| Guten Morgen, | | |
was ist Superfood? Das sind eigentlich Lebensmittel, die besonders förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden sind, die sogar, so eine Definition des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel, »einen höheren gesundheitlichen Nutzen als andere Nahrungsmittel haben«. Superfood ist ein Megatrend. Es gibt es auch in Pillenform mit Namen wie »Detox« oder »Immun«, und neulich stellte in der Vox-Show »Höhle des Löwen« ein Hamburger ein neues pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel namens »Veluvia« vor. So überzeugend, dass sich gleich mehrere anwesende Geldgeber am Geschäft mit den Pillen beteiligen wollten. Den Zuschlag bekamen der weithin bekannte Investor Carsten Maschmeyer und der Verkaufsexperte Ralf Dümmel. Und schon während der Sendung ging die Nachfrage nach Veluvia durch die Decke. Nun fragt sich die Verbraucherzentrale Hamburg, warum Superfood in Pillenform gerade so gehypt werde, »denn die Versprechungen sind vage und wissenschaftlich nicht belegt«. Bei Veluvia etwa würden »alle Register zur Vermarktung eines Wundermittels gezogen«, schreiben die Verbraucherschützer auf ihrer Seite. »Rechtlich wenig angreifbar wird der Gründer in Berichten beispielsweise mit den Worten zitiert: ›Leute, die mich von vor drei oder vier Jahren kennen, sagen, ich sehe zehn Jahre jünger aus.‹ Und angesichts eines Werbespruchs von Veluvia – »Hast Du heute schon genug Obst & Gemüse gegessen?« – haben sich die Experten gleich mal das Produkt Veluvia »Green« angesehen, eine Mischung aus 14 Obst- und Gemüse-Pulvern und -Extrakten sowie Grüntee-Extrakt; sogar bio. Ihr Fazit: Die Inhaltsstoffe ersetzen keineswegs eine ausgewogene Ernährung. Ganz im Gegenteil: Rechne man anhand der empfohlenen Tagesdosis der Pillen etwa die in den Packungen enthaltenen Mengen an Erdbeer- und Brokkoli-Pulver um, könne das – »grob über den Daumen gepeilt« – »höchstens einem Drittel einer frischen Erdbeere und einem kleinen Einzelröschen Brokkoli pro Monat (!) entsprechen«.
Die »Mikromengen«, so die Verbraucherschützer, »sind ein Hohn«: »Selbst wenn man davon ausgeht, dass das Pulver konzentrierter ist als frisches Obst, sind die Mengen in den Kapseln marginal – dafür sind sie mit 118,70 Euro pro 100 Gramm schön teuer.«
Dem »Hamburger Abendblatt« sagte der Hersteller Veluvia dazu, man entziehe den Obst- und Gemüsesorten schonend und im Schockfrostverfahren unter null Grad das Wasser. »Dadurch reduziert sich das Gewicht um 90 bis 98 Prozent je nach Sorte«, zitiert das »Abendblatt« die Veluvia-Geschäftsführerin Beatrice De Francesco. Teilweise würden »die Gemüsesorten noch weiter konzentriert, das heißt von unnötigen Bestandteilen befreit«. Es komme aber nicht auf die Menge an, sagt sie noch, »sondern auf den Nährstoffgehalt«.
Superfood also mit Miniinhalt: »Für uns«, schreibt die Verbraucherzentrale, »ist die TV-Show auf VOX die ›Butterfahrt‹ des digitalen Zeitalters. Verbrauchern werden subtil und mit viel Tamtam überteuerte und häufig nutzlose Produkte angedreht. Fallen Sie nicht darauf herein!« Vielleicht kommt das für viele etwas spät.
Sieht man die Bahn vor lauter Bäumen nicht?
Die Züge von Hamburg nach Berlin fuhren gestern wieder, in der Gegenrichtung allerdings nur über eine Umleitung via Stendal und Uelzen. In den Köpfen ist das Bahn-Chaos aber noch lange nicht vorbei. »Wieso fallen Bäume nie auf Autobahnen?«, fragte sich nicht nur eine Leserin. Jedes Mal wenn es stürmt, so wie letzte Woche im Fall von »Xavier«, hat man den Eindruck, dass alle Bahnstrecken durch den Wald führen. Das ist nicht einmal so abwegig: Die Deutsche Bahn ist einer der größten Waldbesitzer in Deutschland und beschäftigt sogar etwa 20 eigene Förster, erklärte uns eine Bahnsprecherin. Die Bepflanzung am Gleis würde jedoch regelmäßig kontrolliert und zurückgeschnitten. An besonders gefährdeten Stellen sogar in einem V-Schnitt, bei dem die Bäume, je dichter sie am Gleis stehen, desto kleiner gehalten werden. Dass sich von gesunden Bäumen trotzdem Äste lösten und die Oberleitung beschädigten, das, so die Sprecherin, könne man einfach nicht verhindern. Ein Paradoxon: Die Bahn sagt, sie mache alles richtig – und trotzdem landen nicht nur Zweige, sondern ganze Bäume auf den Gleisen. Da muss man doch vermuten: Ganz so optimal läuft es doch nicht. Im Nachgang, so die Sprecherin, werde man sich noch einmal Gedanken machen, wie sich die Bahn auf solche extremen Wetterlagen besser vorbereiten könne. Ob nun künftig bei Orkanwarnung, aber ja nicht früher (Prophylaxe ist uncool), Bahnleute mit Motorsägen im Laufschritt ausrücken? Das durch die Community der Bahnreisenden geisternde Argument, das Baum-Desaster habe an übermäßigen Umweltschutz-Auflagen gelegen, weist wiederum der Nabu zurück: Zwar darf man Bäume sieben Monate im Jahr nicht fällen, aber: Verkehrssicherheit gehe klar vor Umweltschutz, sagt Birgit Hilmer, Pressesprecherin des Nabu Hamburg. Das regle Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes. |
|
|