Das Katarfrühstück: Ecuadors bekanntester Milchverkäufer

Die Fußball-WM am Dienstag, 29. November
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Die Fußball-WM am Dienstag, 29. November

von Tammo Blomberg
Redakteur Sport ZEIT ONLINE

Guten Morgen! Wie gelenkig sind Sie eigentlich so? Ich frage ja nur.

Die Szene des Vortages

Vincent Aboubakar ging fest davon aus, im Abseits zu stehen, andernfalls hätte er diesen Abschluss vermutlich gar nicht gewagt: Der Kameruner löffelte den Ball fast aus dem Stand über Serbiens 2,02 Meter großen Torwart Vanja Milinković-Savić hinweg. Er flog doppelt so hoch wie weit, landete knapp unter der Latte im Netz – und Aboubakar kniff sich resigniert in die Nase, statt zu jubeln. Doch das Tor zählte, Aboubakar holte seinen Jubel nach und kurz darauf gelang Kamerun sogar noch der 3:3-Ausgleich. Nun ist auch das Achtelfinale möglich, Kamerun muss nur noch … Brasilien schlagen. Und hoffen, dass die Schweiz nicht gewinnt. Irgendwas ist immer.

© ANTONIN THUILLIER/AFP via Getty Images

Das Spiel des Tages

Als wären die Spiele des Iran nicht schon brisant genug, steht nun auch noch ein entscheidendes Gruppenspiel gegen die USA an. Es könnte die politisch aufgeladenste Partie dieser politisch aufgeladenen WM sein. Dass der Ex-US-Coach Jürgen Klinsmann sich vorab über die iranische "Kultur" ausließ – natürlich mit dem ihm eigenen Feingefühl –, hat die Konstellation auch nicht entschärft. Was vielleicht etwas Druck von den Iranern nimmt: Fürs Weiterkommen reicht ihnen ein Unentschieden. Vorausgesetzt, England verliert nicht parallel das britisch-britische Duell gegen Wales. Eine Partie, für die man sich ganz sicher das kurz vor Turnierstart ausgesprochene Alkoholverbot ausgedacht hat.

Die Alternative des Tages

"Wer Haltung zeigen will, muss sich in Gelenkigkeit üben", sagt der Philosoph und Fußballfan Wolfram Eilenberger über die deutsche Nationalmannschaft. Also, auf geht's zum Yoga! Schnappen Sie sich Ihre Matte, melden Sie sich beim Kurs um die Ecke an und schauen Sie zur Abwechslung mal als Hund auf etwas herab. Aber Obacht: "Gelenkigkeit setzt Rückgrat und Knochenfeste voraus, sonst wäre es ja keine Leistung."

© ANTONIN THUILLIER/AFP via Getty Images

Wer wird wichtig?

Enner Valencia, Ecuadors bekanntester Milchverkäufer. In seiner Jugend verdiente Valencia mit dieser Tätigkeit seine Empanadas – und seine ersten Fußballschuhe. Keine schlechte Investition, mittlerweile hat er sechs WM-Tore geschossen und damit genau so viele wie Arjen Robben, Thierry Henry oder Neymar. Im Unterschied zu den dreien schaffte er das allerdings, ohne ein einziges Mal in der K.o.-Runde gestanden zu haben. Das könnte sich heute ändern, Ecuador fehlt nur noch ein Punkt gegen Senegal zum Achtelfinale. Spätestens dann dürfte Valencia eine landesweite Empanada-Flatrate sicher haben. Für den Rest seines Lebens.

Wer hat uns diese WM eingebrockt?

Jérôme Valcke, der französische Vielflieger. Er kam 2003 als Marketingdirektor zur Fifa, verlor diesen Job aber wieder, nachdem er versucht hatte, den Kreditkartenhersteller und Fifa-Marketingpartner Mastercard über den Tisch zu ziehen. Das kostete die Fifa 90 Millionen US-Dollar. Mit so viel krimineller Energie empfiehlt man sich natürlich für wichtigere Posten, also holte Sepp Blatter Valcke 2007 als Generalsekretär zurück. Endgültig Schluss war dann 2015, im großen Fifa-Umbruchsjahr. Seitdem ist Valcke gesperrt, unter anderem wegen illegaler Ticketdealerei und seiner Privatflüge auf Fifa-Kosten: Valcke soll mit seinen Luxusreisen rund zehn Millionen Euro verfeuert haben. Ob er seine Drinks in der Luft mit Mastercard bezahlt hat?

© Dennis Grombkowski/Getty Images

Was gehört Katar noch so?

Ein paar Stockwerke des Empire State Buildings. 622 Millionen US-Dollar gaben des Emirs Finanzjongleure 2016 aus, um zehn Prozent des Empire State Realty Trust zu erwerben. So heißt die Firma, die den weltweit berühmtesten Wolkenkratzer besitzt (und noch ein paar andere Gebäude in Manhattan). Gewagte These, ich weiß, aber: Ob die al-Thanis eine Schwäche für Hochhäuser haben?

© Spencer Platt/Getty Images

Held des Tages

Mario Ferri, der Mann, der in der 51. Minute des Spiels Portugal gegen Uruguay den Rasen stürmte, um ein paar Botschaften loszuwerden: "Save Ukraine" stand auf der Vorderseite seines Superman-Shirts, "Respect for Iranian Women" auf der Rückseite. Dazu schwang er die Regenbogenfahne, das Streitsymbol der vergangenen Wochen. Auf seinem Instagram-Profil nennt sich Ferri "Beeinflusser des Wahnsinns". Ob er vielleicht auch auf die Fifa Einfluss nehmen kann?

© Laurence Griffiths/Getty Images

Wir wünschen einen guten Tag! 

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