germanynews02: Ausrollen lassen. Willkommen im Wochenende.

Dies ist der wahrscheinlich längste Letter der Welt. Er ist so lang, dass man ihn in manchen Email-Programmen eigens ausklappen muss. Da entdecken Sie doch lieber gleich unsere schöne neue Seite.

Ausgabe 27/22

Ausrollen lassen. Willkommen im Wochenende.

Liebe Leserinnen und Leser,

Samstagnachmittag, die Großeltern kommen zu Besuch, Kaffee und Kuchen, Harmonie, dann kräht der Vierjährige: „Oma, du nervst. Geh jetzt wieder nach Hause!" Ist das lustig, frech, verzogen? Ein Zeichen von Boshaftigkeit – oder gar von Vertrauen und Liebe? Unsere Autorin Frauke Suhr ist diesen Fragen auf den Grund gegangen.

Manche Menschen erben Aktienpakete oder Immobilien, andere nur Schulden. Der Brandenburger Olaf Kölle hat von seinem Vater 70 Hühner hinterlassen bekommen. Eigentlich machen die nur Ärger und Arbeit, behalten hat sie Kölle trotzdem, als gefiederte Andenken. Anja Maier hat einen berührenden Text über ein lebendiges Erbe geschrieben.

Beim Stichwort „Papaya" muss ich immer an einen Song von Alexander Marcus denken, in dem es heißt: „Ich halt die Sehnsucht nicht mehr länger aus, hey Captain, volle Kraft voraus, bald sind wir in Papaya". Der intelligenteste Text ist das sicher nicht, Lust auf einen scharf-fruchtigen Thai-Salat nach unserem Rezept bekommt man davon aber auf jeden Fall. Und wer will, nimmt statt Papayas einfach Gurken.

Aber bitte nicht „volle Kraft voraus, bald sind wir in Gurke" singen.

In diesem Sinne: Gute Fahrt ins Wochenende!

Ihr Lars Spannagel

Redaktion Wochenende

Wie gefällt Ihnen ZEIT am Wochenende? Schreiben Sie uns an we@zeit.de. Unser Online-Magazin finden Sie hier.

Der Soundtrack zum Wochenausklang – falls Sie beim Lesen Musik hören möchten. Die Playlist diese Woche hat das Thema "Tour de France"

Wochenauswahl

Drei besondere Empfehlungen

Wie viel Vergesslichkeit ist normal?

Warum gehen wir ohne Portemonnaie in der Tasche los? Ist Vergesslichkeit eine charmante Schwäche, Arbeitsverweigerung des Hippocampus oder galoppierender Schwachsinn? Unsere Autorin Kerstin Decker, Expertin für die großen Fragen des kleinen Menschseins, über den Moment, wenn im Hirn die Notbeleuchtung angeht. (Z+)

Gefährliche Botschaften

Als Robyn Garfield Anfang 2018 in Shanghai aus dem Fitnessstudio heimkommt und sich auf den Boden legen muss, weil ihm schwindelig wird, denkt er sich nichts. Erst als er sich an seinem Schreibtisch im US-Konsulat nicht mehr konzentrieren kann und sein Gedächtnis immer wieder aussetzt, macht er sich Sorgen. Er stellt fest, dass er bei Weitem nicht der einzige amerikanische Diplomat ist, der Opfer einer mysteriösen Angriffsserie geworden ist. Der Text von Bernd Eberhart und Kerstin Kohlenberg über das rätselhafte und gefährliche Havanna-Syndrom liest sich wie ein Agenten-Thriller. (Z+)

Kann der weg?

Sascha Lobo ist natürlich als Internet-Vordenker bekannt, hier grübelt er über ein Medium, das von vielen schon totgesagt wurde: das Fernsehen. Der gute alte Fernseher, prophezeit Lobo, hat trotz der Dominanz sozialer Medien eine interessante, vielleicht sogar fabelhafte Zukunft. (Z+)

Die Pflichtverteidigung

Unser Shitstorm-Abschirmdienst

Ein aufrechter Pfosten

Ein König der Echokammer, eine aufrechte antike Säule, ein Leistungsträger im Unterhemd. So beschreibt dieser Text Christian Lindner. Johannes Schneider – selbst so etwas wie eine antike Säule, im besten Sinne – hat sich dazu durchgerungen, einen Finanzminister zu loben, den er eigentlich nicht leiden kann.

Soweit wir wissen

Die Welt verstehen

Geimpft und dann nur noch platt

Der Begriff ist bisher weder wissenschaftlich anerkannt, noch ist genau definiert, welche klinischen Befunde oder Symptome dahinter stecken. Doch wahrscheinlich gibt es „Post Vac", also das Phänomen von Long-Covid-Symptomen nach einer Corona-Impfung. Mein Kollege Ingo Arzt hat einen 26-Jährigen getroffen, der unter Atemnot und Herzrasen leidet und glaubt, dass die Impfung schuld daran ist. Experten halten das für möglich – und stoßen an die Grenzen des Diagnostizierbaren. (Z+)

Wir sind okay

Von der Liebe

Boah, ey

In der Redaktion haben wir lange diskutiert: Darf man einen Text über getunte Autos in der Kategorie „Liebe" einordnen? Nach der Lektüre dieser Reportage über 900-PS-Motoren, Leder-Lenkräder und schlammfarbene Geländewagen werden Sie sicher zustimmen: Man darf nicht nur, man muss sogar. Anders lässt sich diese seltsame Leidenschaft der Deutschen einfach nicht erklären. (Z+)

Das große Ganze

Wofür leben wir eigentlich?

