Stroh zu sein bedarf es wenig. Willkommen im Wochenende.

Unsere Ausgabe am 25. Juni 2022

Dies ist der wahrscheinlich längste Letter der Welt. Er ist so lang, dass man ihn in manchen Email-Programmen eigens ausklappen muss. Da entdecken Sie doch lieber gleich unsere schöne neue Seite.

Ausgabe 26/22 Stroh zu sein bedarf es wenig. Willkommen im Wochenende.

Liebe Leserinnen und Leser,

fühlen Sie sich beleidigt, wenn Sie jemand „nett" nennt? Das Wort wird bisweilen als Synonym für „langweilig" verwendet. Alles soll heiß, verrucht oder zumindest cool sein, mit einer Erzählung von einem „netten Abend" kann man niemandem imponieren. Dabei, findet David Hugendick, ist „nett" in Wahrheit eine gesunde Mindestanforderung, die man ans Universum persönlich stellen sollte.

„Von hinten sieht man gar nicht, dass du schwanger bist." Oder: „Du hast aber eine süße kleine Kugel." Diese Sätze sollen nette Komplimente sein, setzen schwangere Frauen aber unter Druck. Meine Kollegin Carla Baum hat ein Essay darüber geschrieben, dass es heute keine Pause mehr gibt vom Diktat der Fitness und Sexyness – nicht einmal in der Schwangerschaft.

Das einzige Diktat, das wir aktuell gelten lassen: Eis essen, wenn es zu heiß wird. Schmeckt umso besser, wenn man es nach unseren Lieblingsrezepten selbst hergestellt hat.

Ich wünsche Ihnen ein nettes Wochenende,

Ihr Lars Spannagel

Redaktion Wochenende

Wie gefällt Ihnen ZEIT am Wochenende? Schreiben Sie uns an we@zeit.de. Unser Online-Magazin finden Sie hier.

Unser Soundtrack zum Wochenausklang – falls Sie beim Lesen Musik hören möchten. Auch unsere Playlist hat diese Woche das Thema "Nett",

Wochenauswahl Drei besondere Empfehlungen

"Ich will eine normale Frau sein. Einfach so" Mit zwölf sagt Ella: Ich will als Mädchen leben, nicht mehr als Junge. Es folgen sieben Jahre voller Euphorie, Mut und Enttäuschung. Autor Rudi Novotny und Fotografin Anne Morgenstern haben Ella beim Frauwerden begleitet. Ein beeindruckender Weg, ein beeindruckender Text. (Z+)

Bedingt abflugbereit „Entweder Sie nehmen den Flug am Samstag früh – oder Sie kommen die nächsten fünf Tage nicht mehr nach Deutschland." Touristen müssen sich in diesem Sommer auf Sätze wie diesen einstellen. Die Reiseindustrie ist schlecht auf die erste postpandemische Saison vorbereitet, wie diese Recherche von Stefanie Flamm und Benedikt Herber zeigt. Und Urlauber sollten nicht sicher sein, dass der Rückweg in die Heimat glatt läuft, nur weil sie heil auf Mallorca oder in Rom angekommen sind. (Z+)

Expecto Patronum! Letztendlich sind wir doch alle Muggel, auf der Suche nach ein bisschen Magie im Leben. Unzählige Menschen auf der ganzen Welt haben sich von den Romanen von J.K. Rowling verzaubern lassen, auch mein Kollege Marvin Ku hat in Hogwarts Zuflucht gesucht, wenn er Liebeskummer oder andere Sorgen hatte. Heute ist er sich aber nicht mehr sicher, ob er noch ein Harry-Potter-Fan sein will. Ein Text, so zerrissen wie Severus Snape. (Z+)

Die Pflichtverteidigung Unser Shitstorm-Abschirmdienst

Drei von fünf Sternen Sorry, ich muss schon wieder auf Harry Potter verweisen. In das Haus Hufflepuff sortierte der sprechende Hut stets die „netten" Schüler ein, die nicht so mutig wie Harry oder so rücksichtslos wie Draco Malfoy waren. Aber muss es wirklich immer Gryffindor sein? Dieser Text verteidigt das Nett-Sein, lesen Sie ihn bitte. Vielleicht entdecken Sie dabei Ihr inneres Hufflepuff.

Was wären wir ohne euch Die erstaunlichsten Berufe

"Die Menschen, die zu mir kommen, fühlen sich entstellt" Ihr Beruf hat Sofia Koskeridou gelehrt: Ein fehlendes Körperteil kann einen Menschen zerstören. Die Patienten, die zu ihr kommen, haben meist einen langen Leidensweg hinter sich. Und sind umso glücklicher, wenn sie von der Epithetikerin künstliche Brüste oder Genitalien angefertigt bekommen. (Z+)

Politisch motiviert Das Überthema der Woche

Das Ende des Selbstbetrugs „Führungsmacht" – der Begriff weckte bei manchem Zuhörer ungute Assoziationen von marschierenden Pickelhauben. Dass der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil kürzlich aber genau dieses Wort in den Mund nahm, ist vielmehr als Versuch zu verstehen, das außenpolitische Selbstbild Deutschlands nachhaltig zu verändern. Und das, findet Nils Markwardt, ist zunächst einmal eine gute Nachricht.

