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Liebe Leserinnen und Leser, heute starten und landen wir in Europa. Der Europäische Forschungsrat hat sein Förderprogramm für das nächste Jahr beschlossen (Das ist wichtig), und die EU-Kommission stellt die 100-Milliarden-Euro-Frage (Fußnote). Ansonsten gibt es Kabale, einmal vor der Präsidentenwahl (Universität Passau) und einmal nach der Präsidentenwahl (Universität Göttingen), sowie eine Experten-Ohrfeige. Das ausgleichende Element liefert Dr. acad. Sommer. Sein Thema: Loyalität. |
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2,2 Milliarden Euro für Europas Grundlagenforschung Grundlagenforscher können die Ärmel hochkrempeln. 2,2 Milliarden Euro wird der Europäische Forschungsrat kommendes Jahr vergeben (PDF). Nächste Woche startet die Ausschreibung für die Starting Grants, dem Fonds für jüngere Forscher. Etwa 455 Wissenschaftler dürften von den 677 Millionen Euro profitieren. Der ERC ist die europäische Schwester der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hat aber mehr als eine Milliarde weniger an Forschungsgeldern zu vergeben als diese. Die DFG bewilligte im vergangenen Jahr für 33.160 Projekte insgesamt 3,4 Milliarden Euro (DFG-Jahresbericht 2018). Knapp 18 Millionen Euro plant der ERC kommendes Jahr für die Programmverwaltung, Expertenhonorare und die Übernahme von Reisekosten ein, die Bewerbern entstehen. Kabale in Passau und Göttingen Kurz vor der Präsidentenwahl an der Uni Passau sind die Kritiker von Carola Jungwirth noch einmal in die Offensive gegangen. Die Amtsführung und der Kommunikationsstil der Unipräsidentin sind dort seit Monaten Thema (Süddeutsche Zeitung, Passauer Neue Presse). Zu Wochenbeginn legte der Passauer Pädagogikprofessor Norbert Seibert nach und sprach von einem „zerrütteten Verhältnis“, wie die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf die Passauer Neue Presse berichtet. Gewählt wird am 17. Juli, Jungwirth kandidiert. Ihre Herausforderer sind der Eichstätter Pädagogikprofessor Ulrich Bartosch und die Passauer Kulturwissenschaftlerin Ursula Reutner. +++ Die Universität Göttingen dagegen hat sich bereits entschieden und am 20. Juni Sascha Spoun als Nachfolger von Ulrike Beisiegel gewählt. Seitdem kommt die Universität nicht zur Ruhe. 93 Professoren aus acht Fakultäten drängten am Wahltag auf die Verschiebung der Wahl. Ihre Kritik richtete sich nicht gegen Spoun, sondern gegen die Art und Weise des geführten Auswahlverfahrens. So sei Spoun in Göttingen zunächst als Berater der Findungskommission aufgetreten (NDR, Göttinger Tageblatt), die Wilhelm Krull leitete. Krull, der an der Uni Göttingen Stiftungsratsvorsitzender ist und in Hannover Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, widerspricht der Darstellung. Spoun habe die Kommission zu keiner Zeit beraten, er sei vielmehr zu einem Gedankenaustausch über die strategische Ausrichtung der Universität geladen worden (Göttinger Tageblatt). Diese Erklärung findet sich auch auf der Uni-Webseite. Sascha Spoun ist seit 2006 Präsident der Leuphana-Universität in Lüneburg. Sein Wechsel nach Göttingen ist für Anfang 2020 geplant. Digitalisierung: Expertenrat fordert Fortbildungsoffensive auch für Unichefs Dass das mit der Digitalisierung kein Spaziergang werden würde, war Hochschulen und Wissenschaftsinstituten von Anfang an klar. Doch man machte sich auf den Weg und fand Partner. Das Hochschulforum Digitalisierung zum Beispiel „orchestriert den Diskurs zur Hochschulbildung im digitalen Zeitalter“ seit 2014, wie es auf der Homepage heißt. Jetzt funkt mit dem Rat für Informationsinfrastrukturen (RFI) ein Gremium dazwischen, das genauso alt ist wie das HFD, nur weit weniger bekannt. Die 24 Ratsmitglieder aus Wissenschaft, Gesellschaft und Politik sollen „Empfehlungen für digitale Infrastrukturen in Bildung und Wissenschaft“ erarbeiten. Die jüngste RFI-Empfehlung ist knackig. Das Papier mit der Überschrift „Digitale Kompetenzen – dringend gesucht!“ lässt sich als Ohrfeige für einen Wissenschaftsbetrieb lesen, der seine eigenen Beschäftigten in der digitalen Transformation übergeht und die nächste Generation nicht darauf vorbereitet. Die Forderungen haben es in sich: Nötig sei eine „Fortbildungsoffensive“, die alle einschließt – auch Führungskräfte. Zu den Empfehlungen geht es hier entlang. |
