germanynews02: Abzwitschern. Willkommen im Wochenende.

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Wochenende 32/2023

Abzwitschern. Willkommen im Wochenende.

Liebe Leserinnen und Leser,

meine Tochter hat Schwimmen gelernt. Als ich mich vor vier Wochen an dieser Stelle in die Ferien verabschiedete, hatte ich mir genau das gewünscht. Heute empfehle ich wieder einen Text, der im Schwimmbad spielt: Mit 77 Jahren ist Herma Klapproth Deutschlands älteste Bademeisterin. Jedem Kind, das bei ihr schwimmen lernt, schenkt sie ein selbst gestricktes Kuscheltier. Was dieser Tage vielleicht noch bemerkenswerter ist: In ihrem Freibad herrschen Ordnung und Disziplin.

Ordnung und Disziplin gelten gemeinhin auch in der Schweiz, wo wir unsere Ferien verbracht haben. Ich war überrascht, zu lesen, dass sie zeitgleich Schauplatz eines Kongresses von Anarchisten aus aller Welt war. Mit Kursen zur Neuordnung des Planeten.

Hauptsache, Wochenende bleibt Wochenende.

Ihre Maris Hubschmid

Ressortleiterin Wochenende

Wie gefällt Ihnen ZEIT am Wochenende? Schreiben Sie uns an we@zeit.de. Unser aktuelles Onlinemagazin finden Sie hier.

Der Soundtrack zum Wochenausklang – falls Sie beim Lesen Musik hören möchten. Unsere Playlist geht ins Freibad.

Wochenauswahl

Drei besondere Empfehlungen

Hier herrscht Herma

RAUS DA! NICHT AUF DIE WIESE DAMIT! NICHT SCHUBSEN! WEG VON DEM NETZ! Ohja, Herma Klapproth kann auch streng sein und laut. Man müsse eben ihre Regeln befolgen, sagt ein Junge. 450 Euro monatliche Aufwandsentschädigung bekommt die Rentnerin dafür, dass sie im Sommer sieben Tage die Woche Aufpasserin und Spielverderberin ist. Anne Hähnig berichtet vom Beckenrand.

Da staut sich was an

Wenn Schichtende ist im Tesla-Werk in Grünheide und die Shuttlebusse am Regionalbahnhof zahlreiche schwarz gekleidete Arbeiter in den Feierabend entlassen, biegen einige von ihnen nach links ab, ins Büro der IG Metall, und einige nach rechts, ins Restaurant Dionysos. Hier gibt es Flyer zu Arbeitsrechten, dort frisch gezapftes Pils in Plastikbechern. Vier Jahre nach der Entscheidung für Brandenburg als Gigafabrik-Standort sagen manche, "die Gewerkschaft" und "der Grieche" seien die Einzigen im Ort, die von Tesla profitieren.

Kein Gott, kein Staat, kein Problem?

Richtig prügeln, Gebäude erklimmen, frei gebären. All das – und noch viel mehr – konnte man auf dem Anarchistenkongress lernen. Der Kollegin Sara Geisler war das System Staat bisher durchaus sinnvoll erschienen. Trotzdem hat sie ihr Zelt eingepackt und ist hingefahren.

Politisch motiviert

Was steckt dahinter?

Im ewigen Sozialkundeunterricht

Apropos Staat und Anarchie: Die Bundesregierung will der Bundeszentrale für politische Bildung die Steuermittel kürzen. Weniger politische Bildung klingt nie nach einer guten Idee. Aber müssen Erwachsene wirklich zur Demokratie erzogen werden? Lenz Jacobsen meint: Dass es die Behörde überhaupt noch gibt, ist kein gutes Zeichen.

Die Pflichtverteidigung

Unser Shitstorm-Abschirmdienst

Den Samtagabend neu erfinden

Wenn heute ein Timo, 19, aus Worpswede mit einem Rasentraktor in vier Minuten das Gesicht von Zlatan Ibrahimović auf einen Kreisverkehr mähen kann, hat er das im Zweifelsfall längst auf seinen Social-Media-Kanälen unter Beweis gestellt. Auch deshalb ist "Wetten, dass …?" bald endgültig Geschichte. Sind die großen Zeiten der Samstagabendunterhaltung vorbei? Nein, schreibt Nils Markwardt – und präsentiert drei frische Spitzenideen.

Das große Ganze

Wofür leben wir eigentlich?

