germanynews02: Mein Ei und alles. Willkommen im Wochenende.

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Wochenende 07/2023

Mein Ei und alles. Willkommen im Wochenende.

Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe geht es viel um den Ort, den man Zuhause nennt. Christian Piechotta, geboren im Wedding, aufgewachsen im Waisenhaus, hat ihn vor vielen Jahren in der Berliner Heidestraße gefunden. Jetzt soll das Haus, in dem er wohnt, verkauft und abgerissen werden, weil es nicht passen will in den neu erschaffenen Stadtteil Europacity. Und er, Piechotta, passt der noch dort hin?

Ins Zuhause von Julia Sliwtschenko, ein Hochhaus in Kiew, schlug in den ersten Tagen des Krieges eine Rakete ein. Wie durch ein Wunder überlebten sie und ihre Tochter. Knapp ein Jahr später sind sie wieder in ihre Wohnung zurückgezogen. Alles ist renoviert – und nichts mehr, wie es war.

Gute Nachrichten haben wir, wie immer, aber auch. Zum Beispiel, dass es vollkommen okay ist, wenn auf Ihrem Küchentisch getragene Socken herumliegen.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Ihre Maris Hubschmid

Ressortleiterin Wochenende

Wie gefällt Ihnen ZEIT am Wochenende? Schreiben Sie uns an we@zeit.de. Unser aktuelles Onlinemagazin finden Sie hier.

Unsere Playlist bruncht ausführlich.

Wochenauswahl

Drei besondere Empfehlungen

Sein Block

Acht Klingelschilder und nur auf einem steht ein Name: Piechotta. So beginnt dieser Text meiner Kollegin Viktoria Morasch. In Piechottas Haus stehen sieben Wohnungen leer, mitten in Berlin. Die drumherum wachsende "Europacity" bietet Büros für mehr als 16.000 Menschen, Luxuswohnungen und Tiefgaragen, möblierte Mikroapartments samt Concierge. Piechotta hätte damit kein Problem. Hat Europacity eins mit ihm?

Doch, so etwas passiert in Deutschland

Als Vili Viorel Păun 18 ist, gehen seine Eltern Niculescu und Iulia mit ihm nach Deutschland. "Wir dachten, in Rumänien hat Vili keine Zukunft", sagt sein Vater. "Ich werde diese Entscheidung mein Leben lang bereuen." Vili starb beim Versuch, den Attentäter von Hanau zu stoppen. Seine Eltern sind in ihr Heimatdorf Singureni zurückgekehrt. Unser Kollege Christian Vooren hat sie drei Jahre nach dem Anschlag besucht.

"Wir sind ein Gefühl"

Waren Sie schonmal am S- und U-Bahnhof Neukölln? Dann können Sie sich vielleicht vorstellen, welch atmosphärischer Bruch das ist, wenn plötzlich zwei gut gelaunte junge Männer in Glitzeranzügen Zaubertricks von Weltklasse vorführen. "Zauberei ist oft elitär, die Tickets für Zaubershows sind teuer", sagt einer der Berliner, die sich "Siegfried & Joy" nennen. Ein Gespräch über den Ernst des Lebens, die Heiterkeit der Kunst und den Zauber des Moments.

Die Pflichtverteidigung

Unser Shitstorm-Abschirmdienst

Er kann da nichts für

Gustav heißt der Dackel, dessen Besitzer Marco Goecke Direktor des Staatsballetts von Hannover ist – vielmehr war, bis er diese Woche der FAZ-Kritikerin Wiebke Hüster Gustavs Exkremente ins Gesicht schmierte. Daran ist vieles kacke, aber auch, wie ein von Natur aus selbstbestimmtes Tier instrumentalisiert wurde, schreibt Christoph Schröder, Literaturkritiker und ehemaliges Vorstandsmitglied des Deutschen Teckelklubs.

Politisch motiviert

Was steckt dahinter?

