Olympia am Abend: kalt, windig, unzumutbar

Die Olympischen Spiele am Samstag, den 5. Februar
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Die Olympischen Spiele am Samstag, den 5. Februar

von Christian Spiller
Ressortleiter Sport, ZEIT ONLINE

Guten Abend! Der erste olympische Tag war viel zu kalt, viel zu windig und manchmal sogar unzumutbar. Dafür hat eine Frau gewonnen, obwohl sie Letzte wurde.

Die nächsten zwei Wochen erhalten Sie zusätzlich zu unserem kurzen Nachrichtenüberblick am Morgen diesen Extraletter "Olympia am Abend" – mit einer Zusammenfassung der sportlichen Ereignisse in Peking.

Therese Johaug gewinnt für Norwegen. Foto: © Matthias Hangst/Getty Images
Therese Johaug gewinnt für Norwegen. Foto: © Matthias Hangst/Getty Images

Gold des Tages

Die Norwegerin Therese Johaug gewann das Premierengold dieser Spiele. Sie siegte im Skiathlon, einer Langlaufdisziplin, bei der mitten im Rennen der Laufstil gewechselt wird. Nicht abwechslungsreich genug für Johaug: 2019 wurde sie norwegische Leichtathletikmeisterin über 10.000 Meter. Die letzten Spiele verpasste sie übrigens wegen einer Dopingsperre. Ein Versehen, erklärten die Norweger damals, es soll an einer Creme zur Behandlung eines Sonnenbrands gelegen haben.

Pech des Tages

110 Zentimeter fehlten Katharina Althaus zu Gold. Im Hochsprung wäre das viel, im Skispringen nicht. Althaus hatte nach dem ersten Sprung vorne gelegen, musste dann aber bei Rückenwind ran. Der ehemalige Skispringer und ARD-Experte Sven Hannawald kritisierte, die Jury hätte für diesen entscheidenden Sprung noch eine halbe Minute warten können. Fühlen sich Deutsche zu schnell betrogen? Oder wurde Althaus die faire Chance zu Gold genommen? Althaus weinte jedenfalls vor Freude über ihre Medaille.

Windböen machten auch die Biathlon-Mixed-Staffel zu einer zittrigen Angelegenheit. Bei den Deutschen gingen 20 Schuss daneben. Sie wurden Fünfter. Selbst die Gewinner schimpften: "Dieser Ort ist nicht gemacht für Biathlon", sagte der Norweger Tarjei Bø, der wirklich so heißt.

Aufreger des Tages

Als "unzumutbar" bezeichnete Deutschlands Teamchef Dirk Schimmelpfennig das Quartier, in dem sich der vielfache Olympiasieger Eric Frenzel nach seinem positiven Corona-Test isolieren muss. Es sei zu klein, zu dreckig, das Essen schlecht. Frenzel wird seinen ersten Wettkampf am Mittwoch verpassen, bekommt aber nun wenigstens einen Ergometer in die Kammer gestellt.

Neues aus der Blase

Mein Kollege Nico Horn schreibt aus Zhanjiakou:

Kalt ist es hier. Beim Biathlon waren es minus 15 Grad. Mein Handy verabschiedete sich schon bei 80 Prozent Akku, ließ sich später aber wieder auftauen. Selbst die Sportler, die Kälte gewohnt sind, froren. Sie zogen sich Schals bis über den Kopf, klebten Wangen und Nase mit Tape zu, aus Angst vor Erfrierungen. Übrigens: bei minus 20 Grad werden Biathlonrennen abgesagt.

Die chinesische Athletin Fanqi Meng hat sich ihr Gesicht mit Tape abgeklebt. Foto: © David Ramos/Getty Images
Die chinesische Athletin Fanqi Meng hat sich ihr Gesicht mit Tape abgeklebt. Foto: © David Ramos/Getty Images

Die Lage in China

Wer die Situation der Uiguren verstehen will, sollte unser heutiges Interview mit Gulbahar Haitiwaji lesen, die aus den chinesischen Zwangslagern in Xinjiang entkommen ist. Sie berichtet von Verhören, Misshandlung und Folter: "Ich war 20 Tage lang festgekettet, andere mussten noch länger ausharren. Sie haben uns nie gesagt, warum sie uns das antaten. Oder wie lange wir das würden ertragen müssen."

IOC-Mitglied des Tages

Foto: OLIVIER MORIN/AFP via Getty Images
Foto: OLIVIER MORIN/AFP via Getty Images

Juan Antonio Samaranch jr. 

Der Vater verehrte Spaniens faschistischen General Franco und erfand später als IOC-Präsident (21 Jahre lang!) die Sportkorruption mit. Der Junior ist auch dabei im Club, der vor allem aus Adligen aus aller Welt und gealterten Olympioniken besteht. Samaranch junior ist Chef der Koordinierungskommission für die Winterspiele und zeigt sich geschmeidig im Umgang mit dem Gastgeber. In der Parteizeitung Global Times sagte er, er erwarte eine außergewöhnliche Party. Ganz der Papa.

Medaillen des Tages

  • Skilanglauf, Skiathlon der Frauen: Therese Johaug (Norwegen), Natalia Neprjajewa (Russisches Olympisches Komitee), Teresa Stadlober (Österreich)

  • Eisschnelllauf, 3.000 Meter Frauen: Irene Schouten (Niederlande), Francesca Lollobrigida (Italien), Isabelle Weidemann (Kanada)

  • Biathlon, Mixed Staffel: Norwegen, Frankreich, Russisches Olympisches Komitee

  • Skispringen, Normalschanze Frauen: Urša Bogataj (Slowenien), Katharina Althaus (Deutschland), Nika Križnar (Slowenien)

  • Freestyle, Buckelpiste Männer: Walter Wallberg (Schweden), Mikael Kingsbury (Kanada), Ikuma Horishima (Japan)

  • Short Track, Mixed Staffel: China, Italien, Ungarn

Das banale Ergebnis

Die Eisschnellläuferin Valerie Maltais aus Kanada wird 12. über 3.000 Meter.

Satz des Tages

„Das war ein Sieg für mich."

Die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein wurde über 3.000 Meter zwar Letzte, ist damit aber nun wirklich die erste Frau, die an acht Olympischen Winterspielen teilgenommen hat.

Wir wünschen einen guten Abend!

Das war der erste Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17:30 Uhr. 

Sie erhalten ihn bis zum Ende der Spiele am 20. Februar. Unser Nachrichtenüberblick am Morgen bleibt Ihnen erhalten, unsere Ausgabe mit ausschließlich guten Nachrichten erreicht Sie unverändert am Samstagmorgen. Bis morgen früh!

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