Das Katarfrühstück: Über ein ganz lautes Schweigen

Die Fußballweltmeisterschaft am Dienstag, 22. November
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Die Fußballweltmeisterschaft am Dienstag, 22. November

von Christian Spiller
Ressortleiter Sport ZEIT ONLINE

Guten Morgen! Die einen haben Mut, die anderen nicht. So ist es im Leben, so ist es im Fußball.

Die Szene des Vortags

Lauter hat lange niemand mehr geschwiegen. Irans Fußballer sangen vor dem 2:6 gegen England ihre Hymne nicht mit. Solidarität mit der Protestbewegung daheim, das iranische Staatsfernsehen unterbrach die Übertragung. Was den Spielern nach ihrer Rückkehr droht, kann nur gemutmaßt werden. In jedem Fall steht die Szene im größtmöglichen Kontrast zur Hasenfüßigkeit der europäischen Verbände, die es aus Furcht vor der Fifa nicht wagten, ihre Kapitäne mit einem "One Love"-Bindchen aufs Feld zu schicken. Die einen riskieren Gefängnis, die anderen nicht mal eine Gelbe Karte.

REUTERS/Marko Djurica TPX IMAGES OF THE DAY

Das Spiel des Tages

Frankreich gegen Australien (20 Uhr, ZDF). Bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften musste sich der aktuelle Titelverteidiger jeweils nach der Vorrunde verabschieden. Jogi Löw weiß das. Frankreich würde das nicht passieren, dachten alle, bis sich plötzlich N'Golo Kanté, Paul Pogba, Christopher Nkunku und zuletzt auch noch der Weltfußballer Karim Benzema verletzt abmelden mussten. Allerdings: In einer Mannschaft, in der sich Mitspieler gegenseitig erpressen und Spielermütter zanken, kann auch weniger Startum mehr sein.

Die Alternative des Tages

Fußball kann gerade ziemlich nerven, da liegt es auf der Hand, den Ball stattdessen in ebenjene zu nehmen. Gleich vier Vereine aus Deutschland sind heute Abend in der European League des Handballs im Einsatz: Frisch Auf Göppingen, die SG Flensburg-Handewitt, die Füchse Berlin und HC Saporischschja. Wenn Sie nun stutzen, doch, Geografiekenntnisse sind vorhanden. Das ukrainische Team aus Saporischschja ist wegen des Krieges derzeit in Düsseldorf beheimatet. Mein Kollege Jens Wohlgemuth hat die Mannschaft vor ein paar Wochen besucht.

Wer wird wichtig?

Er.

REUTERS/Kai Pfaffenbach

Lionel Messi wird ins Turnier eingreifen. Um 11 Uhr gegen Saudi-Arabien. Klingt wie ein Agatha-Christie-Krimi, ist aber der Auftakt zur letzten Gelegenheit des kleinen Argentiniers, seine Karriere als Größter aller Zeiten zu beenden. Messi selbst betonte am Montag, es sei definitiv seine finale WM. Eine Chance also hat er noch, es seinem Vorbild Diego Maradona gleichzutun und mit dem WM-Pokal im Poncho zurückzukommen.

REUTERS/Andrea De Silva/File Photo

Wer hat uns diese WM eingebrockt?

Jack Warner aus Trinidad und Tobago war mal Geschichtslehrer, entschied sich aber dann, Fußballfunktionär zu werden. Gut für den Funktionär, schlecht für den Sport. Warner galt als eBay des Fußballs: Seine Stimme ging stets an den Meistbietenden. Und nicht nur seine, Warner organisierte zur Fifa-Präsidentenwahl stets noch 30 weitere Stimmen aus dem Karibikraum. Bis er aufflog. Warner wurde 2015 von einem Bundesgericht in New York City angeklagt, unter anderem wegen Betrug und Geldwäsche. Erst vor wenigen Tagen beschloss ein Gericht die Auslieferung in die USA. Was einige in der Fußballwelt frösteln lassen könnte, denn schon vor ein paar Jahren kündigte Warner einen Tsunami an Enthüllungen an. Er soll übrigens auch für die WM 2006 in Deutschland gestimmt haben.

Was gehört Katar noch so?

Der VW Golf, zumindest zwei Kotflügel davon. Die Qatar Holding, eine Tochter des katarischen Staatsfonds, hält 17 Prozent an Volkswagen. Katar fährt also immer mit. Und plötzlich bekommt der Name des seit Äonen beliebtesten deutschen Automodells einen ganz neuen Klang.

PATRIK STOLLARZ/AFP via Getty Images

Das Zitat des Tages

"Packts zam und kommts nach Hause"

(Der Rennrodler Felix Loch in Richtung der deutschen Nationalelf nach dem Bindengate)

Wir wünschen einen guten Tag! 

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