Ganz alte Schule

Um 9.10 Uhr biegt ein Transporter auf die Baustelle ein. "Ach, guck mal da", sagt Uwe. "Gerüstbauer ist da." "Cheeeeeef", ruft Georg. "Der Motzkau ist da." "Ah, der Motzkau ist da", sagt Frank. "Ich fall dem jetzt ummen Hals." Handwerker haben überall dieselben Probleme: kaum Mann, kaum Material, magere Löhne. Warum klettern sie trotzdem jeden Morgen aufs Dach? Philipp Daum ist ihnen nachgestiegen.

Mely Kiyak

Gute Momente

Ick sach ma so, sagt der Handwerker, der sich für sieben Uhr angekündigt hatte und Punkt sieben da war, ick hab' schon schlimmeret jesehn. Er meint die Fenster, die dringend geschliffen und lackiert werd →

Grünfläche

Fußball gehört dazu

Sie wollen, aber können Sie auch?

"Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig geworden ist", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach dem Ausscheiden des Frauennationalteams aus der Fußball-Weltmeisterschaft und will weitermachen. "Mir macht es Spaß, wir haben gute Spieler, an mir wird's nicht liegen", sagte Bundestrainer Hansi Flick, als er nach dem Aus in Katar in Frage stand. Als hätten jeweils ungünstige äußere Einflüsse zur Misere geführt. Kollege Oliver Fritsch will die beiden damit nicht durchkommen lassen.

Wir nennen es Familie

Was uns verbindet

Du kannst jetzt loslassen

Meine Tochter hatte es längst raus, sie schwamm, aber wann immer ich sanft meine Hand unter ihrem Bauch wegzog, klammerte sie sich panisch an mich. "Die gefühlte Bedrohung und die reale Gefahr sind nicht immer gleich groß", steht in diesem Text über das Loslassen. Da geht es um den Moment, wenn das Kind, das man eben noch behütet hat, plötzlich allein zur Schule gehen, auswärts übernachten, in viel zu dünnen Klamotten durch die Hundekälte ziehen will. Und es die Eltern sind, die Mut fassen müssen.

Guter Stoff

Was uns anzieht

Volle Tönung

Kann ich sehr gut nachempfinden: "Während ich auf Taschen nichts gegen Gucci-Monogramme, Louis-Vuitton-Logos oder Prada-Schriftzüge habe, käme es mir irgendwie unelegant vor, diese Labels auch im Gesicht zu tragen", erklärt unser Modekolumnist Daniel Schreiber. "Aviators, Wayfarers und 714s, die Klassiker von Ray Ban und Persol, stehen den meisten Menschen." Puh, Glück gehabt. Doch da geht noch mehr.

Von der Liebe

Wir sind okay

Komm, aber komm nicht vorbei

"Noch wach, Schönste?" Als diese Tinder-Nachricht auf ihrem Handy aufpoppt, ist Karola Hopfer, 58, gerade dabei, einen Artikel über Rosenschädlinge auf ihrem Smartphone zu lesen. "Bin gerade ins Bett gegangen … Ich schlafe immer nackt …", tippt sie, obwohl sie ein graues Nachthemd mit Häschen und pinkfarbenem Schleifchen trägt. Derart reizvoll beginnt dieser Text über Sexting – er erzählt von Menschen, die einander erotische Nachrichten schicken, aber nicht vorhaben, sich jemals zu treffen.

Kurzzeitgedächtnis

Am 12. August 1883 stirbt, vom Menschen ausgerottet, im Amsterdamer Zoo das letzte Quagga – eine Art Mischung aus Pferd und Zebra.

Das kleine Feuilleton

Lesen: Emmanuel Carrère

Hören: Public Image Ltd.

Sehen: Past Lives

Zimmerservice

Stilvoll wohnen

Hoch gehängt

Beim Lesen dieser Tipps zur richtigen Wahl von Vorhängen habe ich mich an die schweren, braunen Vorhänge im Pausenraum meiner Schule erinnert. Gestaltungswütige Teenager, die wir waren, wollten wir sie auf eigene Kosten durch farbenfrohe ersetzen. Die Schulleitung hat es verboten – die Vorhänge sind Behördeneigentum! Stattdessen schlug sie vor, mit Sicherheitsnadeln bunte Tücher an den Gardinen zu befestigen Ob das unsere Interieurexpertinnen überzeugt hätte?

Da schau an

Was man wirklich sehen muss

Einer wird's gewesen sein

Hier winken "Momente puren Unterhaltungsglücks", schreibt Matthias Kalle: Na sehen Sie, wer braucht "Wetten, dass …?"! "Only Murders in the Building" ist der Serientipp der Woche.

Finanzen für Faule

Das haben Sie davon

Wie grün ist grün genug?

