| Fall Tayler: Stiefvater zu elf Jahren Haft verurteilt
Genau ein Jahr nach dem Tod des dreizehn Monate alten Tayler hat die Strafkammer dessen Stiefvater gestern zu elf Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt. Kollegin Elke Spanner hat die Urteilsverkündung im Gerichtssaal für ZEIT ONLINE mitverfolgt. »Auch als das Urteil verkündet wird, als um ihn herum gejubelt und geweint wird, sitzt Michael Q. einfach da, wie immer«, schreibt sie. Die Schilderungen der massiven Gewalteinwirkungen, die Gutachten von Rechtsmedizinern und medizinischen Gutachtern: All das habe der Angeklagte unbeteiligt zur Kenntnis genommen, kaum eine Regung gezeigt. »Wir haben keinen Zweifel, dass Sie es waren, der Tayler das schwere Schütteltrauma zugefügt hat«, sagt die Vorsitzende Richterin schließlich bei der Urteilsverkündung. Zehn- bis fünfzehnmal müsse Q. den Kopf des Kindes am 12. Dezember geschüttelt haben – so stark, dass Tayler schwerste Hirnverletzungen erlitt und wenige Tage später starb. Die Ursachen für den Gewaltausbruch des Vaters konnte das Gericht nicht aufklären. Der Anwalt von Michael Q. kündigte bereits an, gegen das Urteil in Revision zu gehen. Elke Spanners Bericht »Von Vaterliebe ganz weit entfernt« lesen Sie hier.
Schule schwänzen für den Urlaub
Wenn der Skiurlaub oder der Flug in die Karibik gebucht werden soll, scheinen es manche Eltern mit der Schulpflicht ihrer Kinder nicht mehr ganz so genau zu nehmen. An einem Gymnasium in den Elbvororten etwa kommen bereits eine Woche vor offiziellem Beginn der Weihnachtsferien so viele Schüler nicht mehr zum Unterricht, dass der Schulleitung der Kragen platzte. In einem offenen Brief erinnerte sie alle Eltern an die »in Hamburg uneingeschränkt geltende Schulpflicht«. Auch wenn die Familie gerne ausgiebig »Kanu fahren, eine Rundreise machen oder segeln« wolle, sei dies kein Grund, die Kinder schon vor den Ferien aus der Schule zu nehmen. Denn: »Schule bleibt Schule, und die Kür kommt danach!« Der Schulbehörde ist das Phänomen der »verfrühten Schulferien« bekannt, »vornehmlich besser gestellte Eltern oder solche, deren Familien weit weg wohnen«, stellten immer wieder entsprechende Anträge, vor allem vor den Sommer- und Winterferien, sagte uns Sprecher Peter Albrecht. Sonderurlaube für Schulkinder seien zwar erlaubt, etwa bei Todesfällen in der Familie oder Familienfeiern an weit entfernten Orten. Günstige Flugtickets hingegen gelten – Überraschung! – nicht als Begründung. Und sollten die Eltern ihre Kinder kurzerhand »krankschreiben« und die Schulschwänzer dann auffliegen, werden die billigen Flüge schnell teurer als gedacht: Es drohen Bußgelder von 200 Euro pro Kind und Tag. Gerecht – bedenkt man, dass die ehrlichen und die weniger privilegierten Kinder wie gehabt die Schulbank drücken.
HafenCity: Von Backstein-Sitzinseln und Bäumen Irgendwo zwischen Hochglanz-Optik und ewiger Baustelle bewegt sich die HafenCity – dabei geben sich Stadtplaner doch alle Mühe, Hamburgs jüngstem Stadtteil Charakter oder zumindest ein gewisses »Flair« zu verleihen: Gerade erst wurde der fünfte (!) und letzte große »Freiraum-Wettbewerb« der HafenCity Hamburg entschieden, im östlichen Elbbrücken-Quartier soll nun der »Amerigo-Vespucci-Platz« entstehen. Zwölf Millionen Euro soll dieser laut einem Bericht des NDR kosten, »Sitzinseln aus Backstein«, aber auch Bäume sind geplant – super, Bäume! Über eine weitere Betoninsel würden sich die Bewohner hier vermutlich auch nicht sonderlich freuen: Im südlichen Überseequartier regt sich derzeit Protest gegen die Pläne für ein Einkaufszentrum, Hotels, Kinos, Büros und 500 Wohnungen. Die Initiative »Lebenswerte HafenCity« fürchtet die Zerstörung von »Sichtachsen«. Und der eine oder andere bekommt schon zu hören, er sei beim Kauf der teuren Wohnung mit Elbblick im Hinblick auf diesen Elbblick wohl doch zu leichtgläubig gewesen… Die HafenCity Hamburg GmbH sieht übrigens keinen Widerspruch zwischen massiven Neubauten und dem Wunsch nach mehr »Freiräumen«: Über ein Drittel der HafenCity wird mit Parks, Plätzen, Promenaden und Spielplätzen belegt, sagte uns Sprecherin Susanne Bühler, außerdem seien zehn Kilometer Uferpromenaden am Wasser geplant. Auch im Überseequartier, dem künftigen »Geschäfts- und Einkaufszentrum«, sollen Boulevards und Plätze für Ausgleich sorgen. Vielleicht könnte man die Anwohner dort einfach mit ein paar gemütlichen, baumbepflanzten Backstein-Sitzinseln besänftigen...? |
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