Soweit wir wissen Die Welt verstehen

Die Flucht der Tiere Ferdinand, der Stier, flüchtete vor der Bolzenschusspistole in den Wald. Hanna, die Zuchtsau, wurde freigekauft. Halla, den Polarfuchs, entführten Tierschutzaktivisten aus einer Pelzfarm. Der Fotograf Nikita Teryoshin hat Tiere porträtiert, die dem Menschen entkommen konnten. Seine Bilder erzählen von Leben, die so gut wie vorbei waren.

Wir nennen es Familie Was uns verbindet

Maaamaaaa! Lass mich! Auch wenn es niemand gerne zugibt: Das Hintergrundrauschen jedes Familienlebens besteht aus Ansagen, Erinnerungen und Maßregelungen, von A wie Aufhören bis Z wie Zuhören. Hier erfahren Sie, wie Erziehung auch mit weniger Ermahnungen funktionieren kann. Zum Beispiel, indem man sich selbst erst einmal fragt: Welche Regeln sind mir wirklich wichtig? (Z+)

Wir sind okay Von der Liebe

Warum uns Macht in Beziehungen glücklich macht Na klar, Liebe ist ein universelles menschliches Bedürfnis. Aber Macht ist es auch. Laut der Psychologin Astrid Schütz wünschen wir alle uns Einflussnahme und Kontrolle. Im Interview erklärt sie, welche Auswirkungen das Machtfüge in einer Partnerschaft auf Sex und Selbstwert hat. (Z+)

Ode an ein Ding Lange gesucht und endlich gefunden

Ruhe jetzt! Friedrike Oertel aus dem „ZEIT am Wochenende"-Team ist ein ordnungsliebender Mensch, sie trägt zum Beispiel ihre Ladekabel in einer extra Tasche mit sich herum, mit farbigen Klebebändern markiert und sortiert. Wenn sie also schreibt, der Schnitt dieses Rasenmähers sei „erstaunlich präzise", das Mähergebnis „gleichmäßig und sauber", kann man ihrem Urteil hundertprozentig vertrauen. Friederikes Bonuslob für ihren neuen Lieblingsmäher: kein Strom, kein Benzin, kein Gestank, keine Unfallgefahr. (Z+)

Das große Ganze Wie benehmen wir uns eigentlich?

Der Letzte mit Anstand Er ist der Knigge-Papst der Gen Z, wenn er auf Tiktok stilvoll eine Weißwurst seziert, schauen sich das knapp vier Millionen Menschen an. Clemens Maximilian Stephan Graf von Hoyos Freiherr zu Stichsenstein bringt Deutschland gutes Benehmen bei. Lea Schönborn hat ihn bei Benimm-Seminaren und beim Döner-Essen begleitet. Und erfahren, warum der junge Graf Smartphones zum „Proleten-Besteck" zählt. (Z+)

Ich bin okay Von der Selbstliebe

Die Gefahr der kleinen Kugel Pop-Star Rihanna posierte kürzlich für die „Vogue", in Spitzenunterwäsche, mit laszivem Blick – und mit Babybauch. Das konnte man erst einmal als feministisches Empowerment verstehen. Doch werdende Mütter sehen sich immer häufiger dem Anspruch ausgesetzt, ihren Körper fit, vorzeigbar und sexy zu halten. Obwohl in diesem gerade Prozesse ablaufen, die sich jeder Kontrolle entziehen. (Z+)

Grünfläche Fußball gehört dazu

Was er hätte sein können Im Leben von BVB-Fan Anna Kemper war der Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern ein traumatisches Ereignis, der Anfang vom Ende des Dortmunder Traums. Jetzt kehrt der Mann, der einst das Fußballherz unserer Autorin brach und Deutschland im Maracana zum WM-Titel schoss, in die Bundesliga zurück. Und ihr bleibt nichts anderes übrig, als ihm alles Gute zu wünschen.

Sofalandschaften Willkommen zu Hause

Angekommen im Teure-Möbel-Milieu „Vergessen Sie Uhren, vergessen Sie Handtaschen, vergessen Sie Autos", schreibt Anna Mayr. Heute definiert sich das deutsche Mittelklasse-Milieu, bürgerlich-urban-hipp, über verchromte Stahl-Aktenschränke. Und inzwischen kann auch unsere Autorin ganz gut damit leben, dass ein Möbelstück über ihre Identität bestimmt.

Lexikon der Leidenschaften Gute Gründe, etwas unbedingt auszuprobieren

Rugby auf Rollschuhen – ohne Ball Es quietscht, es ratscht, es knallt: Roller Derby ist ein Vollkontaktsport. Hillary Amber July trägt dabei den Kampfnamen „0190 Slap Dance" – und liebt es, ihre Konkurrentinnen wortwörtlich aus der Bahn zu werfen.

