Die Olympischen Spiele am Mittwoch, 9. Februar
| Was jetzt? | Die Olympischen Spiele am Mittwoch, 9. Februar | |
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von Fabian Scheler Sportredakteur, ZEIT ONLINE |
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Guten Abend! Wie oft kann man an der olympischen Goldmedaille scheitern, bis man es doch schafft? Eine US-Amerikanerin gab heute die Antwort. |
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| © Danielle Parhizkaran-USA TODAY Sports/Getty Images |
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Stehenbleiben, darum geht es in einer Kneipe morgens um vier genauso wie beim Snowboardcross. Vier Fahrerinnen stürzen sich in einen Parcours voller Rampen, Steilkurven und Sprünge. Letzteres wurde vor 16 Jahren der US-Amerikanerin Lindsey Jacobellis zum Verhängnis. Sie führte damals in Turin klar, doch mit dem Eifer einer 20-Jährigen zeigte sie am vorletzten Sprung einen unnötigen Trick. Sie fiel, berappelte sich zwar wieder, wurde aber nur Zweite – und zum olympischen Gespött. Noch schlimmer: Gegen ihre weiteren Versuche, doch noch Olympiasiegerin zu werden, war Sisyphus' Steinerollen ein dankbarer Job. 2010: am Tor vorbeigefahren. 2014: in Führung liegend im Halbfinale gestürzt. 2018: lange in Führung, am Ende um ein paar Hundertstel Vierte. Und nun? Kein Sturz, kein Trick, einfach nur Erste im Ziel: "Worte können nicht beschreiben, was ich gerade fühle." Müssen sie auch nicht. |
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Der Nordische Kombinierer Vinzenz Geiger ging nach dem Skispringen als Elfter in die Langlaufloipe. Am letzten Anstieg eines aufregenden Rennens zog er aber an allen vorbei. Seine vielleicht größte Leistung war, dass er überhaupt am Start stand. Er war einige Tage als Kontaktperson des infizierten Teamkollegen Eric Frenzel in Quarantäne und musste alleine Lift fahren, alleine essen und alleine Bus fahren. Ein Fahrer, der ihn zur Schanze bringen sollte, verfuhr sich einmal, sodass aus fünf Minuten eine Stunde wurde. "Ich war ein bisschen aggro", sagte er. Wären wir Heilpraktiker, würden wir Ihnen nun genau sagen können, wie er diese Wut in die richtige Energiebahn gelenkt hat und welche Rolle sein Sternzeichen dabei spielte. |
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| © Robert F. Bukaty/AP/dpa |
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Schließen und öffnen Sie ihre Augen jetzt einmal ganz schnell. Das dauert wahrscheinlich länger als sieben Hundertstelsekunden. So viele fehlten der Slalomfahrerin Lena Dürr zur Bronzemedaille, was für ein Schwein Olympia sein kann, schreibt mein Kollege Nico Horn von der Piste. "Jetzt tut es gerade richtig weh, es ist einfach nur bitter", sagte sie, zumal sie im ersten Lauf in Führung gelegen hatte. Noch schlimmer traf es die US-Amerikanerin Mikaela Schiffrin, die große Favoritin. Wie schon im Riesenslalom schied sie nach nur wenigen Metern aus, sie hatte sich einen Tick zu weit nach innen gelehnt. Dann weinte sie lange neben der Strecke und sagte später: "Ich glaube, ich muss jetzt viel hinterfragen." Gut, wenn andere sie nicht hinterfragen: "Der Druck ist enorm, also lasst uns genau die gleiche Unterstützung zurückgeben", schrieb ihr Lebensgefährte Aleksander Aamodt Kilde, ebenfalls ein Skiprofi. Und: "Ich liebe dich, Kaela." Die lindernde Wirkung eines solchen Satzes hält zum Glück länger an als nur ein paar Hundertstel. |
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Mein Kollege Nico Horn schreibt (und schickt ein Bild, bei dem ich direkt friere) von irgendwo in China: |
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Stehe seit einer Stunde in der Prärie und muss noch 'ne Stunde auf den Bus warten. |
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Eines der zentralen Werkzeuge von Chinas Corona-Politik ist es, ganze Städte abzuriegeln. Heute hat es Baise im Südwesten Chinas getroffen. Die Bewohner wurden aufgefordert, in den Wohnungen zu bleiben, auch der Verkehr von und nach Baise wurde eingestellt. Der weltweite Aluminiumpreis ist deshalb so hoch wie seit 2008 nicht mehr, denn Baise ist auch Aluminium-Hotspot. Dann muss die Inzidenz ja wahnsinnig hoch sein, denken Sie nun. Nun: 98 positive Schnelltests hatten die Behörden registriert. Die Stadt hat übrigens in etwa so viele Einwohner wie Berlin. Wir klopfen dreimal auf Alu, dass es bald vorbei ist. |
