Olympia am Abend: Beat war nicht zu schlagen

Die Olympischen Spiele am Montag, 7. Februar
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Die Olympischen Spiele am Montag, 7. Februar

von Christian Spiller
Ressortleiter Sport, ZEIT ONLINE

Guten Abend! Führen Sie Selbstgespräche? Wenn nicht, fangen Sie an. Es warten olympische Medaillen.

© Sue Ogrocki/AP/dpa
© Sue Ogrocki/AP/dpa

Gold des Tages

Die niederländische Eisschnellläuferin Ireen Wüst ist schon so lange dabei, es würde nicht wundern, wenn sie bereits durch die Winterlandschaften von Pieter Brueghel dem Jüngeren geskatet wäre. Nun gewann die 35-Jährige über 1.500 Meter ihre sechste Goldmedaille und wurde zur ersten Frau, die bei fünf aufeinanderfolgenden Spielen Einzelgold gewann. Wie macht sie das nur? Sie erzählte mal, sie rede vor jedem Rennen mit sich selbst. Sage sich, sie sei die Beste. So einfach kann es sein – wenn man die Beste ist.

Überraschung des Tages

3, 9, 13, 14, 26, 24, 23, so die Platzierungen von Denise Herrmann in den Einzelrennen oder Sprints im Biathlon-Weltcup dieser Saison. Das wichtigste Rennen aber, das olympische, gewann sie plötzlich. Das ist wohl dieses Timing. "Ich habe ordentlich auf die Fresse gekriegt dieses Jahr. Aber ich wusste, dass ich es kann", sagt die Frau aus dem Erzgebirge nach dem Sieg über 15 Kilometer. Und weinte Freuden- und Überraschungstränen.

© Robert Michael/dpa
© Robert Michael/dpa

Schmerz des Tages

Im Ziel sah Österreichs Skirennfahrer Daniel Hemetsberger aus, als käme er von einer Prügelei. Dabei hatte er Schlimmeres erlebt. Er musste für die Abfahrt der Herren den Xiaohaituo hinunter, den staubtrockenen chinesischen Berg, dessen ungewohnte Strecke die Sportler wegen eines telegenen Felsbrockens nur "The Rock" nennen. Während seines Laufs schlug sich Hemetsberger einen seiner Skistöcke ins Gesicht. Der Deutsche Dominik Schwaiger landete im Fangzaun und zog sich Prellungen zu. Gewonnen hat ein Schweizer, Beat Feuz fand den richtigen Rhythmus und war nicht zu schlagen.

Neues aus der Blase

Mein Kollege Nico Horn schreibt aus Peking:

Journalisten werden hier von Robotern bedient, einige fahren das Essen an der Decke entlang zum Sitzplatz. Sie benutzt aber fast niemand, außer TV-Kollegen, die mal ein ulkiges Olympiavideo drehen wollen. Häufiger im Einsatz sind die Kochroboter. Sie können Fritten oder einen Hot Pot. So einen wollte ich letztens haben. Kaum aber hatte ich bezahlt, ging nichts mehr. "Der Roboter macht Pause", sagte mir ein (menschlicher) Mitarbeiter. Der Roboter sei in fünf Minuten zurück. War er auch. Die Pause hat sicher der Betriebsrat ausgehandelt.

Die Liga in China

Schon am Samstag hatte sich Thomas Bach mit der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai getroffen, teilte das IOC am Montag mit. Ob es bei dem Gespräch um die im November erhobenen Vorwürfe der sexuellen Nötigung gegenüber einem chinesischen Spitzenfunktionär ging, dazu schwieg das IOC. In einem Interview mit der französischen Sportzeitung L'Équipe erklärte die Sportlerin nun: alles ein großes Missverständnis. Wer da wirklich sprach, blieb aber unklar. Ihre Antworten wurden laut der Zeitung von Wang Kan, dem Stabschef des Chinesischen Olympischen Komitees, übersetzt. Sie sei demnach nie belästigt worden oder gar verschwunden gewesen und Sport sollte auch nicht politisiert werden, weil das dem olympischen Geist widerspreche, sagte Peng Shuai. Also Wang Kan.

IOC-Mitglied des Tages

Pál Schmitt

Ob es am Attackieren und Paradieren liegt? Etliche frühere Fechter erleben erfolgreiche nacholympische Funktionärskarrieren. Wie der IOC-Präsident Thomas Bach stand auch Pál Schmitt einst auf der Planche, holte gar zweimal Gold. Später wurde Schmitt über die Orbán-Partei Fidesz ins Europäische Parlament gewählt und 2010 ungarischer Staatspräsident, als der er treu an der Seite Viktor Orbáns stand. Zwei Jahre später stellte sich heraus, dass Schmitt seine Doktorarbeit in wesentlichen Teilen abgeschrieben hatte. Doktorwürde futsch, Präsidentenamt auch. Das IOC focht das alles nicht an.

Medaillen des Tages

  • Eiskunstlauf, Mixed: Russisches Olympisches Komitee, USA, Japan

  • Ski Alpin, Abfahrt Männer: Beat Feuz (Schweiz), Johan Clarey (Frankreich), Matthias Meyer (Österreich)

  • Snowboard, Slopestyle Männer: Maxence Parrot (Kanada), Yiming Su (China), Mark McMorris (Kanada)

  • Ski Alpin, Riesenslalom Frauen: Sara Hector (Schweden), Federica Brignone (Italien), Lara Gut-Behrami (Schweiz)

  • Eisschnelllauf, 1.500 Meter Frauen: Ireen Wüst (Niederlande), Miho Takagi (Japan), Antoinette de Jong (Niederlande)

  • Biathlon, Einzel Frauen: Denise Herrmann (Deutschland), Anais Chevalier–Bouchet (Frankreich), Marte Olsbu Röiseland (Norwegen)

  • Short Track, 500 Meter Frauen: Arianna Fontana (Italien), Suzanne Schulting (Niederlande), Kim Boutin (Kanada)

  • Skispringen, Teamspringen Mixed: Slowenien, Russisches Olympisches Komitee, Kanada

  • Short Track, 1000 Meter Männer: Ziwei Ren (China), Wenlong Li (China), Shaoang Liu (Ungarn)

Das normale Ergebnis

In der Curling-Vorrunde der Mixed-Teams gewinnt Großbritannien 8:4 gegen die USA.

© Lintao Zhang/Getty Images
© Lintao Zhang/Getty Images

Satz des Tages 

Zhu Yi ist gefallen.

Dieser Hashtag ging in Chinas sozialen Medien viral, nachdem die chinesische Eiskunstläuferin Zhu Yi gestürzt war. Zhu Yi wurde in den USA geboren, spricht nicht fließend Chinesisch und ist in dem Land wegen ihrer Herkunft umstritten. "Wie kannst du es wagen, für China anzutreten?", zitierte die South China Morning Post aus Kommentaren, die von der Zensurbehörde mittlerweile gelöscht wurden.

Wir wünschen einen guten Abend!

Das war der Extraletter zu den Olympischen Spielen, Redaktionsschluss war heute um 17 Uhr. 

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