Es gibt Finanzdienstleister, die versprechen Anlegerinnen und Anlegern, dass sie etwas für die Umwelt täten, wenn sie nur ihre Fonds kauften. In Wahrheit finanzieren sie fossile Energieunternehmen oder halten weniger Anteile an grünen Firmen als versprochen. Unser Kollege erklärt, wie man sie enttarnt.

Frag Rose

Tipps, die Ihr Leben verändern

Gebäckträger

Aus unserer Serie "Frag Rose" ist dies mein bisheriger Lieblingsartikel. Er greift eine Frage auf, die ich mir in der U-Bahn des Lebens immer wieder gestellt habe: Was sind das für Menschen, die eine Tupperdose eigens für den Transport von Torten besitzen? Der Text enthält einfach alles, was unsere Kollegin so liebenswürdig und unersetzlich macht. Inklusive des vorwegnehmenden Satzes: "Vielleicht sagen Sie jetzt 'Rose, das ist alles verrückt und viel zu aufwendig, ich verliere langsam die Motivation, überhaupt einen Kuchen zu backen!' – Total verständlich."

Ode an ein Ding

Du bist perfekt

Keine Ecken, keine Kanten

Nur eine langweilige Kugel aus Glas? Nein, ein Sonnenuntergang im Schlafzimmer, ein Stück für die Ewigkeit, das sich im Kinderzimmer mit Straßenteppich ebenso gut macht wie neben dem Designer-Sofa aus Leder!

Soweit wir wissen

Die Welt verstehen

Wie man sich eine Studie backt

"Ein Drittel der Männer findet Gewalt gegen Frauen okay", "68 Prozent befürworten Streichung des Elterngelds für Reiche"; "Zwanzig Prozent würden Wagenknecht-Partei wählen". Sozialforscher Rainer Schnell sagt: "Ich kenne diese Umfragen. Sie sind unseriös, einige nur Datenschrott. Sie produzieren nichts als billige Schlagzeilen."

Unser Personal Trainer

Jede Woche eine gute Übung

Rudern an den Schlingen

Fitnesscoach Sebastian Grüner hat uns diesmal ein Utensil mitgebracht. Der "Sling-Trainer" wiegt fast nichts und hilft Ihnen drinnen wie draußen, sich zu neuen Kraftübungen aufzuraffen, ach was, aufzuschwingen.

Wochenmarkt

Ein frisches Rezept

Dem Brötchen Dampf machen

Schließlich, der Snack danach: Dieser Straßenimbiss aus Thailand ist ein Sommerhit. Gedämpfte Brötchen, belegt mit Tofu, Rind oder Hähnchen.

Anders betrachtet

Erfinden Sie eine Bildunterschrift

Platz 3: "Er: 'Schimpf nicht, Liebling. Aber das Salz war im Angebot…'" – belauscht von Andrea Krziscik.

Platz 2: "Der dritte Winter ohne Schnee" – vorgeschlagen von Sven Herfurth.

Platz 1: "Shit ..., wo ist mein Ehering?" – vielen Dank, Thomas Braun!

In "Anders betrachtet" suchen wir jede Woche eine witzige Zeile zu einem Foto, nun zu diesem. Schicken Sie uns Ihre Ideen, die besten präsentieren wir am kommenden Freitag.

Das war die Ausgabe 32/23 unseres Letters von ZEIT am Wochenende. Über Lob, Anregungen und Kritik freuen wir uns wirklich sehr.

Redaktion: Maris Hubschmid, Laura Sophia Jung, Viktoria Morasch, Friederike Oertel, Lars Spannagel, Katja Gerland | Bildredaktion: Leonie Baumeister, Michael Pfister, Jakob Weber | Design: Christian Bart, Adele Ogiermann | Entwicklung: Rose Tremlett, Holger Wiebe

Bildcredits: Simon Gerlinger, Thomas Victor für DIE ZEIT, Marcus Glahn für ZEIT ONLINE, Philip Frowein für DIE ZEIT, Konstantin Trubavin/plainpicture, Monty Rakusen/Getty Images, Sascha Baumann/Getty Images, Daniel Grizelj/Getty Images, Richárd Bellevue/plainpicture, Cristina Estanislao für ZEIT ONLINE, Craig Blankenhorn/Hulu, 1804/imago images, Twenty Years Rights LLC, Pia Bublies für ZEIT ONLINE, Max Slobodda für ZEIT ONLINE, Marcus Glahn für ZEIT ONLINE, Carl Recine/Reuters, Christian Charisius/dpa, Thomas Barwick/Getty Images, Tara Moore/Getty Images, Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE, Angelika Schwaff, Soeren Stache/dpa, Maxim Shemetov