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Jelena Gadschijewna Issinbajewa |
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Die Spezialität der erfolgreichsten Stabhochspringerin aller Zeiten war es, den eigenen Weltrekord stets um nur einen oder zwei Zentimeter zu überbieten, sodass ihr dieses Kunststück gleich dreißigmal gelang. Die Russin ist zweifache Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin. Nach ihrer Sportkarriere machte sie zweimal Wahlkampf für Putin. Was sie dort als Athletin überrascht haben dürfte: Wie einfach man zu Siegen kommen kann. Sie wurde von Putin auch in die Gruppe derer berufen, die seine machtsichernde Verfassungsreform ausarbeiten sollten. Sie freute sich darüber sehr, denn so konnte sie die Verfassung das erste Mal lesen, wie sie selbst sagte. Deutschland und andere Länder beschuldigte sie auf dem Höhepunkt des russischen Dopingskandals 2016 des systematischen Dopings, im selben Jahr wurde sie ins IOC aufgenommen. Als sie russische Soldaten in Syrien besuchte, sagte sie: "Jeder Start eines Jets war wie ein Wiegenlied für uns, auf das wir warteten, um einschlafen zu können." Da hat ja jeder seine eigenen Techniken. |
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Ski Freestyle: Big Air der Männer: Birk Ruud (Norwegen), Colby Stevenson (USA), Henrik Harlaut (Schweden) Ski Alpin, Slalom der Frauen: Petra Vlhová (Slowakei), Katharina Liensberger (Österreich), Wendy Holdener (Schweiz) Snowboardcross der Frauen: Lindsey Jacobellis (USA), Chloé Trespeuch (Frankreich), Meryeta Odine (Kanada) Nordische Kombination, Einzel Normalschanze: Vinzenz Geiger (Deutschland), Jørgen Graabak (Norwegen), Lukas Greiderer (Österreich) Shorttrack, 1.500 Meter der Männer: Hwang Dae-heon (Südkorea), Steven Dubois (Kanada), Semen Elistratov (Russisches Olympisches Komitee) Rennrodeln, Doppelsitzer: Tobias Wendl, Tobias Arlt (Deutschland), Toni Eggert, Sascha Benecken (Deutschland), Thomas Steu, Lorenz Koller (Österreich)
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Noa Szőllős (Israel) wird 41. im Slalom der Frauen |
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| © David Ramos/Getty Images |
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"Ich glaube, er wäre sehr glücklich." |
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(Der Norweger Birk Ruud gewann Gold im Big Air für seinen im April 2021 verstorbenen Vater. Vergangenes Jahr hatte er auf die Weltmeisterschaften verzichtet, um lieber bei seinem sterbenden Papa zu sein.) |
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Wir wünschen einen guten Abend! |
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Das war der Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17 Uhr. |
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Haben Sie Hinweise für die nächste Ausgabe von "Olympia am Abend"? Schreiben Sie uns! |
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Uns erreichte von Ihnen mehrfach der Wunsch, dass wir den Medaillenspiegel zeigen. Ich würde Ihnen gerne einige freundlich gemeinte Gegenfragen stellen: Finden Sie nicht auch, dass Sechster bei Olympischen Spielen werden auch keine Schande ist? Finden Sie es außerdem fair, Georgien mit Deutschland zu vergleichen, dessen BIP etwa 240-mal so hoch ist? Oder Deutschlands Medaillen im Rodeln (heute wieder zwei mehr): Nur eine handvoll Länder weltweit betreiben überhaupt eine Rodelbahn, Deutschland hat gleich vier davon, so viele wie kein Land sonst. Wie misst man diesen Standortvorteil? Überhaupt: In wie vielen Ländern ist Wintersport möglich? Erster im Medaillenspiegel zu sein, das war außerdem der Anreiz für staatlich organisierte Dopingsysteme wie das der DDR oder dem der Russen. Der Blick auf den Medaillenspiegel sagt viel weniger aus, als man denkt. Deshalb verzichten wir zumindest an dieser Stelle darauf. Einverstanden? |
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