Die Olympischen Spiele am Freitag, 18. Februar
| Was jetzt? | Die Olympischen Spiele am Freitag, 18. Februar | |
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von Fabian Scheler Sportredakteur ZEIT ONLINE |
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Guten Abend! Es zieht ganz schön, was? Stellen Sie sich vor, Sie müssten jetzt draußen mit Puls 180 auf winzige Scheiben schießen. Können nur die Norweger! |
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| © Patrick Smith/Getty Images |
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Das 15. der Norweger heute. Rekord! Dass es immer mehr olympische Disziplinen gibt, ist, Achtung, nur die eine Seite der Medaille. Norwegen verpflichtet sich, jedem Kind die beste Chance auf Sport zu bieten. Acht von zehn Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren betreiben eine oder mehrere Sportarten. Werden sie älter, kommen die besten in ein ausgetüfteltes Leistungssportsystem, das sich jedes Jahr Trainer anderer Nationen vor Ort anschauen. Einzig die Meldung, dass sie 2018 in Pyeongchang 6.000 Asthmaspraydosen für 121 Sportler im Gepäck hatten, irritiert bis heute. Asthmamittel erweitern die Bronchien und verbessern damit die Atmung und gelten bei höherer Dosierung als Doping. Vorschlag: Bei den Spielen 2026 in Mailand müssen die Norweger als Ausgleich jeden Tag ein Tonne Carbonara wegfuttern. |
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Wie Thomas Bach über Russland reden kann: "Als ich gesehen habe, wie sie von ihrer Entourage empfangen wurde, schien das dermaßen kalt zu sein. Das war erschreckend", sagte der IOC-Präsident an diesem Freitag über Kamila Walijewa und ihre Trainerin Eteri Tutberidze. Er wolle auch eine Debatte über ein Mindestalter anregen. Nanu? Hatte er sich am Kaviar verschluckt? Von Bach ist man solche Sätze in Richtung seiner russischen Freunde nicht gewohnt. Die übrigens auch nicht. Der Eiskunstlauf-Boss Alexander Gorschkow sagte, die gleichen, die gegen Gesetze verstoßen hätten und Walijewa moralisch vernichten wollten, "schieben jetzt die Schuld von einem kranken auf einen gesunden Kopf". Und selbst der Sprecher von Wladimir Putin, der gerade andere Dinge im Kopf haben dürfte, äußerte sich: "Bach mag die Härte unserer Trainerinnen nicht, aber jeder weiß, dass diese Härte im Spitzensport der Schlüssel zum Sieg ist." Beim nächsten Kremlbesuch gibt es zur Strafe für Bach 100 Liegestütze. Putin steht dabei auf seinem Rücken. |
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| © Michel Cottin/Agence Zoom/Getty Images |
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Zeynep, Ylenia, Eunice: Europa vertieft gerade sein meteorologisches Sturmwissen. Wie der ständige Wind heißt, der das Nordische Ski- und Biathlonzentrum Guyangshu umweht, ist nicht überliefert. Er ist jedenfalls auch sehr stark. 19 Fehler schossen die vier deutschen Biathletinnen beim Massenstart, die Männer gar 21. Lotto wäre fairer gewesen. Benedikt Doll, als bester Deutscher auf Rang acht, sagte, in der dritten Runde seien ihm elf Finger abgefroren und wir rätseln seitdem über seinen Körperbau. Nach dem letzten Rennen bei minus 15 Grad verlassen die deutschen Männer China damit ohne Medaillen. Passende Namen für dieses Tief können Sie uns gerne zukommen lassen. |
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Mein krimineller Kollege Nico Horn schreibt aus Peking: |
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Jetzt, da die Spiele fast vorbei sind, kann ich es zugeben: Ich bin ein paarmal ausgebüxt. Nicht raus aus der Blase; ich glaube nicht, dass das irgendjemandem geglückt ist. Ich habe nur ein paarmal außerhalb meines Hotels übernachtet und bin von meiner Mikroblase in Peking in die Mikroblase in Zhangjiakou. Keine Ahnung, ob das erlaubt war. Lieber habe ich mich unauffällig verhalten in Zhangjiakou und bin an allen Kameras (zumindest denen, die ich sah) rückwärts vorbeigegangen. Warum das alles? Weil der letzte Zug nach Peking um 22 Uhr fuhr, da stand man aber noch in der Mixed Zone vom Skispringen. Unterschlupf fand ich jedes Mal bei einem netten Kollegen, in dessen Hotelzimmer ein zweites Bett steht. Den Namen und das Medium verrate ich aber nicht. Wer weiß, ob er sonst noch nachzahlen oder zur Strafe morgen bei den 50 Kilometer im Langlauf mitmachen muss. |
