Olympia am Abend: Bahn frei, Kartoffelbrei

Die Olympischen Spiele am Sonntag, den 6. Februar
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Was jetzt?
Die Olympischen Spiele am Sonntag, den 6. Februar

von Christian Spiller
Ressortleiter Sport, ZEIT ONLINE

Guten Abend! Der Tag brachte die erste deutsche Goldmedaille und viel Staunen über eine Frau, die einfach nicht mehr landen wollte.

Zoi Sadowski-Synnott in der Luft. Foto: © Al Bello/Getty Images
Zoi Sadowski-Synnott in der Luft. Foto: © Al Bello/Getty Images

Gold des Tages

Neuseeland, das klingt nach Schafen, Rugby und einem viel zu langen Flug. Seit heute auch nach Wintersport. Schuld ist Zoi Sadowski-Synnott, 20 Jahre alt. Sie gewinnt das erste neuseeländische Wintergold. Im Snowboard Slopestyle, einer Art Hindernisparcours mit Geländern und Rampen. Bei ihrem letzten Sprung, einem backside double cork 1080, wie Sie, werte Leserinnen und Leser, sicherlich erkannt haben, flog die Neuseeländerin so schön und weit und hoch, dass man hoffte, sie würde nie wieder landen. Womöglich braucht sie gar keine Airline, um zurück in die Heimat zu kommen. (Hier das Video.)

Geschichte des Tages

Bahn frei, Kartoffelbrei! Johannes Ludwig holte die erste deutsche Goldmedaille. Natürlich im Rodeln, nach dem Schneeschippen die deutscheste aller Wintersportdisziplinen. Der Georgier Saba Kumaritaschwili wurde Drittletzter, doch das war ihm nicht so wichtig. Er fuhr für seinen Cousin Nodar, der vor zwölf Jahren nur Stunden vor Eröffnung der Spiele in Vancouver auf der olympischen Rodelbahn tödlich verunglückte.

Aufreger des Tages

Wieder gibt es Beschwerden, aber auch Erleichterndes rund um den Umgang mit infizierten Sportlern. Der finnische Eishockeyspieler Marko Anttila wurde vor 18 Tagen positiv getestet, sitze aber in Isolation, obwohl er gesund sei, sagte Finnlands Teamarzt. Mehr Glück hatte das australische Mixed-Curling-Team. Tahli Gill wurde mehrmals positiv getestet, hatte schon die Taschen für den Rückflug gepackt, ehe doch noch ein Anruf kam: Ihr CT-Wert sei so gering, dass sie nicht ansteckend sei, sie dürfe starten. Mit ihrem Partner Dean Hewitt hetzte sie zur Sporthalle und schlug die Schweiz 9:6. Gill spielte dabei mit nur einem Handschuh – den anderen hatte sie vor Aufregung vergessen.

Die Polizei führt einen Sicherheitscheck durch. Foto: © Annice Lyn/Getty Images
Die Polizei führt einen Sicherheitscheck durch. Foto: © Annice Lyn/Getty Images

Neues aus der Blase

Mein Kollege Christof Siemes schreibt aus Peking:

Sicherheit ist ja immer ein Thema bei Olympia. Hier stehen an jeder Ecke Soldaten, Polizisten, Wachleute. Aber was machen die da? Es gibt welche in langen, grünen Mänteln und mit schwarzen Pelzmützen, die regungslos in kleinen Häuschen stehen wie die Leibgardisten der Queen. Am Gondellift zur Abfahrtspiste starrte einer eine Felswand an. Sie alle werden von ein bis zwei Kameras beobachtet, die unmittelbar vor ihnen auf hüfthohen Dreibeinen stehen. Will man ihre Fahnenflucht verhindern? Müssen sie zur Strafe strammstehen und werden online kontrolliert? Will man sie im Falle einer Ohnmacht gleich ersetzen?

Die Lage in China

Bereits am Samstag hatte Chinas Präsident Xi Jinping Staats- und Regierungschefs aus der (autoritären) Welt zu einem Bankett in der Großen Halle des Volkes geladen. Der IOC-Präsident war auch da. Auf Fotos war eine Tafel zu sehen, ungefähr so groß wie das Saarland, in deren Mitte eine Miniaturlandschaft mit den Nachbildungen der olympischen Sportstätten gebaut war. Laut offiziellem Protokoll forderte Xi die Anwesenden in einer Rede auf, "gemeinsam für eine Welt des dauerhaften Friedens zu arbeiten". Bei einem Treffen mit Kasachstans Präsident Tokajew lobte Xi dessen "hartes Vorgehen" gegen die Proteste im Januar.

IOC-Mitglied des Tages

Tamim bin Hamad Al Thani

Der Emir von Katar ist Sportfan. Er spielt gerne Fußball und Tennis. Und weil er über eines der reichsten Länder der Welt herrscht, durfte er in der Wüste schon Weltmeisterschaften im Handball, Tischtennis, Squash, Gewichtheben, Schwimmen, Radfahren, Turnen und der Leichtathletik bewundern. Durch Sport verkauft die Diktatur sich als modern und weltoffen. Mit einer Olympiabewerbung scheiterte Doha aber gleich dreimal. Wohl nicht, weil sich das IOC so um die Rechte der Arbeiter dort sorgt, sondern weil die Spiele wegen der starken Hitze im Oktober ausgetragen werden müssten, was sämtliche Sportkalender der Welt durcheinandergebracht hätte. Dafür freut sich der Emir auf die Winterfußball-WM. Als Einziger.

Medaillen des Tages

  • Snowboard, Slopestyle Frauen: Zoi Sadowski Synnott (Neuseeland), Julia Marino (USA), Tess Coady (Australien) 

  • Skilanglauf, Skiathlon Männer: Alexander Bolschunow (Russisches Olympisches Komitee), Denis Spizow (Russisches Olympisches Komitee), Iivo Niskanen (Finnland)

  • Eisschnelllauf, 5.000 Meter Männer: Nils van der Poel (Schweden), Patrick Roest (Niederlande), Hallgeir Engebråten (Norwegen)

  • Skispringen, Normalschanze Männer: Ryōyū Kobayashi (Japan), Manuel Fettner (Österreich), Dawid Kubacki (Polen)

  • Freestyle, Buckelpiste Frauen: Jakara Anthony (Australien), Jaelin Kauf (USA), Anastasiia Smirnowa (Russisches Olympisches Komitee)

  • Rodeln, Einsitzer Männer: Johannes Ludwig (Deutschland), Wolfgang Kindl (Österreich), Dominik Fischnaller (Italien)

Das normale Ergebnis

Gregor Deschwanden aus der Schweiz wurde 17. beim Springen von der Normalschanze.

Alexander Bolschunow feiert Gold. Foto: © Matthias Hangst/Getty Images
Alexander Bolschunow feiert Gold. Foto: © Matthias Hangst/Getty Images

Satz des Tages 

Ich glaube, es ist falsch, uns diese Fragen zu stellen.

Alexander Bolschunow aus Russland vermutet eine Doping-Anspielung, als er nach dem Grund für seine Dominanz beim Skiathlon-Rennen gefragt wird. Er kam mehr als eine Minute vor seinem Landsmann Denis Spizow ins Ziel.

Wir wünschen einen guten Abend!

Das war der zweite Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17 Uhr. 

Sie erhalten ihn allabendlich bis zum Ende der Spiele in zwei Wochen.

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