| Guten Morgen, | | |
Achtung, es gibt nun noch einen, nein zwei Gründe, zu Weihnachten lieber daheimzubleiben. Sie erinnern sich: Vor dem großen Verkehrsspektakel namens OSZE-Gipfel streikten die Lufthansa-Piloten. Die machen gerade Streikpause, um ein neues Angebot ihres Arbeitgebers zu prüfen (vielleicht auch, weil sie während des OSZE-Meetings niemand beachten würde). Dafür hat nun die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit Warnstreiks gedroht, falls in den Tarifverhandlungen mit dem Bahn-Konzern nicht mehr Geld und mehr Freizeit rüberkommen, und zwar vor Weihnachten. Und obendrein verhandelt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit der Bahn über neue Tarife. Auch wenn es den vereinigten Straßenarbeitern und Fahrbahnmarkierern nicht in den Sinn kommen sollte, vor dem Fest auch noch geschwind die Autobahnen zu bestreiken, kann es im Fernverkehr trotzdem ungemütlich werden. Was dagegen gemütlich ist, da hat jeder seinen eigenen Geschmack. Eine Familie aus dem niedersächsischen Landkreis Schaumburg hat schon jetzt die Weihnachtsbäume aufgestellt – richtig, DIE Weihnachtsbäume. Genauer gesagt sind es 110 (hundertzehn!). Seit Oktober schon wurde aufgebaut, jetzt strahlen sie, aus Plastik, behängt mit Lichterketten und Kugeln, um die Wette in Wohnzimmer, Flur, Küche, Bad; allein das Schlafzimmer ist baumfrei, vermutlich damit man dort Schlaf und Erholung findet. Warum macht man aus seinem Haus eine einzige Weihnachtsbaumausstellung? »Weihnachten«, so der Familienvater, ein Koch, »ist für mich die schönste Zeit des Jahres.« Der Rest der Familie äußerte sich dazu bisher nicht.
OSZE extern
Zurück zum Thema. »OSZE, du sollst hier nicht sein!«, war gestern auf Transparenten und Plakaten in Fenstern im Karolinenviertel zu lesen. Die Anwohner waren am ersten Gipfeltag vor allem eines: genervt. 10.000 Polizisten, laute Hubschrauber und Absperrungen: Auf Twitter ließen viele Hamburger ihren Frust heraus. »Frau weint im Bus, weil sie ihr Kind nicht rechtzeitig abholen kann!«, schrieb jemand, während eine andere Userin ganz pragmatisch blieb: »Der Betreuungsschlüssel durch die Polizei ist besser als in unserer Kita! Ich stell mein Kind heute einfach auf die Straße!« Dabei verlief der Tag insgesamt ruhig: Kleinere Kundgebungen am Tag blieben friedlich, am Abend wurde ein Protestzug mit 800 Teilnehmern vorzeitig gestoppt – von den Demonstranten selbst, weil diese offenbar zu spät losgegangen waren und so fast mit Konferenzgästen auf der Route kollidiert wären. Ab etwa 18 Uhr starteten dann 1300 linke Aktivisten an der Feldstraße, darunter auch der gewaltbereite Schwarze Block. Der Zug war laut, aber blieb, eng eskortiert von viel Polizei, friedlich. Beim G20-Treffen werde es dafür heiß, versprachen die Protestler am Ende. |
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