HRK trifft SpringerNature | Uni-Assist im Arbeitskampf | Sascha Spoun geht nicht nach Göttingen | Dr. acad Sommer berät einen einsamen Wissenschaftsmanager

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
am Freitag beginnt das Schaulaufen deutscher Wissenschaftsorganisationen bei der GAIN-Tagung in San Francisco. In Deutschland treffen sich heute HRK und Springer Nature; ein Arbeitskampf bei Uni-Assist lähmt die Zulassung ausländischer Studierender (Das ist wichtig); und Sascha Spoun wirft in Göttingen noch vor Übernahme des Präsidentenamts hin (Personalien). Einsame Wissenschaftsmanager halten sich in diesem Brief am besten an Dr. acad. Sommer.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
HRK trifft SpringerNature  
Nach dem Open-Access-Lizenzabschluss mit dem Wissenschaftsverlag Wiley im März gibt es neue Entwicklungen. Die Hochschulrektorenkonferenz, die die sogenannten DEAL-Verhandlungen führt, bittet heute Vormittag zur Pressekonferenz. Neben Horst Hippler und Gerard Meijer von der DEAL-Verhandlungsgruppe sitzt Springer Nature-CEO Daniel Ropers genauso am Tisch wie die Chefin des Europageschäfts Dagmar Laging. – Unterdessen äußert sich auch Elsevier – der dritte wissenschaftliche Großverlag im Bunde – über die festgefahrenen Gespräche. Die Haltung des Verlags erklärte Vize-Präsidentin Gemma Hersh gestern in einem Gastbeitrag bei Times Higher Education: „Elsevier deeply regrets this situation“, heißt es darin an einer Stelle und an anderer: „We are optimistic that we will find ways.“ Das Tauziehen mit dem Konzern begann 2016, die Fronten sind derart verhärtet (ZEIT 31/2018), dass die Gespräche Anfang Juli 2018 unterbrochen wurden. Fast genauso lang ist es her, dass Elsevier den deutschen DEAL-Partnern den Zugang zu aktuellen Zeitschriften sperrte.
  
 
 
Uni-Assist im Arbeitskampf
Vor einer Woche erst konnten der Deutsche Akademische Austauschdienst und Bundesforschungsminsterin Anja Karliczek jubeln. Deutschland ist zum wichtigsten nicht-englischsprachigen Gastland für Studierende aus dem Ausland aufgestiegen. Darauf können wir stolz sein und das sollte uns anspornen, noch besser zu werden“, erklärte Karliczek vergangenen Donnerstag zur Präsentation der Studie „Wissenschaft weltoffen 2019". Wenige Tage später zeigte der Tagesspiegel: In Deutschland ist bei der Internationalisierung sehr wohl noch Luft nach oben. Nach jahrelangen Tarifkämpfen streiken die Beschäftigten der bundesweiten Servicestelle für internationale Studierende, Uni-Assist. 180 Hochschulen gehören dem Verein an. Uni-Assist fungiert für sie als Dienstleister bei der Zulassung internationaler Studierender. 190.000 Studienbewerbungen aus dem Ausland sind nach Tagesspiegel-Informationen aktuell von den 150 Festangestellten und weiteren 150 Saisonkräften zu prüfen. Ein Nadelöhr, das die Beschäftigten im Arbeitskampf weiter zu verengen drohen. Sie fordern einen Haustarifvertrag auf TVÖD-Grundlage, eine 38,5-Stunden-Woche und Regeln zur Be- und Entfristung. Die Kosten für sämtliche Forderungen beliefen sich auf 1,8 Millionen Euro im Jahr, das wären 10.000 Euro pro Mitgliedshochschule
  
 
 
Kurz notiert: Wahlprüfsteine, Universitätsschule und Ethik in der KI-Forschung
Die Deutsche Gesellschaft Juniorprofessor hat Wahlprüfsteine für die Landtagswahlen am 1. September in Brandenburg und Sachsen eingeholt +++ 80.000 Postdocs, Doktoranden und Studierende in Brasilien stehen vor dem Aus, weil ihnen die Regierung die Stipendien streichen will (Nature, Science) +++ Alaskas Gouverneur Michael Dunleavy lenkt nach wochenlangen Protesten ein, senkt die geplante Budgetkürzung an der University of Alaska und streckt sie auf drei Jahre (THE) +++ In Dresden ist eine Universitätsschule eröffnet worden, die in enger wissenschaftlicher Begleitung der TU Dresden neue Formen des Lehrens und Lernens erproben soll +++ Nach ruppigem Start hat der Stifterverband seine Bildungslotterie gestoppt und bereitet für Anfang 2020 einen Neustart vor (Handelsblatt) +++ Deutschland, Frankreich und Japan packen 7,6 Millionen Euro in einen gemeinsamen Forschungsfonds zur Ethik in der KI-Forschung (THE) +++ Die neueste Ausgabe des Shanghai-Rankings ist erschienen – mit den üblichen Verdächtigen (Harvard, Stanford, Cambridge) an der Spitze; die Uni Heidelberg ist die bestplatzierte deutsche Hochschule (Rang 47) +++ In der Schweiz offenbart eine repräsentative Befragung: Jeder Dritte würde sich gern an Citizen Science-Projekten beteiligen +++ Berlin, Brandenburg oder Leipzig? Die Agentur für Sprunginnovation wollen viele bei sich haben, einer entscheidet: Gründungsdirektor Rafael Laguna de la Vera. Mehr dazu im Wiarda-Blog +++ Jung, weiblich, gebildet: Eine Studie des Berliner Instituts für Protest- und Bewegungsforschung zeigt, dass Frauen die Motoren der Fridays for Future-Bewegung sind. 
  