"Vaddern lebt in den Hühnern weiter"

Als Günter Kölle beerdigt wird, bleiben seine Hühner zurück. Und sein Sohn Olaf, ganz betäubt von der Trauer. Aber die Hühner brauchen jemanden, der sich um sie kümmert. Also kümmert sich Olaf Kölle. Auch wenn es anfangs sein Herz zerreißt. (Z+)

Wir nennen es Familie

Was uns verbindet

Ist das nur frech – oder schon gemein?

Kindsein bedeutet, Grenzen auszutesten und zu überschreiten, dabei geht es auch um Unabhängigkeit von den Eltern. Forscher differenzieren allerdings zwischen „feindseliger" und „verträglicher" Autonomie. Dieser Text hilft Ihnen dabei, die beiden Varianten zu unterscheiden. Und vielleicht ein bisschen gnädiger zu sein, wenn Ihr Kind Ihnen wieder einmal zu frech vorkommt. (Z+)

Ode an ein Ding

Lange gesucht und endlich gefunden

Der kleine Rote

Wenn das kein Härtetest ist: Meine Kollegin Fiona Weber-Steinhaus hat mit ihrem Lieblingslippenstift schon Nächte durchgetanzt, auf Partys geknutscht und im Wirtschaftsministerium Peter Altmaier interviewt. Ein Begleiter fürs Leben aus dem Drogerieregal, für 8,49 Euro. (Z+)

Ich bin okay

Von der Selbstliebe

Wie nehme ich Dinge nicht so persönlich?

Seit alle im Homeoffice sitzen, ist es noch leichter, sich falsch zu verstehen. Mit einem lustig gemeinten Emoji kann man im Kollegenkreis auf mehr Schlipse treten (bei ZEIT ONLINE trägt niemand Schlips) als in jeder stundenlangen Konferenz. Und im Privaten nimmt man Witze, Kommentare und Kritik sogar noch schneller persönlich. Hier erklärt eine Psychotherapeutin, warum das menschlich ist – und wie man es verhindert. (Z+)

Lexikon der Leidenschaften

Gute Gründe, etwas unbedingt auszuprobieren

Handgranate am Haken

Falls Sie als Kind auch so gerne das „Angelspiel" gespielt haben, ist dieses Hobby vielleicht etwas für Sie. Tobias Leist fischt mit einem Magneten tonnenweise Schrott aus Seen und Flüssen. Hier erzählt er, wieso er für seinen größten Fund zwei Helfer brauchte – und warum er manchmal lieber die Polizei holt.

Grünfläche

Fußball gehört dazu

Ausgleichende Ungerechtigkeit

Am kommenden Freitag starten die deutschen Fußballerinnen in die Euromeisterschaft, der EM-Titel würde jeder Spielerin 60.000 Euro einbringen – eine Rekordprämie! Die deutschen Männer jedoch hätten als Europameister mehr als sechs Mal so viel bekommen, nämlich 400.000 Euro. Das Problem, schreibt Oliver Fritsch, ist allerdings nicht, dass Frauen im Fußball zu wenig verdienen. Sondern Männer zu viel.

Was wären wir ohne euch

Die erstaunlichsten Berufe

"Nicht alle wollen jeden Abend auf der Bühne stehen"

Applaus bekomm Wolfgang Wiechert nie, für eine gelungene Opern-Aufführung ist er aber unverzichtbar. Als Repetitor ersetzt er bei Proben ein komplettes Orchester. Im Interview spricht er über seine Abneigung gegen Premieren, die Kunst des Weglassens – und seine Angst vor einem Musiker-Streik.

Sofalandschaften

Willkommen zu Hause

Wir müssen mal

Full disclosure: Sascha Lobo (siehe oben, Text über das Fernsehen) und ich waren auf der selben Schule. Damals waren die Toiletten dort ein Ort des Grauens, wie ihn Anne Backhaus in diesem Text beschreibt: „auf dem Boden Pfützen, Türen nicht abschließbar, die Wände beschmiert, das Licht kaputt, Spiegel abmontiert, Klopapier nur mit Glück vorhanden, Uringeruch überall", wie an so vielen Schulen im ganzen Land. Ihr Text stellt die entscheidende Frage: Warum zur Hölle? (Z+)

Fast ein Interview

Karl-Theodor zu Guttenberg, ist Ihr Leben die Show?

Seine Agentur antwortet: Wir bitten Sie höflich, sich mit allen Fragen an RTL zu wenden.