Fast ein Interview Michael Stich, wie mögen Sie Ihren Rasen zuhause: Wimbledon-kurz oder ein bisschen wilder? Ob mein Rasen mit dem Center Court in Wimbledon mithalten kann, ist schwer zu sagen. Aber für meine beiden Hunde zum Spielen ist er perfekt. Das kleine Feuilleton Lesen: Heinz Strunk Hören: Yaya Bey Sehen: Elvis

Läuft bei uns Was Sie am Wochenende streamen könnten

Ganz schön gemein Das mit dem Nett-Sein hatten wir jetzt ja schon zur Genüge, wie wäre es mit bösartigem Humor? "Reich!" ist eine lustige Comedyserie, die ganz nebenbei Amazon-Chef Jeff Bezos alle paar Minuten vors Schienbein tritt.

Geld für alle Wir sammeln Ihre Spar- und Finanztipps

Ölkonzernen helfen lohnt sich Wenn Sie ein E-Auto fahren, sind Sie schon gut zur Umwelt. Wenn Sie dann das zugehörige CO2-Zertifikat verkaufen, tun Sie auch Ihrem Portemonnaie Gutes - nur Karmapunkte sammeln Sie damit nicht unbedingt. (Z+)

Der Moment der Erleuchtung Tipps, die Ihr Leben verändern

Wie zugeschnitten Meine Kollegin Rose Tremlett ist eine Frau vieler Talente. Sie hat in Oxford Germanistik studiert, dann aber zur Webentwicklerin umgeschult und Geburtshilfe für „ZEIT am Wochenende" geleistet. Nebenbei designt Rose Schmuck, blitzschnell Hosen passend umnähen kann sie aber natürlich auch. Wie das geht, erklärt sie in diesem Text. Die Erklär-Skizze dazu hat sie nebenbei auch noch gemacht. (Z+)

Unser Personal Trainer Jede Woche eine gute Übung

Der Frankenstein-Sit-up Monströse Bauchmuskeln bekommt man von dieser Übung vielleicht noch nicht, einen künstlichen Fitness-Homuskulus wollen wir sicher auch nicht erschaffen. Dafür ist sie gut für die Haltung – und man kann dabei auch noch gleich seine Liebsten erschrecken. Wuaaah!! (Z+)

Wochenmarkt Ein frisches Rezept

Abkühlung gefällig? Aperol-Spritz-Popsicles, eine Kugel Blaubeer-Basilikum – oder ganz klassisch Vanille, hergestellt ohne Eismaschine und aus nur drei Zutaten? Unsere besten Eisrezepte zum Selbermachen für ein heißes Wochenende. Und für jeden Geschmack.

Anders betrachtet Erfinden Sie eine Bildunterschrift

Franziska Giffey guckt auf dem Bild recht ratlos, für unsere Leserinnen und Leser war die Sache hingegen klar. Hier unsere Favoriten unter Ihren Einsendungen:

Platz 3: "Det jibts ooch in Berlin", eingeschickt von Helmut Zimmermann.

Platz 2: "Oh, eine braune Flasche. Ist das politisch?", vorgeschlagen von Volker Böttcher.

Platz 1: "Ist das eine eigenständige wissenschaftliche Leistung?", vielen Dank an Ursel Nimmrich!

In "Anders betrachtet" suchen wir jede Woche eine witzige Zeile zu einem Foto, nun zum folgenden: Was könnte diese skandinavische Prinzessin gerade denken? Schicken Sie uns Ihre Ideen, die besten präsentieren wir am kommenden Samstag.

Das war die Ausgabe 26/22 unseres Letters von ZEIT am Wochenende. Über Lob, Anregungen und Kritik freuen wir uns wirklich sehr. Haben wir etwas vergessen? Ach ja, Sex.

Redaktion: Maris Hubschmid, Viktoria Morasch, Friederike Oertel, Michael Schock, Lars Spannagel, Mitarbeit: Simon Frost | Bildredaktion: Leonie Baumeister, Michael Pfister, Andreas Prost | Design: Christian Bart, Adele Ogiermann | Entwicklung: Rose Tremlett, Holger Wiebe

Bildcredits: Sebastian Lock für ZEIT ONLINE, Anne Morgenstern, Postl/ Imago, Erli Grünzweil für DIE ZEIT, Mareen Fischinger/ Westend61/ Getty Images, Lucas Wahl für ZEIT ONLINE, Michael Kappeler/dpa, Nikita Teryoshin, Xia Yang/unsplash, Klaus Nielsen, Michael Pfister für ZEIT ONLINE, Fritz Beck für ZEIT ONLINE, Jonathan Borba, [M] ZEIT ONLINE, Foto: Martin Rose/ Getty Images, Serena Eller Vainicher/Mondadori Portfolio/ddp, Iona Dutz für ZEIT ONLINE, Apple, Malorny/ Getty Images, Jornada Produtora/ullstein bild, Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE, Elena Cremer, Jens Büttner/dpa, PPE, Imago

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