   
   
   
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Sascha Spoun wirft vor Amtsantritt hin
Die Turbulenzen um die Göttinger Präsidentschaftswahl erreichen ihren vorläufigen Höhepunkt. Sascha Spoun wirft noch vor Amtsantritt hin. Er bleibt Präsident der Leuphana Universität Lüneburg. Die „Herausforderungen“, denen sich die Universität Göttingen gegenübersehe, ließen sich „nur bei großer Einigkeit über die Ziele und Wege dorthin bewältigen“, erklärte Spoun gestern Nachmittag via Pressemitteilung. Der deutsch-schweizerische Wissenschaftsmanager war der einzige Kandidat, den die Findungskommission dem Senat zur Wahl vorgeschlagen hatte. Er erhielt am 20. Juni zwar die Stimmenmehrheit im Senat, doch schon kurz nach seiner Wahl formulierten 49 der insgesamt 4000 Göttinger Professoren eine Protestnote gegen die Wahl. Eine Konkurrentenklage ist beim Verwaltungsgericht Göttingen angekündigt, das Gericht hat die Universität am 7. August aufgefordert, die Verfahrensakten zu überstellen. Die bisherige Präsidentin der Universität Göttingen, Ulrike Beisiegel, geht Ende September in den vorzeitigen Ruhestand.
  
 
Claudia Schilling ist Wissenschaftssenatorin in Bremen
Die rot-grün-rote Regierungsmannschaft um Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) ist im Amt (Landesportal Bremen), die Ressorts sind verteilt. Die Wissenschaft bleibt weiterhin in der Hand der Sozialdemokraten. Claudia Schilling hat die Aufgabe von Eva Quante-Brandt übernommen. Der personelle Wechsel ist mit einem neuen Ressortzuschnitt verbunden. War Quante-Brandt als Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz verantwortlich, fallen in Schillings Zuständigkeit die Justiz, Häfen und die Wissenschaft. Die promovierte Juristin war zuletzt im Bremerhavener Sozialdezernat tätig. Bildungssenatorin bleibt Claudia Bogedan (SPD).  
 
Kovalevskaja-Preise gehen an fünf Männer und eine Frau
Es ist der Jackpot für Forschertalente im Ausland: der Sofia Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Dotiert mit bis zu 1,65 Millionen Euro soll er Forschende vom Drittmitteldruck befreien und so nach Deutschland locken. Die Chance zum Querdenken bekommen in diesem Jahr sechs Talente – darunter nur eine Frau. Doris Hellerschmied (Österreich, Chemikerin) forschte bislang in Yale und geht mit dem Preisgeld nun an die Universität Duisburg-Essen. Die weiteren Preisträger sind: Tonni Grube Andersen (Dänemark, Zellbiologe), Joshua Philip Barham (UK, Chemie), Jan De Graaf (Niederlande, Neuere und Neueste Geschichte), Angelo Di Bernardo (Italien, Physik) und Ottaviano Ruesch (Schweiz, Geologie). Weitere Informationen zu den Preisträgern und dem Preis gibt es hier.
  
 
Christopher Jahns muss wieder vor Gericht
Der Untreue-Prozess gegen den ehemalige Präsident der privaten Wirtschaftshochschule EBS, Christopher Jahns wird wieder aufgenommen (Hessenschau). 2014 war das Verfahren eingestellt worden, weil Jahns wegen  gesundheitlicher Gründe nicht verhandlungsfähig war. Jahns wird beschuldigt, 180.000 Euro der Hochschule veruntreut und den EBS-Dienstwagen 52 Mal privat genutzt zu haben (Wiesbadener Kurier).
 
Job: Gleichstellungsbeauftragte an der TU Braunschweig
Mit Anke Kaysser-Pyzalla steht an der Technischen Universität Braunschweig aktuell eine Frau an der Spitze, jetzt sucht die Universität eine Gleichstellungsbeauftragte in Vollzeit. Das Amt ist auf 6 Jahre befristet. Mehr dazu im Stellenmarkt der ZEIT.
  
   
 
 
   
 
 
 
 
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Millionen Euro weniger als in diesem Jahr soll das Bundesforschungsministerium 2020 zur Verfügung haben. Der 3.102 Seiten starke Entwurf des nächsten Bundesetats ist jetzt als PDF online. Die Etatdebatte im Wissenschaftsausschuss ist für den 25. September angesetzt. Mit einem Volumen von insgesamt 18,2 Milliarden Euro bleibt der BMBF-Etat der viertgrößte Einzelhaushalt.
   