Das kleine Feuilleton

Lesen: Sommerbücher

Hören: Jochen Distelmeyer

Sehen: Penélope Cruz

Läuft bei uns

Was Sie am Wochenende streamen könnten

Absurdität und Kuschel-Crime

Unsere Streaming-Tipps diese Woche: Rapper auf Reisen, Mord in Manhattan – und eine nicht nur aus Nostalgiegründen sehr sehenswerte Dokumentation über Jan Ullrich. Als Einstimmung empfehle ich unsere „Tour de France"-Playlist (abermals: siehe oben), Song Nummer fünf namens „Jan Ullrich". Der Refrain bringt es auf den Punkt: „Ich nehm' die Substanz, doch ich bin unschuldig. Ich fahr' Tour de France, ich bin Jan Ullrich". (Z+)

Geld für alle

Wir sammeln Ihre Spar- und Finanztipps

Und niemand hält sie auf

Banken nutzen künstliche Intelligenz, um ungewöhnliche Kontobewegungen aufzuspüren. Aber wieso versagt die Technik in manchen Fällen, wenn Kunden mit der Europol-Masche um Tausende Euro betrogen werden? (Z+)

Der Moment der Erleuchtung

Tipps, die Ihr Leben verändern

Tschüss Alufolie!

Treue Leserinnen und Leser dieses Newsletters sind vielleicht schon mal auf den Namen Rose Tremlett gestoßen. Das ist unsere Kollegin aus der Webentwicklung, die für jede Lebenslage einen genialen Trick parat hat. Diese Woche erklärt sie, wie man Bienenwachstücher selbst herstellt, eine Party im Kühlschrank veranstaltet und für wenig Geld die Welt rettet. Es sollte mehr Menschen wie Rose geben. (Z+)

Unser Personal Trainer

Jede Woche eine gute Übung

Das Armbeugen und Schulterdrücken

Bizeps, Trizeps, Unterarme, Schultern, Oberschenkel und Rumpf: Diese Übung fordert viele Muskelgruppen und „baut ordentlich Muckis auf", wie unser Experte Sebastian Grüner sagt. Dafür lohnt es sich, endlich mal die Kurzhanteln abzustauben, die seit Jahren im Keller liegen. (Z+)

Wochenmarkt

Ein frisches Rezept

Papayasalat schmeckt auch mit Gurke

Papaya für die Süße, Chili für die Schärfe, Limette für den Frische-Kick. Zusammen ergeben diese Zutaten ein Geschmackserlebnis, das einen nach Thailand versetzt. Die Sache mit der Gurke hatten wir am Anfang des Letters ja bereits geklärt. (Z+)

Anders betrachtet

Erfinden Sie eine Bildunterschrift

Ich gebe zu: Anfangs hatte ich Kronprinzessin Mary von Dänemark, Gräfin von Monpezat, doch glatt für Kate, Ehefrau des britischen Prinz William, Herzogin von Cambridge gehalten. Das wäre ein königlicher Fauxpas geworden. Hier unsere Favoriten Ihrer Einsendungen zum royalen Pool-Spiel:

Platz 1: "Noch eine GALA und ich geb mir die Kugel" - vorgeschlagen von Holger aus der Wiesche.

Platz 2: "Sie sollte sich auch mal ne Brille gönnen" - von Renate Novak.

Platz 3: "Hast Du Dein Taschengeld dabei, Kleiner?" - besten Dank, Heiko Breitsohl!

In "Anders betrachtet" suchen wir jede Woche eine witzige Zeile zu einem Foto, nun zum folgenden: Wer – Mann, Frau oder Pferd – könnte hier was zu wem sagen? Schicken Sie uns Ihre Ideen, die besten präsentieren wir am kommenden Samstag.

Das war die Ausgabe 27/22 unseres Letters von ZEIT am Wochenende. Über Lob, Anregungen und Kritik freuen wir uns wirklich sehr. Haben wir etwas vergessen? Ach ja, Sex.

Redaktion: Maris Hubschmid, Viktoria Morasch, Friederike Oertel, Michael Schock, Lars Spannagel, Mitarbeit: Simon Frost | Bildredaktion: Leonie Baumeister, Michael Pfister, Andreas Prost | Design: Christian Bart, Adele Ogiermann | Entwicklung: Rose Tremlett, Holger Wiebe

Bildcredits: Jakob Weber für ZEIT ONLINE, Katie Black/Getty Images, Yannis Konstantinos, Klaus Kremmerz, Janine Schmitz/Photothek/AFP/Getty Images, Carolyn Van Houten/The Washington Post/Getty Images, Max Slobodda für DIE ZEIT, Ezra Bailey/ Getty Images, Charles Gullung/ Plainpicture, Michael Pfister für ZEIT ONLINE, DEEPOL/ plainpicture, Thomas Pirot für ZEIT ONLINE, [M] ZEIT ONLINE, Foto: Reuters/Matthew Childs, Marcus Simaitis für ZEIT ONLINE, Max Slobodda für DIE ZEIT, Disney+, Ray Massey/Getty Images, Jakob Weber für ZEIT ONLINE, Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE, Aline Made, PPE/Imago, Ronny Hartmann/AFP/Getty Images