungen für die Wohnungsnot sowie mehr Geld für den Breitensport, vor allem im Bereich Inklusions- und Integrationsförderung. Der Senat selbst bleibt stolz auf »eine stetige Konsolidierung der Finanzen« sowie einen »hohen Mitteleinsatz für politische Schwerpunkte«. Okay. |
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