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Dorit Schumann wird Präsidentin an der Hochschule Trier Die Hochschule Trier hat sich für Dorit Schumann als Präsidentin entschieden. Die Betriebswirtin übernimmt den Posten voraussichtlich im Oktober. Schumann ist aktuell Vizepräsidentin an der Deutsch-Jordanischen Universität in Amann. In Trier folgt sie auf Nobert Kuhn. Der Informatiker leitete die Hochschule seit 2013. Studienstiftung: Reinhard Zimmermann startet in die dritte Amtszeit Kontinuität an der der Spitze der Studienstiftung des deutschen Volkes: Reinhard Zimmermann bleibt für weitere vier Jahre Präsident des Begabtenförderwerks. Das Ehrenamt übt der Jurist seit 2011 aus. Zimmermann ist Professor an der Hamburger Bucerius Law School und Direktor am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg. Marjorie Berthomier ist DFH-Generalsekretärin Das Generalsekretariat der Deutsch-Französischen Hochschule hat seit diesem Monat eine neue Leiterin. Marjorie Berthomier übernahm die Aufgabe von Jochen Hellmann, der über zehn Jahre hinweg DFH-Generalsekretär war. Hellmann ist jetzt beim DAAD als Experte für internationale Wissenschaftsbeziehungen tätig (Linkedin). Jörg Müller-Lietzkow leitet die Hafencity-Universität Neustart an der Hafencity-Universität: Jörg Müller-Lietzkow ist als Präsident vereidigt. Der Medienökonom folgt auf Walter Pelka. Ein akademisches Spitzenamt strebt Müller-Lietzkow schon länger an. Bei den Präsidentenwahlen an der Universität Paderborn, wo er zuletzt forschte und lehrte, hatte er sich Anfang 2018 um die Nachfolge von Amtsinhaberin Birgitt Riegraf beworben – vergeblich (Welt, Neue Westfälische). Job: Friedensstifter Unter mangelnder Aufmerksamkeit litt das Jüdische Museum in Berlin nie. So turbulent wie in den vergangenen Wochen ging es an der Einrichtung mit internationaler Strahlkraft allerdings selten zu. Attacken des Zentralrats der Juden in Deutschland und eine hektische Freistellung der Pressesprecherin prägten zuletzt die Arbeit von Peter Schäfer (ZEIT 27/2019). Mitte Juni warf der Direktor des Jüdischen Museums hin (ZEIT Online). Schäfer hinterlässt ein Haus mit hohem Anspruch und 120 Mitarbeitern in Unruhe. Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Vorsitzende des Stiftungsrats des Museums ist mit der Suche nach einer Nachfolge befasst – und hat den Spitzenposten jetzt in der ZEIT ausgeschrieben. |
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Liebe Frau Dr. acad. Sommer, ich arbeite seit einiger Zeit als Postdoc in einem bekannten, auch medial präsenten Institut. Mein Forschungsprofil ist einerseits nah am Schwerpunkt meines Chefs, ein Großteil meiner Publikationen erfolgte in Co-Autorenschaft mit ihm. Mein an einer anderen Uni platziertes Habilitationsthema fokussiert jedoch ein Thema, das von ihm als nicht so relevant bewertet wird. Ich fürchte, dass er meine Bewerbungen auf Professuren nun konterkarieren könnte. Wie kann ich mich weiter profilieren, in der Fach-Community positionieren und auch in Berufungsverfahren präsentieren, ohne illoyal zu wirken und die Beziehung zu meinem Chef zu gefährden? Liebe Frau Dr. X, in der Tat eine verstrickte Situation, die öfter vorkommt, als Sie es vielleicht vermuten. Konzentrieren wir uns zu nächst auf Sie und Ihre Karriere: Sie brennen für ein anderes Thema und möchten Ihre Position in der Scientific Community finden. Hierzu müssen Sie zwangsläufig aus dem Schatten Ihres Chefs heraustreten und sich mit einem eigenen Profil präsentieren. Ein bisschen Mut gehört an dieser Stelle sicherlich dazu. Gleichzeitig ist dies ein normaler Schritt auf dem Weg zur Professur, der nicht zwingend mit Konflikten verbunden sein muss, aber umsichtiges Vorgehen erfordert. Schenken Sie zunächst Ihren Karrierezielen Aufmerksamkeit: Wohin möchten Sie mit Ihrem Habilthema? An welchen Universitäten/Fachbereichen