Es geht um viel mehr als ein paar Euros

In Frankreich demonstrieren mehr als eine Million Menschen gegen eine Anhebung des Rentenalters, in Großbritannien streiken Lehrerinnen und Busfahrer, in Deutschland Postboten und Beschäftigte an Flughäfen. Allgemein werden diese Auseinandersetzungen als Interessenkämpfe um Geld wahrgenommen, bemerkt Lenz Jacobsen. Dabei richten sie sich gegen undemokratische Verhältnisse in einem unserer wichtigsten Lebensbereiche: der Arbeitswelt.

Sofalandschaften

Willkommen zu Hause

"Ordnung ist auch ein Statussymbol"

Dieser Beitrag hat mir seltsam gut getan: Die Psychotherapeutin KC Davis schildert, wie ihre Wohnung im Lockdown aussah. "Überall auf dem Boden lagen Sachen herum und wir mussten drübersteigen. Wollte ich das Baby füttern, musste ich erst ein Milchfläschchen hinter der Couch suchen und es abspülen. Acht Monate lang zogen wir frische Klamotten einfach aus einem Wäscheberg heraus." Die US-Amerikanerin zeigt Bewältigungsstrategien auf – auch gegen das schlechte Gewissen.

Soweit wir wissen

Die Welt verstehen

Das Universum als Deepfake

Die 34-jährige Physikerin Netta Engelhardt, mit der mein Kollege Robert Gast gesprochen hat, bringt etwas anderes um den Schlaf. Die Frage, was im Innern eines Schwarzen Lochs passiert. Ist unser Leben auf der Erde womöglich nur Simulation? Gibt es einen Tunnel in ein anderes Universum? Und was bedeutet das für die Schmutzwäsche in meiner Küche?

Wir nennen es Familie

Was uns verbindet

Alltag plus minus null

Die 47-jährige Galeristin, die in diesem Text ihre Nöte schildert, konnte während der Pandemie ihre Miete nicht zahlen. Die Sorge, auch das soziale Umfeld zu verlieren, war schrecklich, erzählt sie. Nicht allein in armen Familien ist Geld ein Thema. Und selten lässt sich die Angst vor sozialem Abstieg vor Kindern verheimlichen.

Kalle guckt

Was man wirklich gesehen haben muss

Ewiges Leben, unendliches Datenvolumen

"Kann sein, dass ich am vergangenen Sonntag, als in Berlin die Wahl wiederholt wurde, einen furchtbaren Fehler gemacht habe", schreibt unser Kolumnist Matthias Kalle. Er hat nämlich nicht die Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung gewählt, auch seinetwegen erhielt sie nur 0,2 Prozent der Stimmen. In "Upload" können sich Menschen als Datei in eine Cloud und ein von ihnen gewähltes Leben nach dem Tod hochladen. Klingt nach FDP? Die Serie spielt im Jahr 2033 – bis dahin wird in der Hauptstadt noch zweimal gewählt, mindestens.

Kurzzeitgedächtnis

Am 17. Februar 1673 erleidet Autor und Hauptdarsteller Molière bei einer Aufführung von "Der eingebildete Kranke" einen Schwächeanfall. Die Zuschauer denken, es handelt sich um eine Szene der Komödie. Molière stirbt.

Das kleine Feuilleton

Lesen: Raphaela Edelbauer

Hören: Charlotte Brandi

Sehen: Ant Man and the Wasp

Das große Ganze

Wofür leben wir eigentlich?

Ein Haus, in dem das Glück wohnte

Erst schrie die Katze, Sekunden später krachte die Iskander ins Schlafzimmer. Das 27-stöckige Wohnhaus in der Lobanowskij 6a im Kiewer Stadtteil Solomjanskij war das erste zivile Ziel eines russischen Raketenangriffs auf die Hauptstadt. Er riss zwei Stockwerke heraus, in einem lebte Julia Sliwtschenko mit ihrer Tochter. Und jetzt, knapp ein Jahr später, wieder.

Ode an ein Ding

Lange gesucht und endlich gefunden

Mutti ist die Beste

Haben auch Sie sich in Ihrer Jugend in Röhrenjeans gezwängt, die so taten, als könne man in ihnen durch die Prärie reiten, dabei konnte man nicht einmal einen heruntergefallenen Radiergummi aufheben? Fiona Weber-Steinhaus hat (wie ich) spät erkannt, dass die Jeans zum Körper passen muss, nicht der Körper in die Jeans. Und dann auch noch die eine für alle gefunden.

