Das Katarfrühstück: Nationaltrainer im Nebenjob

Die Fußball-WM am Montag, 28. November
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Die Fußball-WM am Montag, 28. November

von Christian Spiller
Ressortleiter Sport ZEIT ONLINE

Guten Morgen! Die Lücke im Lebenslauf kennen viele, aber den Lebenslauf von Lücke?

Die Szene des Vortages

Viel befreiender als Niclas Füllkrug kann man einen Ball nicht ins Tor hämmern. Es war der Treffer zum 1:1-Endstand für Deutschland gegen Spanien, und er war verdient. Falls Sie zwar Thomas Müller und Manuel Neuer und Toni Kroos (Achtung, der spielt nicht mehr!) kennen, aber sonst keine Ahnung haben: Niclas Füllkrug vom SV Werder Bremen verbrachte in seiner Karriere mehr Zeit in der zweiten als in der ersten Liga, wurde erst vor zwei Wochen mit 29 Jahren Nationalspieler, wird wegen eines prominent fehlenden Zahns "Lücke" gerufen, klaute vor seinem Tor dem Supertalent Jamal Musiala den Ball vom Fuß und sorgte dafür, dass Deutschland sehr passable Chancen hat, ins Achtelfinale zu kommen. Fußball, ey.

© Lars Baron/Getty Images

Das Spiel des Tages

Murmeltiertag für Brasilien und die Schweiz. Schon bei der WM vor vier Jahren haben beide gegeneinander gespielt. Damals gab es ein überschaubar aufregendes 1:1, dieses Jahr kann man von den Brasilianern mehr erwarten. Sie sind der große Favorit auf den Titel und so stark besetzt, dass sie eigentlich auch eine zweite Mannschaft ins Rennen schicken könnten. Vor vier Jahren reichte es nur fürs Viertelfinale, aber ach, das waren ja ganz andere Zeiten, damals, als wir alle noch WM geguckt haben, weil sie nicht in diesem unmöglichen Katar stattfand. Sondern in … Russland. Nun ja.

© Michael Steele/Getty

Die Alternative des Tages

Mal wieder auf den Weihnachtsmarkt! Klebriger Glühwein samt Wuchertassenpfand, verbrannte Mandeln, matschiger Grünkohl, kalte Füße, Ellenbogen im Rücken, wackelige Stehtische, niemand hustet in die Armbeuge und dann ertrinkt der Kollege aus der Buchhaltung mit seinem blinkenden Geweih auch noch in der Feuerzangenbowle. Weihnachtsmärkte, was kann es schöneres geben?

Wer wird wichtig?

Otto Addo, der Nationaltrainer im Nebenjob. Eigentlich ist der Mann Talentetrainer bei Borussia Dortmund, für die WM hat ihn der BVB freigestellt. Nun steht er für Ghana an der Seitenlinie, das Geburtsland seiner Eltern. Das erste Spiel haben Addo und Ghana 2:3 gegen Portugal verloren, auch wegen eines ergaunerten Elfmeters von Cristiano Ronaldo. Gegen Südkorea sollte deshalb gewonnen werden. Ob Addo den Druck spürt? "Druck ist etwas ganz anderes. Ich hatte in meiner Kindheit Freunde in Ghana, die nicht wussten, was sie am nächsten Tag essen sollten, und wir reden hier über Fußball", sagte Addo vor dem Turnier der FAZ.

© Michael Hangst/Getty

Wer hat uns diese WM eingebrockt?

Worawi Makudi. Der Thailänder wurde verdächtigt, Fifa-Gelder, die zur Entwicklung des heimischen Fußballs gezahlt wurden, zu seinem eigenen Vorteil eingesetzt zu haben. Ein Klassiker. Aber Makudi war wohl noch kreativer: Der frühere Verbandschef von England, Lord Triesman, beschuldigte Makudi, er habe im Gegenzug für seine Stimme an England 2018 die TV-Rechte an einem Freundschaftsspiel Thailands gegen England gefordert. Makudi dementierte, natürlich. Undementierbar: Rund um die WM-Vergabe 2022 hat das katarische Unternehmen Qatargas einen Deal über verbilligtes Flüssiggas für Thailand eingefädelt. Zufälle gibt's.

© picture alliance/dpa | Bernd Weissbrod

Was gehört Katar noch so?

Ein Stückchen von Curevac. Wie groß der Anteil des katarischen Staatsfonds an dem Tübinger Biotech-Unternehmen ist, ist nicht bekannt. Was aber sicher ist: Katar hat schon bessere Investments getätigt. Curevac hat es im Gegensatz zu seinen Konkurrenten Biontech und Moderna bis heute nicht geschafft, einen Impfstoff gegen Covid auf den Markt zu bringen. So hat die Aktie allein innerhalb des vergangenen Jahres 80 Prozent an Wert verloren. Das weiß auch Curevacs Hauptanteilseigner Dietmar Hopp.

Das Zitat des Tages

"So ist der Fußball."

Für diesen Satz müsste Costa Ricas Kapitän Celso Borges eigentlich einen dreistelligen Betrag ins Phrasenschwein zahlen. Aber wer mit dem einzigen Torschuss im Turnier eine ganze WM-Gruppe durcheinanderwirbelt, dem sei die Platitüde verziehen.

© Marko Djurica/​Reuters

Wir wünschen einen guten Tag! 

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