Die Olympischen Spiele am Dienstag, 15. Februar
| Was jetzt? | Die Olympischen Spiele am Dienstag, 15. Februar | |
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von Fabian Scheler Sportredakteur ZEIT ONLINE |
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Guten Abend! Die meisten können ohne intaktes Kreuzband nicht einmal anständig zum Bäcker spazieren. Sofia Goggia gelang ein wenig mehr. |
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| © Dimitar Dilkoff/AFP/Getty Images |
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Vor drei Wochen war die Italienerin Sofia Goggia übel gestürzt und mit einem gestauchten Kniegelenk, einem angerissenen Kreuzband und einem „kleinen" Bruch im Wadenbein wieder aufgestanden. Einfacher gesagt: autsch. Eigentlich war allen klar, dass sie in Peking keine Rolle spielen würde. Aber Sport hat nicht immer etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun und so raste Goggia bei der Abfahrt den Xiaohaituo hinunter, als sei ein intaktes Kreuzband nur optional, um erfolgreich Ski zu fahren. Im Ziel brüllte sie erst vor Freude, war kurz enttäuscht, dass es nur Silber wurde, sagte dann aber: "Ich widme diese Medaille mir selbst." Keine Einwände. |
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Kamila Walijewa wackelte bei ihrem Eiskunstlauf (ohne Rückwärtssalto) nur einmal kurz beim Dreifach-Axel, dann lief sie, als sei in den vergangenen Tagen nichts gewesen. Und vielleicht stimmt das ja auch, schließlich sollen ihre Anwälte nach der positiven Dopingprobe aus dem Dezember behauptet haben, Walijewa könnte versehentlich aus dem Glas ihres Opas getrunken und damit dessen Herzmittel eingenommen haben. Walijewa wurde trotz positiven Tests zugelassen. Nach dem Kurzprogramm weinte sie auf dem Eis und führte die Konkurrenz an. Es gab reichlich Applaus. Es könnte der längste Wettbewerb aller Zeiten werden, weil das IOC angekündigt hat, dass es erst nach "Abschluss eines ordnungsgemäßen Verfahrens" eine Siegerehrung durchführen wird, falls Walijewa am Donnerstag eine Medaille holt. Hoffentlich spült ihr Opa dieses Mal schneller sein Geschirr ab. |
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| © Sebastien Bozon/AFP/Getty Images |
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Maue olympische Tage gibt es für Athletinnen öfter. Vierte zu werden, so wie heute deutsche Skifahrerinnen, deutsche Kombinierer und deutsche Biathleten, ist für Sportler bitter. Als Führender bei der Biathlonstaffel beim letzten Schießen mehr Fehler als Treffer zu landen, wie der Russe Eduard Latypow und sich und seinen Kollegen damit die Goldmedaille zu kosten: Tut auch ein paar Stunden später noch weh. Doch niemand wollte mit Nana Takagi tauschen. Als eine von drei Eisschnellläuferinnen der japanischen Staffel hatte sie fünf und eine dreiviertel Runde lang die Goldmedaille um den Hals hängen. In der letzten Kurve aber schlingerte sie und stürzte. Und mit ihr der Olympiasieg. |
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Mein Kollege Christof Siemes schreibt aus Peking: |
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Unsere chinesischen Gastgeber tun alles, um uns während dieser Seuchenspiele bei Laune zu halten. Heute haben die beiden vollständig hinter Schutzkleidung verborgenen Frauen, denen wir täglich unseren Schlund zum Coronatest präsentieren, die Probenröhrchen mit ihren roten Deckeln zu fünf chinesischen Buchstaben arrangiert. Was die bedeuten, steht auf dem handschriftlichen Zettel daneben: Happy Lantern Festival! Der Feiertag Yuanxiao beschließt das mehrtägige Neujahrsfest; an ihm werden aufwendig gestaltete Laternen in Form von Tieren oder Fabelwesen ausgestellt. Oft beinhalten sie ein Rätsel; wer es löst, bekommt etwas geschenkt. Meins wird wohl ungelöst bleiben: Wer sind die netten Menschen hinter den Masken? |