 
   
Quelle: Deutscher Bundestag
   
 
 
   
 
 
 
 
Dr. acad. Sommer
 
 
   
 
   
„Ich bin kürzlich als Wissenschaftsmanager in ein Verwaltungsteam eingegliedert worden. Klar werde ich als Neuling erstmal kritisch beäugt, aber immer wieder schlägt mir latente Abneigung entgegen. Wenn ich den Sachbearbeitern eine fachliche Frage stelle, verdrehen sie theatralisch die Augen, auf dem Gang werde ich ironisch mit „Herr Doktor“ angeredet, usw… Können Sie mir sagen, wie sich unser Arbeitsverhältnis normalisieren lässt?“
 
Lieber X, aus Ihrer Schilderung versuche ich mal (ganz spekulativ) ein paar Dinge herauszulesen:
 
Der Rest des Teams hat klassische, „harte“ Verwaltungsaufgaben. Sie hingegen haben eine eher „weiche“ Jobbeschreibung.
Sie sind jünger als der Durchschnitt des Teams.
Sie sind höher eingruppiert, werden also besser bezahlt.
 
Je nachdem, wieviel davon zutrifft, kann es sein, dass sich Teile des Teams seit Ihrer Ankunft herabgewürdigt fühlen. Salopp gesagt: „Da kommt ein Jungspund, der hat keine Ahnung von unserem Geschäft, macht nur Softskill-Larifari und glaubt, er sei jetzt was Besseres mit seinem Doktortitel.“
Müssen Sie sich diese Vorwürfe ans Bein binden? Definitiv nicht. Aber Sie sollten analysieren, ob Sie vielleicht unabsichtlich zu dieser Ausgrenzung beigetragen haben. Die folgenden Fragen könnten dabei helfen:
 
Haben Sie einen engeren Draht zur Teamleitung als die Sachbearbeiter, z.B. durch einen eigenen Jour Fixe? Sitzen Sie in Teambesprechungen grundsätzlich neben dem/der Chef/in?
Gehen Sie gemeinsam mit den Kolleg/innen zum Mittagessen?
Treten Sie nach außen als ein Team auf, zum Beispiel beim Firmenlauf, auf der Webseite, etc.?
Verwenden Sie die sprachliche Abgrenzung „Wissenschaftsmanager“ und „Verwaltungsteam“ auch im Alltag? (Das kann man auch missverstehen als: Sie fühlen sich als etwas Besseres und wollen gar nicht Teil der Verwaltung sein.)
 
Falls es unter den Sachbearbeitern wenigstens einen gibt, mit dem Sie sich gut verstehen, können Sie ihn/sie natürlich auch ganz direkt im Vertrauen fragen: Wie werde ich eigentlich vom Rest des Teams wahrgenommen? Die klassischen Ich-Botschaften sind dabei wichtig: Ich fühle mich nicht vollständig akzeptiert, ich möchte die unterschwelligen Vorwürfe verstehen, …
Sehr wichtig ist zuletzt die Frage: Wurden Inhalt und Mehrwert Ihrer Stelle vorab im Team kommuniziert? Weiß jeder, was Ihre Aufgaben sind und wie sie sich von denen der Sachbearbeiter unterscheiden? Falls das vor Ihrer Ankunft versäumt wurde, kann das verheerende Folgen haben. In jedem Fall sollten Sie daher unbedingt mit Ihrer Teamleitung sprechen, die auch ein Teil der Lösung sein muss. Denn wenn jemand, der gute Arbeit leistet, vom Rest des Teams nicht akzeptiert und wertgeschätzt wird, ist es höchste Zeit zum Handeln.
 
Dr. Uli Rockenbauch ist Persönlicher Referent der Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft und berät die Scientific Community im ZEIT CHANCEN Brief als "Dr. acad. Sommer“.
   
 
   
 
   
Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym eine Frage!
   
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Wie viel reisen Sie für die Erkenntnis? Konferenzen, Vorträge, Feldforschung – Wissenschaftler sind ständig unterwegs. In der ZEIT legen sie ihre beruflichen Flüge und Fahrten des ersten Halbjahrs 2019 offen
 
»Es gibt viele Vorurteile« Der eine wird Erzieher, die andere Altenpflegerin. So geht es zwei jungen Azubis nach dem ersten Ausbildungsjahr Privatschulen Die Internationale Schule Düsseldorf finanzierte sich jahrzehntelang mit Steuergeldern, die ihr nicht zustehen. Wie konnte es dazu kommen?

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
 
Es begann mit Versuchsreihen, es gab Testläufe und Probetrinken bei Studierendenfeiern, und bei der Exzellenzsause floss es dann in Strömen: das Bier nach einer Rezeptur der TU Dresden. Jetzt soll daraus eine Marke werden. Sophia Witte, Jan Wiegand und Thomas Henle (v. li.) von der TU Dresden steigen ins Braugeschäft ein. „Lohrmanns“ soll das Bier heißen – wie der Gründer der TU Dresden, Wilhelm Gotthelf Lohrmann.
Quelle und Foto: Tag24
 
 
 
 
 
   
Prosit!

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