Die Olympischen Spiele am Samstag, 12. Februar
| Was jetzt? | Die Olympischen Spiele am Samstag, 12. Februar | |
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von Oliver Fritsch Sportredakteur, ZEIT ONLINE |
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Guten Abend! Ein kleiner Fehler in Kurve 13, doch sonst lief es wieder rund auf der Rodelbahn. Und ein Sieg im Eishockey, der sich wie eine Niederlage anfühlt. |
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Das Skispringen von der Großschanze zählt zu den Höhepunkten jeder Winterspiele. Ein Unterfangen für Waghalsige. Man fragt sich immer: Welche Eltern erlauben sowas ihren Kindern? Zum Beispiel die des Norwegers Marius Lindvik, er flog 140 Meter, so weit wie kein anderer. Karl Geiger aus Oberstdorf überholte im zweiten Durchgang drei Konkurrenten und sicherte sich Bronze. Dabei ist seit kurzem erstmals auch ein türkischer Springer. Fatih Arda İpcioğlu trainiert mit einer kleinen Gruppe auf einer Schanze, die für die Winter-Universiade in Ezurum gebaut wurde. Er wurde in der Qualifikation 40. |
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Erst gestern, dann heute: Bauchrodeln ist der neue Deutschlandtrend. Hannah Neise holte sich Gold im Skeleton. Der Sauerländerin unterlief bloß ein kleiner Fehler in Kurve 13, wer kennt das nicht? Die noch größere Überraschung aber war die Silbermedaille der deutschen Langlaufstaffel über 4x5 Kilometer für Katherine Sauerbrey, Katharina Hennig, Victoria Carl und Sofie Krehl. Zwischendurch lagen sie sogar in Führung. Es siegten die Sportlerinnen des Russischen Olympischen Komitees. Deutschland Stand heute Abend im Medaillenspiegel übrigens Erster, aber ups, den zeigen wir ja nicht so gern. |
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| © Julian Finney/Getty Images |
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Dass auch ein Sieg sich wie eine Niederlage anfühlen kann, erlebten die deutschen Eishockeymänner. Sie bibberten sich zu einem 3:2-Sieg gegen China. Das Team des Gastgebers, dem nicht mal die straffsten Parteifunktionäre Olympiatauglichkeit bescheinigen würden, hatte das erste Spiel 0:8 gegen die USA verloren. "Wir haben gedacht, es wird ganz leicht", sagte der Kapitän Moritz Müller hinterher. Wenigstens wird das morgen keiner mehr denken. Dann geht es gegen die USA. |
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Mein Kollege Nico Horn schreibt aus Peking: |
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"Schnee bei den Winterspielen! Wie seltsam, dass das eine Nachricht ist. Aber bisher sah man ja nur Schnee aus der Kanone – egal an welchem Wettkampfort. Heute Morgen trat ich aus einem Hotel in Zhangjiakou und alles war weiß. Von oben kamen sogar noch mehr dicke Flocken nach. Sogleich wurden die Straßen freigeräumt, die Organisatoren scheinen also vor den Spielen Schnee zumindest für eine Option gehalten zu haben. Ein Mann fuhr mit einem Hightechgerät über den Gehweg, das den Schnee immer einen Meter weiter nach vorne warf, bis der Mann mit dem Gerät weiter rollte und alles noch einen Meter weiter nach vorne. Andere fegten mit rutenartigen Besen: eine deutlich effizientere Vorgehensweise. Ach ja: Wie ist eigentlich das Wetter in meiner Heimatstadt München, wo bekanntermaßen die Spiele auch hätten sein können?" |
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China will Erfolg im Sport. Das wollen viele Länder. China will es mit aller Macht, mit großen finanziellen Mitteln. So sprach Xi Jinping einst davon, Fußballweltmeister zu werden. 2050, vielleicht schon 2030. Doch die Fortschritte sind minimal. Man riskiert nicht viel, dagegen zu wetten. Chinas Männer haben bei einer WM noch nicht mal ein Tor geschossen, auch für Katar 2022 ist das Team nicht qualifiziert. Es hat keine Chance gegen Japan oder Saudi-Arabien. Männerfußball hat keine Tradition in China, im Gegensatz zu den Frauen, die immerhin einmal im Finale standen. Chinas Herrscher mögen ihr Land generalstabsmäßig noch vorne bringen und alles planen können: am Fußball werden sie wohl scheitern. |
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Die frühere Fechterin aus Köln gewann 2008 in Peking die Goldmedaille. In China ist sie die beliebteste deutsche Sportlerin. Peking bezeichnete sie einst als „ihre Stadt". Heidemann ist sozial engagiert und saß einst im Aufsichtsrat des 1. FC Köln. Im IOC ist die 39-jährige die Sprecherin der Athletenkommission. Das Gremium ist nicht unabhängig vom Dachverband, entsprechend brav nickt es vieles ab. Debatten über Menschenrechte weicht Heidemann so gut aus wie gegnerischen Attacken auf der Planche. Als Kämpferin für die Belange der Athletinnen und Athleten gilt sie als Totalausfall, etwa in der Frage, wie sie mit Olympia Geld verdienen können. Das IOC kann die Sportler in dieser Frage noch so kurz halten, ein kritisches Wort gab es von Heidemann dazu noch nicht zu hören. Einen solchen Betriebsrat wünscht sich jeder Arbeitgeber. |
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Skeleton: Hannah Neise (Deutschland), Jaclyn Narracott (Australien), Kimberley Bos (Niederlande) Eisschnelllauf, 500 Meter: Tingyu Gao (China), Cha Min Kyu (Südkorea), Watariu Morishige (Japan) Biathlon, 10 Kilometer: Johannes Thingnes Bö (Norwegen), Quentin Fillon Maillet (Frankreich), Tarjei Bö (Norwegen) Langlauf, Staffel (4x5 Kilometer), Frauen: Russisches Olympisches Komitee, Deutschland, Schweden Skispringen Großschanze: Marius Lindvik (Norwegen), Ryoyu Kobayashi (Japan), Karl Geiger (Deutschland) Snowboardcross, Mixed Team: USA, Italien, Kanada
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Yuma Murakami aus Japan wird Achter über 500 Meter im Eisschnelllauf. |
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„Bei allen, die das japanische Team unterstützt haben, möchte ich mich dafür entschuldigen, dass meine Disqualifikation im Mixed-Wettbewerb der gesamten japanischen Mannschaft die Möglichkeit genommen hat, eine Medaille zu gewinnen Auch wenn ich weiß, dass meine Entschuldigung keine Medaille zurückbringen wird, muss ich über meine sportliche Zukunft nachdenken. Ich kann nicht sagen, ob der Skisprung-Sport weiterhin ein Platz für mich sein wird." |
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Japans Rekord-Weltcup-Siegerin Sara Takanashi, die nach einer Disqualifikation im Teamspringen am Montag in Tränen ausbrach, hat sich nun auf Instagram bei ihren Kollegen und ihrem Volk entschuldigt. |
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Wir wünschen einen guten Abend! |
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Das war der Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17 Uhr. |
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