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Hongkong kam bisher, gemessen an seinen Bedingungen – dicht besiedelt, 7,5 Millionen Einwohner – wundersam gut durch die Corona-Pandemie. Bis zum Januar 2022 registrierte die Metropole nur 13.000 Fälle, nur etwas mehr als 200 Menschen waren an dem Virus gestorben. Doch seit einer Woche lernt auch Hongkong schmerzhaft, was exponentielles Wachstum ist. Das Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt, ist aber dank Omikron an seiner Grenze, weil vor allem bei den über 70-Jährigen die Impfquote gering ist. Die Impfskepsis ist zum Teil genereller Natur, aber hat auch politische Gründe: Dem vom Festlandchina kommenden Stoff Sinovac vertrauen nicht alle. Die chinesische Führung sieht die Notlage der Sonderverwaltungszone als Chance, zunächst erst mal nur medizinisch zu helfen. Sicher gemeint als Angebot, das Hongkong nicht ablehnen kann. Am traurigsten aber ist das Schicksal Tausender Hamster: Die wurden im Januar geschlachtet, weil bei einem Artgenossen Covid-19 registriert worden war. Hamsterkäufe wird es vorerst also keine geben. |
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1996 wegen des Verdachts auf Veruntreuung von Staatsgeldern festgenommen, verschaffte Berraf sich zuletzt Gehör, als er als Präsident des Zusammenschlusses der afrikanischen olympischen Komitees Fifa-Präsident Gianni Infantino abkanzelte. Der 67-jährige Algerier ist ein Multifunktionär und fand seinen Weg über den Basketball in die Gilde der Sportfunktionäre. Seit 2019 sitzt er im IOC. Als Thomas Bach im März 2021 wiedergewählt wurde, sagte Berraf: "Wir sind stolz auf Sie. Sie sind solch ein Experte, so talentiert und weise. Sie haben uns neue Hoffnung gegeben." Wegen der Corona-Pandemie fand Bachs Wiederwahl virtuell statt. Berraf kam das entgegen: Er durfte zu dieser Zeit das Land nicht verlassen, weil gegen ihn erneut wegen Korruption ermittelt wurde. |
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Ski Freestyle, Slopestyle: Mathilde Gremaud (Schweiz), Ailing Eileen Gu (China), Kelly Sildaru (Estland) Ski Alpin, Abfahrt: Corinne Suter (Schweiz), Sofia Goggia (Italien), Nadia Delgado (Italien) Snowboard, Big Air: Anna Gasser (Österreich), Zoe Sadowski Zynott (Neuseeland), Kokomo Murase (Japan) Snowboard, Big Air: Yiming Su (China), Mons Roisland (Norwegen), Max Parrot (Kanada) Biathlon, Staffel: Norwegen, Frankreich, Russisches Olympisches Komitee Eisschnelllauf, Teamstaffel der Frauen: Kanada, Japan, Niederlande Eisschnellauf, Teamstaffel der Männer: Norwegen, Russisches Olympisches Komitee, USA Nordische Kombination, Großschanze Einzel: Jørgen Graabak (Norwegen), Jens Lurås Oftebro (Norwegen), Akito Watabe (Japan) Bobfahren, Zweierbob: Francesco Friedrich und Thorsten Margis (Deutschland), Johannes Lochner und Florian Bauer (Deutschland), Christoph Hafer und Matthias Sommer (Deutschland)
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Laurie Blouin (Kanada) wird Achte im Big Air Wettbewerb der Snowboarderinnen. |
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Wir wollten das deutsche Eishockey besser vertreten, das haben wir nicht gemacht. |
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Der deutsche Eishockeykapitän Moritz Müller nach der 0:4-Niederlage gegen die Slowakei. Die Deutschen, die 2018 sensationell Silber gewannen, sind damit raus und hatten zudem einen ganz schlechten Verlierer dabei. |
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| © Julian Finney/Getty Images |
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Ich habe bei Schumi dieselbe Mentalität wie bei mir selbst gesehen. Er wollte immer gewinnen, hat aus jedem Teammitglied das Optimale herausgeholt. Da bin ich wie Schumi. Wenn man diese Mentalität nicht hat, ist man kein Siegfahrer, dann ist man immer nur gut dabei. |
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Bobpilot Francesco Friedrich, alter und neuer Olympiasieger im Zweierbob. Gut gekuppelt haben auch Johannes Lochner und Christoph Hafer, die zum ersten Mal in der Geschichte des Bobfahrens einen Dreifachsieg für ein Land vervollständigten. |
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Wir wünschen einen guten Abend! |
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Das war der Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17:25 Uhr. |
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