| Leiden an Asklepios Über die Arbeitsüberlastung der Ärzte in den Asklepios-Kliniken wusste man schon lange Bescheid. Wie stark jedoch der Druck der Geschäftsführung auf die einzelnen Stationen ist, hat nun der »Spiegel« ausführlich dokumentiert. Die angestrebte Rendite von 12 Prozent werde auf Kosten von Patientensicherheit und Mitarbeiterzufriedenheit ausgetragen. Eine Mitschuld geben die Autoren dabei dem Deal, den die Stadt vor zwölf Jahren eingegangen war. Obwohl die Mehrheit der Hamburger 2004 in einem Volksentscheid gegen die Privatisierung ihrer Krankenhäuser gestimmt hatte, stimmte der Senat unter CDU-Bürgermeister Ole von Beust damals zu, dem Asklepios-Konzern eine Mehrheit von 74,9 Prozent am Landesbetrieb Krankenhäuser zu verkaufen. Drei Vertreter darf die Stadt seither in den Aufsichtsrat entsenden, die seien laut »Spiegel« jedoch dazu gezwungen, jeden vorgeschlagenen Geschäftsführer gutzuheißen. Wenn nicht, verpflichte sich die Stadt »zur Abberufung der von ihr entsandten Aufsichtsratsmitglieder und zur Entsendung der Personen in den Aufsichtsrat, die ihr vom Investor benannt werden.« Ein Sprecher der Finanzbehörde wollte sich dem »Hamburger Abendblatt« gegenüber nicht zu den Vertragsdetails äußern, sagte aber, dass »dieser Senat den Verkauf des LBK politisch immer für falsch gehalten hat und dies auch heute noch tut. Mit den vertraglichen Gegebenheiten, die wir vorgefunden haben, müssen wir uns gleichwohl arrangieren.«
Wilhelmsburger fühlen sich abgehängt
Noch schnell zum Last-minute-Geschenkekauf in die Stadt fahren? Wer südlich der Elbe wohnt, lässt es oft lieber: In den S-Bahn-Linien 3 und 31 wird es in diesen Tagen noch enger als sonst, die Strecke über die Elbe ist eine der am stärksten frequentierten der Stadt, 350.000 Menschen sind hier täglich unterwegs. Und der Frust ist groß. »Morgens ist die S-Bahn so voll, dass man nicht einsteigen kann«, sagt Michael Rothschuh vom Bürgerverein »Zukunft Elbinsel«. Auch sonst sei die öffentliche Infrastruktur in Wilhelmsburg dürftig: »Die Busse sind überlastet und oft verspätet, eine Fähre fährt nur alle 40 Minuten«, so Rothschuh. »Und es gibt kaum Stadtrad-Stationen.« Mag sein, dass die Menschen sich in innenstadtferneren Gegenden Hamburgs damit abgefunden haben, öffentlich nur dürftig angebunden zu sein. Im citynahen Wilhelmsburg sind viele damit unzufrieden. Michael Rothschuh startete eine Initiative für die Verlängerung der U4 von den Elbbrücken bis zum Reiherstiegviertel. Doch diese Option verwarf die Verkehrsbehörde, die Elbinsel sei ja bereits durch die S-Bahn erschlossen, sagt Sprecher Richard Lemloh. Und nun? Bleiben vielen eben doch nur das Auto und der tägliche Stau; in dem stehen auch die Busse. Offensichtlich verspielt die Stadt hier die Chance, es verkehrstechnisch mal besser zu machen. »Noch vor 2019« wollte die S-Bahn wenigstens mit neuen »Langzügen« Entlastung schaffen. Aber wann die kommen sollen, steht noch nicht fest.
»Als könnte Soziales kein professioneller Beruf sein!«
Vergangene Woche wurden vom Lokalsender Hamburg1 die Hamburger des Jahres gekürt. Neben Promis und Spitzensportlerinnen zeichneten die Kollegen auch Ralf Helling vom Verein Lenzsiedlung e.V. aus. Seit über sechs Jahren setzt er sich als hauptamtlicher Vereinsvorsitzender dafür ein, die Lebensqualität der über 3000 Bewohner aus rund 60 Nationen zu verbessern, die in der Saga-Wohnsiedlung im Norden Eimsbüttels leben. Finanziert wird der Verein von der Sozialbehörde, durch Stiftungen und aus der Privatwirtschaft. Elbvertiefung: Was macht die Lenzsiedlung so besonders? Ralf Helling: Die Bevölkerungsdichte hier ist die höchste in Hamburg, wenn nicht deutschlandweit. Rund 35 Prozent der Menschen leben von Transferleistungen. Da ist es wichtig, dass Menschen da sind, die unterstützen und helfen, aber dass sich auch ein nachbarschaftliches Gefüge entwickelt, das gegenseitige Unterstützung ermöglicht. Manchmal muss man vermitteln, das soziale Miteinander auch zu leben und aufeinander zuzugehen. EV: Sie bieten unter anderem Behördenhilfe, Musikkurse und Sozialberatung an. Auf welchen Erfolg sind Sie besonders stolz? Helling: Seit 2013 können wir explizit generationsübergreifende Angebote vorhalten. Omas aus dem Seniorentreff lesen den Kindern aus dem Kinderclub was vor. Alle machen gemeinsame Ausflüge. Das ist eine tolle inhaltliche Entwicklung. EV: Woran beißen Sie sich seit Jahren die Zähne aus? Helling: Die Vereinsgebäude so in Schuss zu bringen, dass wir uns endlich maßgeblich um die inhaltliche Arbeit für die Menschen hier kümmern können. Aber wir entdecken immer wieder neue Mängel, für die wir nach Geld suchen müssen. Da steckt sehr viel Energie drin. EV: Machen Sie diesen Job hauptamtlich? Helling: Ja. Das fragen viele. Manche Menschen können sich nicht vorstellen, dass man für diese Arbeit wirklich studiert haben muss. Das zeigt ein bisschen die Schieflage, als könnte das kein professioneller Beruf sein. In manchen Berichten über die Veranstaltung tauchte die Kategorie »Soziales« nicht einmal auf. |
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