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Hinfahren, reden und Missstände anprangern, so wird es vom Sport gefordert, wenn er in nicht ganz einwandfreien Demokratien wie China antritt. Die deutsche Wirtschaft erfüllt immerhin Teil 1 und 2 mit Bravour. Woran das Schweigen bei Teil 3 nur liegen könnte? China ist zum sechsten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner, teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Aus keinem Land importiert Deutschland so viel und nur in die USA exportiert es mehr als nach China. Am Mittwoch teilte Audi mit, dass man mit dem Bau eines neuen Werks beginnen dürfe; der Mutterkonzern Volkswagen betreibt gar eines seiner 33 chinesischen Werke in Xinjiang. Als 2019 zum ersten Mal die Vorwürfe gegen China wegen der Behandlung der Uiguren bekannt wurden, sagte Konzernchef Herbert Diess: "Das kann ich nicht beurteilen." VW beteuert, es gebe bei ihnen keine Zwangsarbeit. Im Umkreis des Werkes soll es mindestens 25 Lager und Gefängnisse geben. Manchmal sieht man den Parkplatz vor lauter Autos nicht. |
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Der russische Tennisfürst war Boris Jelzins Privatlehrer, der machte ihn wiederum zum Chef des Nationalen Sportsfonds. Tarpitschew soll damit in den Neunzigerjahren Milliarden umgesetzt haben. Wegen angeblicher Mafia-Kontakte landete er diverse Male auf FBI-Listen und durfte nur unter Auflagen (Atlanta 1996) oder gar nicht (Salt Lake City 2002) in die USA reisen. Er kannte auch ein paar Tricks: Als Boris Becker und Michael Stich 1995 zum Davis Cup nach Moskau reisten, trainierten sie tagelang auf einem staubtrockenen Platz, bis Tarpischtschew den Court fluten ließ, um Beckers Aufschläge langsamer zu machen. Wird eine Russin oder ein Russe beim Dopen erwischt, hat sich Tapitschew offenbar schon seit Längerem für zwei Formulierungen entschieden: "Alles Blödsinn!" (Marija Scharapowa 2016), oder: "Da muss etwas anderes dahinterstecken. So blöd kann niemand sein" (Curler Alexander Kruschelniki, Olympia 2018). Seine Zitatsammlung krönte er selbst, als er Serena und Venus Williams mal "Williams Brothers" nannte. Er versuchte eine Entschuldigung: Der Scherz sei aus dem Kontext einer humoristischen Sendung gerissen worden. Im IOC sitzt er dank Jelzin seit 1994 und dort macht er bestimmt ab und an auch einen gut gemeinten Gag. |
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Ski-Freestyle, Halfpipe: Eileen Gu (China), Cassie Sharpe (Kanada), Rachael Karker (Kanada) Curling, Spiel um Platz 3: Kanada (8:5-Sieg über die USA) Biathlon, Massenstart 12,5 Kilometer: Justine Braisaz-Bouchet (Frankreich), Tiril Eckhoff (Norwegen), Marte Olsbu Røiseland (Norwegen) Ski-Freestyle, Skicross: Ryan Regez (Schweiz), Alex Fiva (Schweiz), Sergey Ridzik (Russisches Olympisches Komitee) Eisschnelllauf, 1.000 Meter: Thomas Krol (Niederlande), Laurent Dubreuil (Kanada), Håvard Holmefjord Lorentzen (Norwegen) Biathlon, Massenstart 15 Kilometer: Johannes Thingnes Bø (Norwegen), Martin Ponsiluoma (Schweden), Vetle Sjåstad Christiansen (Norwegen)
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Simon Eder (Österreich) wird Siebter im Biathlon-Massenstart. |
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"Ich kann ihm nicht oft genug danken, das war nobel und professionell." |
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Der Eisschnellläufer Laurent Dubreuil über seinen Konkurrenten Kai Verbij. Der Niederländer hatte den Kanadier, der Silber gewann und gleichauf mit ihm lief, beim letzten Bahnwechsel über die 1.000 Meter den Vortritt gelassen. Verbij wurde Letzter. |
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Wir wünschen einen guten Abend! |
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Das war der Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17 Uhr. |
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