Von der Selbstliebe

Ich bin okay

Das bin ich auch

Irgendwann im Leben kommt der Punkt, an dem die Vergangenheit so groß geworden ist, dass wir sie nicht mehr ignorieren können. Eben noch bestimmte der Gedanke daran, was kommen kann, unser Tun. Auf einmal ist es die Frage, was wir verpasst haben.

Grünfläche

Fußball gehört dazu

Klarer Fall von Wahnsinn

"Die Winter-Wüsten-WM ist kaum verdrängt, da sprießen bereits neue Blütenträume der Fußballüberzüchter." Saudi-Arabien will die Weltmeisterschaft 2030 austragen und sich besser beleumundete Partner dazukaufen. Aus dem Treibhaus des Fußballkapitalismus berichtet Christof Siemes.

Geld für alle

Finanz- und Spartipps

Die fehlende Milliarde und wie Sie sie bekommen

Unsere Finanzrubrik heute aus der beliebten Reihe: "So können Sie Geld zurückfordern." Es ist nämlich so, dass Sie beim Sparen – ja, ganz genau – womöglich jahrelang Geld verloren haben. Falls auch bei Ihrer Bank unrechtmäßige Zinsklauseln entdeckt wurden, haben Sie bald nicht nur Ihr Z+-Abo und Ihr Frühstücksei wieder drin.

Frag Rose

Der Moment der Erleuchtung

Opfer im Topf

Eben noch war das Basilikum auf der Fensterbank sowas wie ein Versprechen, dass eines Tages wieder Sommer ist! Jetzt wirft es die Frage auf, ob auf dieser Erde überhaupt noch Leben möglich ist. Wer die Idee von Topfkräutern liebt, aber an der Realität verzweifelt, dem gibt Rose den Glauben an ein Happy End zurück.

Unser Personal Trainer

Jede Woche eine gute Übung

Das Ein- und Aufrollen

Andere Dinge funktionieren auf Anhieb, zum Glück, zum Beispiel diese zugegeben sehr simple Lieblingsübung von mir. Man kann eigentlich nichts falsch machen, aber alles richtig.

Wochenmarkt

Ein frisches Rezept

Kochen ist die beste Medizin

Mich hat diese Woche zum zweiten Mal Corona erwischt – viele andere Berlinerinnen und Berliner offenbar auch. Da kam uns dieses Hühnersuppen-Rezept gerade recht. Bleiben Sie gesund!

Anders betrachtet

Erfinden Sie eine Bildunterschrift

Platz 3: "Ich habe einen! - Wer hat mehr?" Getextet von Michaela Kiefer.

Platz 2: "Seht Leute - hier ist Rattus Rex, König der Ratten", eingeschickt von Harald Papenburg.

Platz 1: "Und ich leg noch 'n Aal obenauf!" Vielen Dank, Peter Bauhaus.

In "Anders betrachtet" suchen wir jede Woche eine witzige Zeile zu einem Foto, nun zu diesem. Schicken Sie uns Ihre Ideen, die besten präsentieren wir am kommenden Freitag.

Das war die Ausgabe 07/23 unseres Letters von ZEIT am Wochenende. Über Lob, Anregungen und Kritik freuen wir uns wirklich sehr.

Bildcredits: Thomas Winz/ Getty Images, Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE, Andreea Camoeanu für ZEIT ONLINE, Jan Kapitän für DIE ZEIT, Richard Newstead/ Getty Images, Krisztian Bocsi/ Bloomberg/ Getty Images, Cavan Images/ plainpicture, Mark Garlick/ Science Photo Library/ Getty Images, Forest Chis/ plainpictures/ plainpicture, Amazon Prime Video, Sasha Maslov für DIE ZEIT, Marcus Glahn für ZEIT ONLINE, Tomoko Mizuno, [M] ZEIT ONLINE, Fotos: Fadel Senna/ AFP/ Getty Images, Benoit Tessier/ AFP/ Getty Images, Malorny/ Getty Images, Florian Küttler/ Westend61/ Getty Images, Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE, Angelika Schwaff, Alan Freed/Reuters, Daniel Karmann/dpa