| Hilfe bei Suizidgefährdung Am Dienstagabend wurde eine in Hamburg vermisste Polizeischülerin tot in einem Waldstück gefunden, sie soll sich das Leben genommen haben. Um Nachahmungsreaktionen zu vermeiden, wird das Thema Selbstmord in den Medien kaum behandelt, Grund ist der sogenannte Werther-Effekt. Wir haben mit dem Diplom-Psychologen und Suizidpräventionsexperten Georg Fiedler über Aufklärung und Hilfsmöglichkeiten für Betroffene und Angehörige gesprochen.
Elbvertiefung: Herr Fiedler, gibt es Anzeichen für eine Suizidgefährdung, eine Art Frühwarnsystem?
Georg Fiedler: Ja und nein. Menschen, die so verzweifelt sind und keinen Ausweg mehr sehen, gehen sehr unterschiedlich damit um. Manche reden überhaupt nicht darüber und machen einen Suizidversuch. Aber beim überwiegenden Anteil kann man davon ausgehen, dass sie vorher Hilfe gesucht haben.
EV: Wie können solche Hilferufe oder Signale von Suizidgefährdeten aussehen?
Fiedler: Es gibt kein eindeutiges Zeichen, außer dass jemand direkt sagt: Ich will nicht mehr leben. Und auch solche Aussagen werden oft nicht ernst genommen. Einige Betroffene ziehen sich aus Beziehungen zurück, verabschieden sich oder verschenken Dinge, die ihnen wichtig sind. Aber viele Suizidgefährdete tun sich schwer, darüber zu sprechen. Eine schwere Depression ist auch ein Zeichen; wenn jemand sehr mit sich selbst hadert, nicht mehr schläft, nicht mehr isst, dann sollte man nachfragen.
EV: Wie sollte man sich verhalten, wenn man den Verdacht hat, dass jemand Suizidgedanken hat?
Fiedler: Am besten ihn ansprechen und sagen: Ich hab das Gefühl, dass du verzweifelt bist. Wenn der Betroffene dann sagt: Ja, es ist so, sind zwei Dinge wichtig: zuhören und nicht werten. Also nicht sagen: Du bist doch noch so jung, da passieren noch andere schöne Dinge. Oder wenn es um eine Trennung geht: Der war doch eh nix für dich. Die Sorgen des Betroffenen ernst nehmen ist ganz wichtig. Manchmal hilft es dann schon, zu sprechen und deutlich zu machen, dass es Hilfe gibt.
EV: Sie meinen professionelle Hilfe, also Therapeuten und Psychologen?
Fiedler: Regelmäßig mit jemandem zu sprechen, der nichts mit dem eigenen Leben zu tun hat, kann sehr entlastend sein. Kollegen, Freunden oder Partnern kann man nicht alles erzählen. Und manchmal sind die auch Teil des Problems. Generell gibt es keine simple Erklärung für einen Suizid, zum Beispiel dass jemand Schulden hatte, verlassen oder gemobbt wurde. Ein Suizid ist immer der Endpunkt einer Entwicklung, an der viele Einflüsse beteiligt sind. Eine Trennung oder ein Verlust kann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, aber nicht die einzige Ursache.
Sofortige Hilfe erhalten Sie rund um die Uhr anonym und kostenlos bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 und im Internet.
Weitere Informationen bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) oder dem Nationalen Suizid-Präventions-Programm.
Pendlerströme entzerren Seit gestern diskutieren im mecklenburgischen Ludwigslust Experten über den Verkehr in der Metropolregion Hamburg. Dazu zählen neben unserer Stadt 19 Landkreise und kreisfreie Städte in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Rund fünf Millionen Menschen leben hier, mehr als 400.000 pendeln täglich – und die Tendenz steigt. Aber was hilft gegen Pendlerstrom und Staus? Soll man aus zweispurigen Straßen dreispurige machen? Das gehe schon nicht wegen des »Widerstands der Bevölkerung«, sagt uns Wolfgang Maennig, Verkehrswissenschaftler an der Uni Hamburg. Er schlägt andere Lösungen vor, um die Pendlerströme zu entzerren: Eine Möglichkeit sei »Telearbeit« (Sie nennen es vermutlich Homeoffice), da hinke Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Außerdem könne man sich am US-amerikanischen Modell der Straßennutzungsgebühren orientieren: Variable Gebühren könnten angehoben werden, »wenn die Infrastruktur knapp ist«, etwa zur Rushhour. Die Benutzung vor 7 Uhr und nach 20 Uhr könnte dagegen umsonst sein. Und das nachhaltigste Verkehrsmittel, der öffentliche Nahverkehr? Am Rand großer Städte komme es da häufig zu Brüchen, sagte beim Metropolregionsmeeting der Bonner Verkehrsexperte Michael Adler. Wer außerhalb wohne, müsse erst zur Haltestelle kommen, meist mit dem Auto, »und wer einmal drinsitzt, fährt dann oft durch bis zum Büro«. Eine Lösung: Carsharing-Stationen. Oder aber, das wäre unser Vorschlag: Man baut den Bus- und Bahnverkehr besser aus. |
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