sehen Sie sich künftig als Professorin? Schreiben Sie die ideale Stellenausschreibung mit Denomination für Ihre künftige Professur. Klären Sie davon ausgehend, welche „Aktien“ und welchen Einfluss Ihr jetziger Chef in diesem Themenfeld hat. Machen Sie sich Ihr Karriere relevantes Netzwerk und (potentielle) Mentor*innen für die künftige Professur bewusst: Besteht hier eine weitere Abhängigkeit von Ihrem jetzigen Chef? Hängen zudem Ihre weitere(n) Stelle(n), Finanzierung, Drittmittelanträge oder Publikationen daran? Könnte er Ihnen wirklich Steine in den Weg legen? Hat er dies bei anderen schon einmal gemacht? Wollen oder müssen Sie in fünf oder zehn Jahren noch ein gutes kollegiales Verhältnis zu ihm haben? Wechseln Sie nun die Perspektive: Könnten Sie ihm durch Ihren neuen Forschungsschwerpunkt nützliche Kooperationen oder ähnliches eröffnen? Gibt es vielleicht eine sinnvolle Verknüpfung der beiden Forschungsschwerpunkte? Wenn Sie dies durchdacht haben, entscheiden Sie! Sie können Ihren Chef zeitnah über Ihre Karriereschritte informieren. Wertschätzen Sie dabei seine bisherige Unterstützung oder Vorbildfunktion, zum Beispiel bei der Entwicklung von Forschungsstrategien oder -methoden. Dabei riskieren Sie allerdings, dass er intervenieren könnte oder Sie seine Gunst verlieren. Oder: Sie vollziehen Ihre weitere Habilitation und Profilierung zu Ihrem neuen Themenschwerpunkt eher „under cover“. Darunter verstehe ich, dass Sie Ihren Chef sozusagen „nebenbei“ im Nachhinein über Erfolge (hochrangige Publikationen, Drittmitteleinwerbungen, Listenplatzierungen) informieren. Verbinden Sie ihn dabei mit Ihrer Anerkennung und Ihren Erfolgen, denn Erfolg hat gerne viele Väter und Mütter. In jedem Fall sollten Sie vermeiden, Ihrem jetzigen Chef gegenüber illoyal zu wirken. Äußern Sie sich deshalb in der Fachöffentlichkeit nur wertschätzend und mit Dank für seine Unterstützung und die zur Verfügung gestellten Ressourcen. Dass Sie dabei Ihren eigenen Weg gehen, dürfte in der wissenschaftlichen Community allen Beteiligten verständlich sein. Bleiben Sie dran an Ihrem Thema! Für „Ihren“ Weg wünsche Ihnen viel Erfolg. Dr. Monika Klinkhammer berät seit 25 Jahren als Coach, Supervisorin (DGSv), Trainerin und Lehrcoach in Wissenschaft und Hochschulen. Sie schreibt unter "Dr. acad. Sommer" als Mitglied des Coachingnetzes Wissenschaft. |
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Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym eine Frage! |
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»Sie werden weitermachen« Warum gehen Schüler lieber auf die Straße als in den Unterricht? Sind die Klimastreiks auch ein Angriff auf die Schulen? Eine Rektorin und ein Politiker im Streitgespräch Frau von Welt Katja Becker leitet demnächst die Deutsche Forschungsgemeinschaft Handys gehören in die Schule! Das Verbot der Smartphones ist falsch Rien ne va plus Der französische Präsident Emmanuel Macron will die Elitehochschule ENA abschaffen Von klein auf in der Schuld Jedes fünfte Kind ist arm. Seit Jahren drücken sich Politiker vor diesem Problem. Schluss mit den Ausreden! Zur aktuellen Ausgabe |
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100-Milliarden-Euro-Frage Auch wenn es gerade anders wirkt: Die Europäische Union hat durchaus Fragen auf dem Zettel, die nichts mit Spitzenämtern zu tun haben – und ohne Passierschein in irgendwelchen politischen Hinterzimmern verhandelt werden können. Wie genau soll das nächste EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ aussehen? Welche Förderprioritäten sollten zwischen 2021 und 2024 gelten? Die öffentliche Online-Konsultation zu dem 100-Milliarden-Euro-Programm ist bis 8. September freigeschaltet. Informationen zu Horizon Europe finden sich hier. Christine Prußky |
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Und weil alle gerade so viel von Bäumen reden: Haben Sie schon mal einen gepflanzt? Ihr CHANCEN-Team PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an – unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu. |
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