Der GenerationenwechselDeutschland steht vor einem Generationenwechsel, den die Gesellschaft in seinem Ausmaß und in seinen Folgen noch nicht verstanden hat. 2017 gehen die ersten Babyboomer in Rente; die starken Jahrgänge 1957 bis 1965 werden 60 und bereiten sich auf ihren Ausstieg aus dem Berufsleben vor. Ihren Höhepunkt erreicht die Entwicklung zwischen 2025 und 2032, wenn die 1964-er in den Ruhestand gehen: die Mitglieder des mit fast 1,4 Millionen stärksten Jahrgangs der deutschen Geschichte. Eine große, agile Rentnergeneration entsteht, die aufgrund ihrer schieren Größe Wahlergebnisse beeinflussen und Rentenkassen leeren wird.
Schon jetzt rückt die nächste Generation nach, wie meine Kollegen Anant Agarwala und Johanna Schoener in der neuen Ausgabe der
ZEIT zeigen – die Unter-40-Jährigen, die an die Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft und Medien drängen. Die erste Generation, die noch ohne Handy aufgewachsen ist, aber Smartphones nicht mehr aus dem Leben wegdenken kann.
In der Wissenschaft haben Karrieren einen längeren Anlauf, doch auch hier gewinnt eine neue Generation Sichtbarkeit: Man denke nur an Claudia Peus (*1977) und Lisa Herzog (*1983) in München, an Markus Gabriel (*1980) und Peter Scholze (*1987) in Bonn – oder an ambitionierte Wissenschaftsmanagerinnen wie Katrin Scheffer (*1978), Kanzlerin der Uni Hohenheim, Susanne Bowen (*1979), Kanzlerin der Hochschule Wismar, und Anne Schreiter (*1984), Geschäftsführerin der German Scholars Organization. Es ist eine Frage der Zeit, wann eine große Universität von einem Kind der 80-er geführt werden wird.
Das ist zunächst ein empirischer Befund, noch kein normativer. Eine Generation tritt langsam ab, eine neue tritt hervor. Doch Generationenwechsel verändern die Art, wie Menschen leben, arbeiten und forschen; die Art, wie Institutionen gestaltet sind. Die neue Generation ist pragmatisch; sie will nicht alles anders, aber manches besser machen als ihre Vorgänger. Das zeigte nicht nur die große Vermächtnis-Studie von ZEIT, infas und Wissenschaftszentrum Berlin (über die Rudi Novotny in den
CHANCEN schrieb), sondern auch eine heute erscheinende forsa-Studie der Körber-Stiftung, zu der das CHANCEN-Ressort einige Fragen zur Generation U40 beisteuern konnte.
Wie sich das in den Hochschulen niederschlägt, das können die jungen Entscheider nun zeigen.